Vor 5 Jahren: Warum der MiA-Award für uns MigrantInnen wichtig ist
Wien, 9.3.2008 – Warum ist für manche NGOs die Anerkennung der Arbeit von Migrantinnen plötzlich ein Anlass, alles zu kritisieren? – Eine Entgegnung von Simon Inou*
Die repressive Gesetzgebung gegenüber MigrantInnen aufs Schärfste zu kritisieren ist eines. Die VeranstalterInnen des MIA-Awards für Migrantinnen – u.a. DER STANDARD, Akakiko, die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer Österreich – mit der fremdenfeindlichen Politik des Bundesregierung in einen Topf zu werfen, ist ein grober Fehler der NGOs, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Warum M-MEDIA den MIA Award als wichtiges Signal sieht.
Die Arbeit von Migrantinnen anerkennen und adäquat wertschätzen – das war das Ziel des ersten Migrantinnen-Awards 2008. Der Award wurde von Christine Marek, Staatsekretärin für Wirtschaft und Arbeit, ins Leben gerufen. Letzten Freitag wurden daher Frauen mit Migrationshintergrund, die in Österreich etwas Besonderes leisten, ausgezeichnet. Eine Initiative, die sehr begrüßenswert ist und die von mehreren Institutionen, auch jenseits von politischen Parteien, unterstützt wurde. Am Tag der Verleihung haben manche NGOs die Initiative heftig kritisiert. Laut den Kritikern „verunmögliche die repressive Gesetzgebung eine echte Selbstbestimmung von Migrantinnen in Österreich“.
Es ist wahr, dass Frau Marek, Initiatorin des MIA Award, der ÖVP angehört. Diese Partei stellt den Innenminister Günther Platter. Dieser ist bekannt für seine Positionen, die für Tausende von Familien in ganz Österreich menschenverachtend sind. Diese Politik ist eine Konsequenz vorwiegend aus dem neuen Fremdengesetz 2005, das auch von der SPÖ mitgetragen wurde. Wir werden nicht aufhören zu wiederholen: Das jetzige Fremdengesetz ist für Österreich, die EU, die Parteien die es verabschiedet haben sowie die Menschen, die es unterstützen, ein Horror für eine Demokratie, in der Menschenrechte zu achten sind.
Ein besseres Leben
Das Ziel von vielen österreichischen NGOs, die sich mit diesen Themen auseinandersetzen, ist, ein besseres Leben für uns MigrantInnen in diesem Land schaffen. Viele ÖsterreicherInnen engagieren sich ehrenamtlich, damit dieses Ziel erreicht wird. Dieses Engagement dient dazu, dass sich so viele Menschen wie möglich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Erst vor kurzem hat die österreichische Polizei die Wichtigkeit der Einbindung von MigrantInnen in der Polizei wahrgenommen. Wir erinnern uns, dass für die Grünen und viele NGOs dieses Thema seit dem Tod von Marcus Omofuma im Mai 1999 auf ihrer Tagesordnung ist. Es ist noch nicht ein Jahr her, dass Staatssekretärin Christine Marek als Integrationsbeauftragte der ÖVP nominiert wurde. 62 Jahre nach der Gründung dieser Partei im April 1945. Dem jetzigen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) ist es aber nicht gelungen, in seinem Kabinett ein eigenes Integrationsressort zu schaffen.
Verhaftet in der negativen Wahrnehmung?
Wir wissen, wie hart es ist in diesem Land, diese Themen wirklich ernst zu nehmen und mit Seriosität damit umzugehen. Darum verstehen wir als M-MEDIA, Verein zur Förderung interkultureller Medienarbeit, überhaupt nicht die Positionen jener NGOs, die den offenen Protestbrief unterschrieben haben. Vieler dieser NGOs kämpfen tagtäglich für die Verbesserung der Situation von MigrantInnen. Warum ist für sie plötzlich die Anerkennung der Arbeit von Migrantinnen ein Anlass, alles zu kritisieren? Viele, die in diesem Bereich arbeiten wissen genau, wie schwer es ist, etwas hier in diesem Land zu verändern. Vielleicht sind wir noch verhaftet in unserer Wahrnehmung der negativen Realitäten, dass wir die kleinen Schritte mancher nicht sehen können?
M-MEDIA hat sich zum Ziel gesetzt, MigrantInnen in der öffentlichen Wahrnehmung umfassend darzustellen und zu unterstützen. Daher werden wir mit allen seriösen Initiativen, die für MigrantInnen in diesem Land eine Bedeutung haben, zusammenarbeiten. Wir wissen es zu schätzen, dass die kleinen positiven Schritte für uns auf Dauer Siege sind, die viel verändern können.
Nichts ist schöner als die Realisierung der eigenen Träume noch zu Lebzeiten zu erleben. Weil das Leben nicht schwarz weiß ist… (simon INOU/derStandard.at, 9.3.2008)
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*Obmann von M-MEDIA – http://www.m-media.or.at –
Erschienen am 9.3.2008