Filmtipp: Gentrifizierung auf höchstem Niveau
Der Film „Jakarta Disorder“ porträtiert zwei indonesische Aktivistinnen Anfang 60. Sie kämpfen gegen Armut, gegen häusliche Vertreibung und für eine gerechte Demokratie.
„Was wollt ihr?“, fragt die Intellektuelle Wardah Hafidz ihre Anhänger der Organisation UPC (Urban Poor Consortiums). Sie möchte die verarmte Bevölkerung in Indonesien für die nächsten Wahlen sensibilisieren. Sie sollen nicht wieder auf leere Wahlversprechen hereinfallen und den Kandidaten wählen, der auch wirklich für ihre Rechte eintritt. Denn bisher gaben die Politiker nur vor, das Land demokratisch zu regieren. Mit den Antworten auf die Frage entsteht ein Katalog, den ein Wahlkandidat unterschreiben soll, um dann von den UPCs gewählt zu werden. Ein moralisch bindender, aber kein gesetzlich rechtlicher Vertrag.
Der Film „Jakarta Disorder“ von Ascan Breuer begleitet zwei dieser politischen Aktivistinnen. Oma Dela ist Anfang 60 und lebt mit ihrem Sohn und Enkeln in einem Kampung. Einem Slum, das sich die mittellosen Menschen in Jakarta selbst aufgebaut haben. Diese Menschen werden von der indonesischen Regierung vernachlässigt und mittlerweile vom wütenden Wirtschaftsaufschwung verdrängt. Obwohl es für die Bebauung der Kampungs keine rechtlichen Genehmigungen gibt, ist die Gentrifizierung in vollem Gange.
Wardah Hafidz, die genau so alt ist wie Oma Dela, möchte helfen. Durch ihr Wissen und ihren Ehrgeiz, will sie die Menschen in den Kampungs davon überzeugen, dass sie als Wahlberechtigte Einfluss gewinnen können, wenn sie sich nur ausreichend informieren und sich zusammenschließen. Mit ihrer gegründeten Organisation UPC, hält sie Workshops ab, organisiert Demonstrationen und spricht mit Politikern, um ihr Ziel zu erreichen: Einen unterschriebenen Vertrag über gemeinsame Interessen zwischen den Kampung-Bewohnern und einem Wahlkandidaten.
„Jakarta Disorder“ seit 13. Juni im Topkino, Wien.