Ansturm auf kostenlose Deutschkurse

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28.04.2010 | 19:42 | Nasila Berangy

Für Asylwerber, die Deutsch lernen wollen, gibt es keine staatliche Förderung.Es leben zahlreiche Menschen in Wien, die trotz jahrelangen Aufenthalts in Österreich noch nicht in der Lage sind, sich auf Deutsch zu artikulieren“, sagt Klaus Elsbacher, Vorstandsmitglied im Verein „Unterstützungskomitee zur Integration von MigrantInnen“ (UKI). Dabei sei die Motivation, diese Hürde zu überwinden, bei vielen sehr hoch. Es liege weniger an mangelndem Willen, sondern am fehlenden Zugang zu öffentlichen Mitteln sowie an zu wenig Eigenfinanzen – daran scheitere es meist, heißt es im Verein.

Um dem Interesse der betroffenen Menschen gerecht zu werden, veranstaltet das UKI Anfang Mai zum wiederholten Mal einen kostenlosen Deutschkurs. Er dauert vier Monate und findet viermal pro Woche statt. Shahid Nadeem, einer der Teilnehmer, lebt seit eineinhalb Jahren in Wien und wartet auf seinen Asylbescheid. Denn zurück nach Pakistan kann er nicht. Als politischer Aktivist und Analyst zog er durch seine Anti-Taliban-Reden den Zorn der „Gotteskrieger“ auf sich, bis diese sogar sein Leben bedrohten.

In Wien angekommen, war er zunächst zerknirscht, da er alles in seiner Heimat hatte zurücklassen müssen, von der Arbeit bis hin zur Familie. Dass er hier nicht arbeiten darf, belastet ihn. Um sich besser integrieren zu können, will er so schnell wie möglich seine Deutschkenntnisse verbessern. Bei der Caritas Wien holte er sich Informationen zu einem Deutschkurs. Die Organisation bietet zwar auch kostenlose Deutschkurse an, doch waren die ausgebucht. So leitete man ihn und weitere 15 Interessenten an das UKI weiter. Acht von ihnen konnten noch einen Platz ergattern.

 

Wichtig für das Bleiberecht

„Die Nachfrage nach Deutschkursen ist immer größer als das Angebot“, sagt Bildungsberater Thomas Lang von der Caritas Wien. Auch für das Bleiberecht ist es wichtig, Deutschkenntnisse zu haben. Wenn jemand lange da ist und keinen Flüchtlingsstatus erhalten hat oder der Asylbescheid negativ ist, könnten gute Deutschkenntnisse die Chancen auf das Bleiberecht erhöhen, erklärt sein Kollege Bernhard Grösel.

Doch solange ein Asylwerber keinen positiven Asylstatus hat, ist keine staatliche Finanzierung für Deutschkurse vorgesehen. Die Asylverfahren hingegen können sehr lange dauern, daher hält es die Caritas für sinnvoll, Deutschkurse anzubieten. Um die Finanzierung gewährleisten zu können, hat man ein Team von 17 ehrenamtlichen Deutschkursleitern zusammengestellt.

Pro Semester finden zwölf Kurse mit zirka 180 Teilnehmern statt. Die Kursstufen sind unterschiedlich, von Alphabetisierungskursen bis zur Vorbereitung auf das ÖSD-Sprachdiplom. Thomas Lang: „Der Erwerb der deutschen Sprache hat eine essenzielle Bedeutung für die Integration in Österreich und für die Teilhabe am öffentlichen Leben, aber auch im Umgang mit den Behörden.“ Das sehen wohl auch die Asylwerber selbst so, denn die Kurse werden freiwillig besucht.

(NASILA BERANGY, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 28.04.2010)


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