Deutschland: „Wer stoppt die Ausländerflut in den Medien?!“

25.11.2014 | 14:02 | Anna Preiser

Bei der Bundeskonferenz der Neuen deutschen Medienmacher in Berlin wurde über die fehlende Vielfalt in Redaktionen und die Besetzung der Nischenthemen diskutiert.   

Berlin – Im Zuge der Bundeskonferenz der Neuen deutschen Medienmacher (NdM) am 15. November gab es im Anschluss an verschiedene Workshops, über die bei M-MEDIA bereits vor einigen Tagen berichtet wurde, eine abschließende Diskussion mit dem Titel „Wer stoppt die Ausländerflut in den Medien?!“ Diskutiert haben  die Publizistin Mely Kiyak, die NdM Vorsitzende Sheila Mysorekar, M-MEDIA Geschäftsführer simon INOU, Der Spiegel Online Jan Fleischhauer und Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur und Leiter des Politikressorts von Die ZEIT .

Bunte Redaktionen?

Bezüglich der Vielfalt in deutschen Redaktionen fällt die Bilanz, wie auch in Österreich, schlecht aus. Gibt es in manchen Redaktionen zwar vermehrt JournalistInnen mit Migrationsgeschichte, ist dies jedoch keineswegs in allen Bereichen und Redaktionen der Fall. Außerdem werden Personen mit Migrationsgeschichte, wie auch zu Beginn der Karrieren von Baha Güngör, der Ende der 70er der erste türkische Volontär bei der Kölnischen Rundschau, thematisch in eine Nische gedrängt. Auch die Publizistin Mely Kiyak, die türkischen Migrationshintrgrund hat, erzählte von ihrer Einladung seitens des Spiegels, Personen zu portraitieren. Sie stieß allerdings auf Unverständnis, als sie aufgefordert wurde, ausgerechnet ausschließlich türkische Personen zu portraitieren.

Moderatorin der Diskussion Ferda Attamann der NdM zieht den Schluss aus der Diskussion, dass „weitere Personen mit Migrationsgeschichte in Redaktionen gehören, und nicht mehr nur mit Integration bzw. Migrationsthemen beauftragt werden sollen“. Es wird jedoch auch eingeworfen, dass die Migrationsgeschichte einer/eines JournalistIn nicht automatisch zu besserer Qualität innerhalb einer Redaktion führt und keinen guten Journalismus ausmacht.

Toleranz vs. Respekt: Eine Diskussion um richtige Begriffe

Wie und wann Begrifflichkeiten verwendet werden sollen, ist auch nicht allen Podiumsgästen klar. Wann sind Begriffe nun diskriminierend, wann „dürfen“ sie verwendet werden? Auch in diesem Panel wurde auf das neue Glossar der Neuen deutschen Medienmacher verwiesen, das eine Hilfe für JournalistInnen sein soll, Begriffe wertfrei und dem Kontext entsprechend zu verwenden.

Und wie steht es um den Begriff Toleranz, der im Mittelpunkt der Themenwoche des ARD stand? In der Woche vom 15.-21. November wurden verschiedene Facetten von Toleranz thematisiert. Sollte aber von Toleranz die Rede sein? simon INOU, der die Themenwoche befürwortet, lehnt den Begriff Toleranz in diesem Zusammenhang ab. Er ist der Auffassung, dass Toleranz immer eine Grenze voraussetze. Diese dürfe allerdings nicht überschritten werden. Viel passender wäre in diesem Kontext Respekt. Die Kampagne des ARD ist aus der Wahrnehmung von Publizistin Mely Kiyak „für Hildegard und Herbert“ gemacht, also für die Mehrheitsgesellschaft. Sie soll die Mehrheitsgesellschaft erreichen und diese mitnehmen. Andere meinen, sie solle nicht bloß an die Mehrheitsgesellschaft appellieren, da es in der gesamten Gesellschaft an so machen Ecken und Enden an Toleranz bzw. Respekt fehle.

Nach fünf Jahren harter Arbeit haben es die Neuen deutschen Medienmacher geschafft, dass das Thema der ethnischen Vielfalt in der medialen deutschen Gesellschaft ernsthaft thematisiert wird. Für Strukturveränderungen braucht das Team, wie auch in Österreich und der Schweiz, noch mehrere Jahre. Um diesen Prozess schneller voranzutreiben, wurde eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen den Organisationen dieser drei Länder beschlossen.

 


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