Mexikanische Medien: Lupita Nyongo´o ist eine Mexikenianerin
Lupita Nyongo´o hat vor zwei Tagen als zweite Afrikanerin in elf Jahren – nach der Südafrikanerin Charlize Theron – einen Oscar für ihre Rolle als beste Nebendarstellerin in „12 Years a Slave“ erhalten. Viele wissen nicht, dass Lupita Nyongo´o gebürtige Mexikanerin ist. Wie berichten mexikanische Medien über die junge Schauspielerin, die sich selbst als „Mexikenianerin“ bezeichnet? Ein Medienspiegel von Magdalena Jetschgo aus Mexico City.
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- Milenio
In diesem Artikel berichtet Milenio, dass Nyong’o Tochter kenianischer Eltern ist und 1983 in Mexiko-Stadt geboren wurde. Aufgewachsen ist sie in Kenia, mit 16 brachten sie ihre Eltern nach Mexiko, damit sie Spanisch lerne. Schauspielunterricht besuchte sie an der Universität Yale, USA. Was ihre Identität angeht, habe sie sich beim letzten Filmfestival in Toronto als „mexikenyan“ bezeichnet, Mexiko hätte einen wichtige Platz in ihrem Herzen. In einem weiteren Artikel bezeichnet Milenio sie als „mexicokeniana“.
- El Universal
„Der Oscar ist rein mein Verdienst“, so die Schauspielerin, die stolz auf ihre mexikanischen und kenianischen Wurzeln ist. Über den preisgekrönten Film sagt sie: „Es entfällt mir nicht einen Moment, dass so eine große Freude in meinem Leben auf so viel Schmerz einer anderen Person zurückgeht. Deshalb will ich Patsys Geist grüßen und ihr für ihre Orientierung danken.“ Über den Tag des Oscarverleihung sagt sie: „Das ist einer der schönsten Tage meines Lebens. Ich bin mir sicher, dass die Toten aus jener Zeit, in der der Film spielt, jetzt zuschauen und so dankbar sind wie ich.“ Und ihre berührende Dankesrede beendet sie mit den Worten: „Wenn ich den Oscar so ansehe, möchte ich allen Kindern sagen, dass, unabhängig davon, woher sie kommen, ihre Träume ihre Berechtigung haben.“ Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto gratulierte Nyong’o, der „geborenen Mexikanerin“, per Twitter zu ihrer „Darstellungskraft, die sie zur Oskargewinnerin machte“. Ebenso per Twitter der Chef der Stadtregierung von Mexiko-Stadt, Miguel Ángel Mancera: „Herzlichen Glückwunsch den Mexikanern Cuarón, Lubezky und Nyong’o zum Oscar. Mexiko ist stolz auf euch.“
Uhuru Kenyatta, Präsident Kenias, gratulierte Lupita Nyong’o, der ersten Person dieses afrikanischen Landes, die mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. „Glückwunsch, Lupita Nyong’o zu deinem Oscar. Du bist der Stolz Afrikas“, schrieb Kenyatta in seinem offiziellen Twitter-Account. Der Sieg der Schauspielerin sorgte für Aufsehen in Kenia. Die Medien sowie die Bürger in den sozialen Netzwerken beglückwünschten sich zum historischen Erfolg ihrer Landesgenossin. Die Schauspielerin, deren Name sich auf Maria von Guadalupe (Anm.: “Maria morena”, Schutzpatronin Lateinamerikas, wird in Mexiko besonders verehrt) bezieht, lernte Spanisch als sie als 16-Jährige einige Zeit in Mexiko verbrachte. Quelle ist hier .
- Excelsior
Mexikenian Lupita Nyong’o, getauft auf den mexikanischsten aller Namen. „Ich bin Chilanga“, sagt sie von sich selbst (Anm: Chilangos = Bewohner von Mexiko-Stadt). Sie hofft, eines Tages nach Mexiko zurückzukehren, weil sie das Essen sehr liebt und noch viele Freunde dort hat. Wie es nach dem Oscar weitergeht erzählt sie hier.
- La Jornada
Widmet Nyong’o nur zwei kurze Absätze, in denen über den Erfolg der in Mexiko geborenen kenianischen Schauspielerin berichtet wird.
- Televisa (gemeinsam mit TV Azteca DAS TV-Monopol in Mexiko)
Nyong’os Eltern flüchteten vor Kenias autoritärem Regime nach Mexiko-Stadt, jedoch bereits bevor Lupita ein Jahr alt war, ging’s zurück nach Kenia. Als 16-Jährige lebte sie ein Jahr in Mexiko, seitdem habe das Land „einen besonderen Platz in ihrem Herzen“. Die Schauspielerin definiert sich selbst als „mexikeniana“.
- Sipse.com
Dieses Medium ist in den drei südlichen Bundesstaaten Yucatán, Campeche und Quintana Roo präsent und widmet Lupita Nyong’o einen längeren Artikel.
Lupita Nyong’o ist wohl die einzige Gewinnerin, der von zwei Präsidenten gratuliert wurde: dem mexikanischen und dem kenianischen. Lesen Sie mehr hier.
In einer UN-Konferenz in Nairobi applaudierten mehr als 300 Personen Wanjira Maathai, Tochter der verstorbenen kenianischen Nobelpreisträgerin Wangari Maathai, die Nyong’o in ihrer Rede erwähnte: „Alle haben wir erwartet, dass sie gewinnen wird. Alle fühlten sich sofort zu ihr hingezogen – sie ist eine kenianische Frau. Ein Großteil ihrer Arbeit geschah in Kenia, ihre ersten Erfahrungen mit Kino machte sie in Kenia. Sie macht Kenias Namen alle Ehre.“
Maathai berichtet weiter: „Nyong’o bezieht sich bezüglich ihres Erfolges auf viele schwarze Schauspielerinnen, die ihr vermittelten, dass sie jemand sein könne und im Filmbusiness Erfolg haben könne.“ Weiters spricht Maathai von der Wichtigkeit von Vorbildern (role models).
Kurz bevor Nyong’os Oscar-Gewinn verkündet wurde, hatte der kenianische Präsident eine Pressemitteilung herausgeben lassen, in der er meinte, dass Nyong’os Erfolge ihr Talent bezeugten, sowie ihre Bestimmung, das ‚Mehr‘ zu geben, das den Erfolg ausmache. Er sprach außerdem davon, dass Kunst und Kultur in Kenia mehr Unterstützung erhalten und Jugendliche zu Stipendien Zugang haben sollten, die ihnen die Beteiligung an künstlerischen Projekten ermöglichen. „Lupita möge die Erste in einer langen Liste von zukünftigen Oscar-Gewinnerinnen Afrikas und Kenias sein“, so der Präsident.
David Opondoe, Geschäftsführer von Phoenix Players, einem kenianischen Theaterunternehmen, in dem Nyong’o ihre Karriere begann, berichtet in dem Artikel, dass der Erfolg der Schauspielerin zufolge haben werde, dass sich viele dem künstlerischen Bereich in Kenia zuwenden. „Es zeigt, dass es große Talente gibt, oft fehlen lediglich die Möglichkeiten. Es wird Zeit, dass die Eltern und die Regierung einsehen, dass Schauspielerei kein Zeitvertreib ist, sondern etwas, das man professionell ausüben und womit man große Erfolge haben kann“, so der Theaterdirektor.
- El Mañana
Auf die Frage, wieviel des Oscars ihrem Geburtsland Mexiko zuzurechnen sei, meinte die Schauspielerin, dass der Preis allein ihr Verdienst sei. Sie fühle sich beiden Ländern zugehörig: Mexiko und Kenia. Auch, wenn sich diese beiden Länder offiziell streiten würden, welchem Land sie nun zugehörig sei. Hier befindet sich der Artikel.
- Vanguardia
Der Artikel spricht davon, dass die Schauspielerin fünf Geschwister hat und dass es für ihre Eltern immer wichtig war, dass ihre Kinder ihre jeweilige Berufung fänden. Weiters wird über die Gründe, warum die Familie Kenia verlassen hat, berichtet: Vater Peter Anyang’ Nyong’o schloss sich der demokratischen Opposition an, noch bevor Präsident Daniel Arap Moi 1991 das Mehrparteiensystem im Land zuließ. Um die Sicherheit der Familie zu gewährleisten, wurde Mexiko-Stadt für eine Zeit ihr Zuhause. Nyong’os Vater ist heute Senator und ihre Mutter Direktorin der Africa Cancer Foundation. Nyong’o erzählt von ihrem Jahr in Taxco, Mexiko, in dem sie an Kursen der Universidad Nacional Autónoma de México teilnahm und so die spanische Sprache und die lateinamerikanische Kultur sehr schätzen lernte. Um über ihre Identität Auskunft zu geben, hat sie – obwohl sie die mexikanische Staatsbürgerschaft nicht besetzt – den Ausdruck „mexikeniata“ eingeführt.
Lupita Nyongo´o – “una auténtica princesa de chocolate“
Ich will diesen Medienspiegel ja eigentlich nicht mit etwas Unerfreulichem abschließen, aber um zu zeigen, dass M-MEDIA auch hier tätig werden könnte ;-), sei folgender Auszug angeführt: Bei der Beschreibung von Lupitas Look – in vielen Medien wird sie für ihr Modebewusstsein gelobt – fügte das Medium „Informador“ hinzu: “es una auténtica princesa de chocolate“ – eine „Schokoladenprinzesin“, das wäre doch im deutschsprachigen Raum eher undenkbar, oder?