Sternsinger: Schwarzes Gesicht und weisse Hände
Jedes Jahr wird in der römisch-katholischen Kirche die Tradition der drei heiligen Könige gefeiert. Immer wieder sehen wir weisse Kinder mit Schwarz bemalten Gesichtern die Rolle der Schwarzen Kinder spielen. Als ob es in der römisch katholischen Kirche in Österreich kein schwarzes Kind gäbe.
Alljährlich gehen am 6. Jänner, dem Tag der Heiligen Drei Könige, tausende Kinder in Österreich als Caspar, Melchior und Balthasar von Tür zu Tür, verkünden die Geburt Christi, wünschen Glück und Segen für das neue Jahr und sammeln Spenden für bedürftige Menschen, auch für den Süden dieser Erde. Dieser Tag könnte ein Zeichen für Respekt, Akzeptanz, und Inklusion werden. Die kleinen Könige – verkleidet, wie wir uns heute die drei Heiligen vorstellen – wünschen nicht nur Frieden, sondern singen auch als Botschafter der Nächstenliebe für sogenannte „Arme Menschen in der Dritten Welt“.
In unseren Häusern sind sie immer willkommen. Auf unsere Türen schreiben sie mit geweihter Kreide „20 C+M+B 11“. Es bedeutet auf lateinisch „Christus Mansionem Benedicat“ („Christus segne dieses Haus“). Nur selten kommt es vor, dass jemand gar nichts geben möchte. Das Geld, das gesammelt wird, unterstützt auch Menschen in den Ländern des Südens. Einige Projekte werden gefördert, Leben werden gerettet, Hoffnung wird gegeben. Durch diese Projekte lernen diejenigen, die im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagiert sind und die aus Österreich kommen, andere Gesichter,andere Kulturen und andere Menschen kennen. Das macht Freude. Die Welt globalisiert sich…
Doch langsam…..
Doch langsam: Es ist leicht zu sehen, dass der Heilige Caspar hierzulande ein „schwarzes“ Gesicht und „weiße“ Hände hat, um die Rolle eines „Schwarzen“ zu spielen. So wie in manchen amerikanischen Filmen weiße Schauspieler mit Schuhcreme im Gesicht Schwarze mimten. Heute würde letzteres als politisch unkorrekt bezeichnet werden.
Die Sternsinger als Symbol gegen Rassismus und Ausgrenzung
Vor vielen Jahrhunderten versinnbildlichten die drei Könige die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika. Wäre es nicht empfehlenswert, wenn unsere Sternsinger heute auch als Zeichen der Inklusion und Partizipation gelten würden? Oder werden weisse die Rolle der Schwarzen immer wieder spielen und dadurch die Vorurteile bekräftigen? Vielleicht könnten afrikanische Kinder das schwarz angemalte Gesicht in der Gruppe ersetzen. Vielleicht wird auch ein Kind aus Asien Balthasar sein. Wir sollten nicht nur von der Globalisierung sprechen, sondern die eine Welt in ihrer Vielfalt praktizieren – für eine Welt der aktiven Solidarität.
ein Kommentar
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Ogdan Ücgür
Tja - bei uns finden sich kaum noch irgendwelche Kinder, die bei den Sternsingern mitmachen möchten. Es würde jeder sehr gerne genommen, um mit ein wenig Zeit die sozialen Projekte der Sternsinger zu unterstützen und etwas über Gleichaltrige in anderen Ländern zu erfahren. Es kommen aber nur noch wenige. Jeder würde gerne aufgenommen, egal welche Religion, Rasse oder soziale Schicht - bei den Gemeinden sind alle immer willkommen, wenn Sie denn kämen ... Geschrieben um 26. November 2012 um 16:29 Uhr