Gesundheit: Adèle Jibidar über ihr Deutsch-Englisches Nachschlagebuch

Photo by Daniela Krenn
                               
  • Grundwortschatz Englisch für Pflege- und Gesundheitsberufe Deutsch-Englisch, Englisch-Deutsch
  • 2014, Facultas
  • Auflage: 1
  • 184 Seiten; 185 mm x 132 mm
  • ISBN: 978-3-7089-1074-1
  • EUR 16,90

04.04.2014 | 11:21 | Daniela Karina Krenn

Kommunikation und Kontakt zum Patienten sind genauso wichtig, wie die Behandlung selbst. Aber was tun, wenn der Patient kaum oder kein Deutsch und das Pflegepersonal nur Deutsch spricht? Die Agrarökonomin Adèle Jibidar, die seit Jahren in der Pflegewissenschaft tätig ist, hat vor kurzem das Buch „Grundwortschatz Englisch für Pflege- und Gesundheitsberufe“ geschrieben. Warum sie es getan hat erklärt sie Daniela Krenn.

Frau Jibidar, Was hat Sie auf die Idee gebracht ein Buch mit Deutsch-Englischen Übersetzungen für Pflegepersonal zu schreiben?

Adèle Jibidar: Ich habe selbst schon oft die Erfahrung gemacht, dass Patienten, die schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen beim Arzt nicht so behandelt werden, wie sie es brauchen. Und der Grund dafür war, dass es einfach an der Kommunikation gescheitert ist. Die Patienten konnten dem Arzt oder Pflegepersonal nicht verständlich machen, was ihnen genau fehlt oder wo es weh tut. Und viele Ärzte oder Krankenschwestern sprechen nicht Englisch. Das Buch soll eine Hilfe sein, um Begriffe, die man im täglichen Umgang mit Patienten braucht, mal eben schnell nach zu schlagen.

Im Buchtitel wird speziell erwähnt, dass es Grundbegriffe für Pflegepersonal sind. Wieso Pflegepersonal und nicht auch Ärzte?

Keiner ist so nah dran am Patienten wie Krankenschwestern. Sie sind es, die am meisten Zeit mit dem Patienten verbringen. Die auch genauer nachfragen, wie es dem Patienten geht. Ärzte sind oft nur für zwei Minuten am Tag am Bett des Patienten. Und wenn sie da fragen, wie es geht und der Patient sagt „Gut“, dann geht es ihm in dem Moment vielleicht auch gerade gut. Aber Krankenschwestern nehmen sich oft mehr Zeit für einen Patienten und wissen, dass es verschiedene „Gut“ gibt.  Und jetzt haben sie auch notfalls ein Nachschlagebuch um ihre Patienten noch besser zu verstehen.

Wenn man so durch ihr neues Buch blättert, dann erinnert es an ein Wörterbuch. Auf der einen Seite alle Begriffe in Deutsch, auf der anderen in Englisch. Und bei der Hälfte des Buches dann genau umgekehrt. Wie sind Sie vorgegangen bei Ihrer Auswahl der Begriffe?

Ich habe lange herum überlegt, als ich die Begriffe zusammen geschrieben habe. Ganz schwierig war vor allem die Frage, ob ich Fachbegriffe auch übersetzen soll oder nicht. Und dann habe ich mir gedacht, ja, ich nehme auch die medizinischen Begriffe dazu. Dann ist es auch ein wirklich medizinisches Buch. Aber erst heute habe ich eine Rückmeldung von einer Krankenschwester bekommen, dass sie zum Beispiel die genaue Auflistung aller Muskeln nicht unbedingt brauchen würde.

Neben den einzelnen Wörtern und Begriffen in Deutsch und Englisch, Sie haben auch richtige Dialoge übersetzt…

Ja, die Dialoge sind besonders wichtig für Krankenschwestern. Die braucht man nämlich wirklich im täglichen Alltag mit Patienten. Es sind ganz einfache Dialoge, um Patienten Vorgehensweisen wie Blutabnahme zu erklären. Oder um sich einen Schmerz genauer beschreiben zu lassen. Es macht schon einen Unterschied, ob es brennt oder sticht.

Wieso haben Sie sich für die Übersetzung Deutsch-Englisch entschieden?

Englisch ist die Sprache in Europa, die jeder einmal lernt oder sonst irgendwie ein bisschen kann. Und ich denke da zum Beispiel an Krankenschwestern aus Osteuropa, die hier in Österreich arbeiten. Die können zum Teil alle sehr gutes Englisch. Und können mithilfe des Buches die deutschen Begriffe lernen. Ich würde aber gern jemanden finden, der das Buch auch noch in andere Sprachen übersetzt. Ich habe erst eine junge Tschechin kennengelernt. Sie ist im letzten Studienjahr. Vielleicht hat sie Lust und Zeit, es neben dem Studium zu machen.

Jetzt aber kurz zu ihrem ungewöhnlichen beruflichen Wandel. Sie haben ja eigentlich Agrarökonomie studiert. Wie sind Sie von ihrem eigentlichen Beruf schließlich dazu gekommen ein Buch für Pflegepersonal zu schreiben?

Ganz zufällig hat mich alles in meinem Leben dorthin geführt. Ich habe lange in Österreich eine Arbeit gesucht, die zu meinen Qualifikationen passt. Es hat nicht geklappt. Ich wollte gern im Labor arbeiten oder in der Qualitätskontrolle. Mein Schwerpunkt im Studium war ja Lebensmitteltechnologie. Ich wurde nirgends genommen. Alle waren immer begeistert von meinem Lebenslauf. Sie haben gemeint, „toll, Sie waren so viel im Ausland und können so viele Sprachen“. Dann beim Bewerbungsgespräch haben sie mich gesehen und waren schon kälter. Manche haben mir gesagt, dass „sie Schwarze im Managementbereich nicht gewöhnt sind“. Durch meine Sprachen habe ich dann angefangen, Unterricht zu geben. Es gibt kaum ein Unternehmen in Wien, in dem ich nicht Englisch für bestimmte Situationen trainiert habe. Zum Beispiel beim ORF habe ich einen Workshop für englische Interviews gegeben.

Und was machen Sie jetzt?

Schließlich bin ich beim Institut für Pflegewissenschaften gelandet. Und da gab es so eine große Nachfrage an, dass es schlussendlich Zeit für ein Buch war. Und schreiben wollte ich sowieso schon immer. Daheim habe ich Kisten voller Material, die ich einmal zu einem Buch machen wollte. Vielleicht versuche ich irgendwann noch ein anderes Buch. Denn jetzt denke ich mir, wenn ich trotz meiner völlig unterschiedlichen Ausbildung ein Buch über Pflege schreiben kann, was ist dann eigentlich unmöglich?

Danke für das Interview

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