Endstation Dönerstand
Es war wieder eines der Wochenenden, wo mein alter Studienkollege und ich bei unserem Stammdönerstand landeten. Nur nach zehn vergeblichen Versuchen in eine Location einzutreten, hatten wir es aufgegeben – früher schafften wir viel höhere Quoten.
Diesmal war es bei ihm die „unpassenden“ Schuhe und bei mir der „böse“ Blick oder auch umgekehrt, die den Türstehern nicht gefiel. Na Gott sei Dank! Die Nerven für die Standardausrede „Nur Stammgäste heute!“ hätte ich nämlich nicht gehabt.
Wir zogen uns zum Dönerstand zurück und verzehrten die Dürüms, die uns einen roten, aggressiven Gesichtsausdruck bescherten. Nein, es lag nicht an der Schärfe, sondern es war die Wut wieder einmal abgelehnt zu werden.
Wie immer blieben wir einige Stunden beieinander, weil ein frühzeitiges Nachhause gehen nur ein Misstrauen in der Familie erweckt hätte, der wir dann beibringen müssten, dass wir nicht als Teil dieser Gesellschaft akzeptiert werden. Um dieses Schamgefühl zu entgehen, blieben wir noch und bestellten zwei weitere Dürüms mit mehr Scharf und unterhielten uns über aktuelle politische Themen wie über den Herrn Integrationsstaatssekretär und sein Verständnis für Integration.
Er möchte MigrantInnen mehr fördern, hieß es. Inbesondere jene, die die Schule abbrechen und aus dem Grund keinen Job finden – „das ist ja toll“, dachten wir zuerst. Die Ursache führt er auf die bösen Migranteneltern zurück, die schuld sein sollen, weil sie sich zu wenig um ihre Kinder kümmern. Mit 1500€ will er sie motivieren. Hier handelt es sich aber nicht um Fördergelder sondern um eine Geldstrafe für jene Eltern, deren Kinder die Schule schwänzen!
„Er ist wahnsinnig! Soviel verdiene ich nicht einmal in zwei Monaten.“, kommentierte der Kebabverkäufer sehr besorgt, der offensichtlich mitlauschte. Eine nachvollziehbare Reaktion des Kebabverkäufers, der deutlich unter dem Durchschnitt verdient und in seinem Leben nie etwas geschenkt bekommen hatte.
Vermutlich wird er es auch nie bekommen, auch keine Position, wo er über 14.000€ monatlich verdienen wird. Er muss sich aber trotzdem wie wir anhören müssen, dass ein kaputter Kassettenspieler nun das Sagen über die Integration hat und solange uns mit seinen gängigen Sprüchen nerven kann und wird, bis die verzehrten Dürüms hochkommen.
Dass Sebastian Kurz die Schuld für die „nichtgelungene“ Integration bis jetzt nur bei den MigrantInnen sucht und findet, ist nichts neues. Ich wünschte mir, dass er sich wenigstens die Mühe gibt, mein authentisches Buch zu überfliegen. Denn Schulschwänzen, Arbeitslosigkeit oder Zukunftsraub ist nicht nur den Eltern von MigrantInnen zuzuschreiben. Wer das aber trotzdem macht, ist weder daran interessiert Probleme fairerweise zu lösen oder hat noch ein Herz für Integration.
Wer also unter diesen Umständen, wo Diskriminierungen am Arbeitsplatz unter den Teppich gekehrt werden, wo das Schulsystem und die Gesellschaft die Zukunft UNSERER Kinder und Österreichs ausrauben, nach Erfolg und Anerkennung sehnt, der wandert am besten aus oder gründet einen eigenen Dönerstand, bis die Integrationspolizei nicht mit neuen Strafen kommt.
ein Kommentar
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georg holzmann
übersinn und unsinn solcher aktionen lest sich streiten aber fakt ist das die schulpflicht für alle gelten muss. die eltern sind nunmal die verantwortlichen für den regelmäsigen schulbesuch und somit die ersten ansprächpartner beim schulschwänzen Geschrieben um 24. März 2012 um 19:36 Uhr