Community: Wo die Ukrainer spielen und feiern

Botschaft der Republik Ukraine in Österreich:

19.06.2012 | 19:47 | Hülya Tektas

Viele Ukrainer in Österreich verfolgen die Fußball-EM, aber der Kirchgang am Sonntag spielt für etliche von ihnen eine ebenso große Rolle.

Wien. Die Ukrainer in Österreich hatten in den letzten Tagen viel um die Ohren – die Fußball-EM zog sie in ihren Bann. In der ukrainischen Botschaft wurden an den Spieltagen des ukrainischen Teams sogar Gartenpartys abgehalten – für etwa 300 geladene Gäste.

Auch Amateurfußballer Michael verpasst kein Spiel. Wie viele andere Ukrainer in Österreich schaut auch er die EM-Spiele gemeinsam mit seinen Freunden zu Hause an. „Ich wäre jetzt gerne in der Ukraine“, sagt die Studentin Julija. Um dieses Flair weit entfernt von der Ukraine spüren zu können, geht sie lieber zum Public Viewing, wo sie bei den Spielen mitfiebern kann. Aber Fußball hin oder her – Zeit für die Sonntagsmesse in der ukrainischen Kirche muss auf jeden Fall sein.

Die Barbarakirche ist für viele Ukrainer in Österreich ein wichtiger sozialer Ort, an dem man sich regelmäßig trifft. Sonntags unterhalten sich Menschen, meist Familien mit Kindern, aber auch viele Jugendliche, entspannt vor der Kirche. Die Kirche wurde im 19.Jahrhundert erbaut, in der Zeit, als die Migranten aus der Region der heutigen Ukraine, die damals zur Habsburgermonarchie gehörte, nach Österreich kamen.

Viele Veranstaltungen

Heute leben laut Statistik Austria insgesamt 7696 Menschen mit ukrainischer Herkunft in Wien. Jährlich führen die ukrainischen Vereine in Österreich mehrere kulturelle und religiöse Veranstaltungen durch, den Großteil davon in Wien. Peter Artemczuk, Präsident eines ukrainischen Kulturvereins, glaubt, dass es in Österreich etwa 15 bis 20 ukrainische Vereine gibt. Seiner ist nach dem berühmten Dichter Paul Tschubynskyj benannt, dem Verfasser des Textes der ukrainischen Nationalhymne.

Artemczuk betont die Wichtigkeit des muttersprachlichen Unterrichts – vor allem wegen der Vergangenheit des Landes, in der die Ukraine jahrhundertelang unter russischem Einfluss stand. Rostyslaw Tys, Obmann der Kirchengemeinschaft zu St.Barbara, weist auf zwei Privatschulen hin, die für die in Österreich geborene Generation von Ukrainern Unterricht in Ukrainisch anbieten.

Aber auch abseits von Kultur und Sprachunterricht gibt es Gründe, sich zu versammeln – etwa zu einem Round Table, bei dem einmal im Monat über aktuelle Geschehnisse diskutiert wird. Und dabei wird nicht nur über Fußball gesprochen.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 20.06.2012)


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