Die Angst vor dem Monster unterm Bett bekämpfen

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25.11.2009 | 15:35 | Ania Haar

Der Verein „Selbstlaut“ leistet Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Buben. Besonders wichtig ist dabei, Klischees zu entlarven und Kindern beizubringen, ihre Gefühle zu benennen.

Muslimische Mädchen sind von ihrer Kultur aus besonders unterdrückte Opfer, schwarze Kinder von Natur aus aggressiv, türkische Jungs Machos: Das sind präsente Klischees, die von Kindern und Jugendlichen zum Teil auch verinnerlicht werden“, sagt Araba Evelyn Johnston-Arthur vom Wiener Verein „Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben“.

Doch es sind genau diese Klischeefestschreibungen, die es in der Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt an Kindern auch aufzubrechen gilt und gegen die sich Schwarze und migrantische Kinder und Jugendliche behaupten müssen. „Wir haben einen Präventionsansatz, der einen möglichst nichtabwertenden Raum schaffen sollte“, so Johnston-Arthur.

Rassistische oder islamophobe Denkmuster sowie Machtverhältnisse und Grenzüberschreitungen der Erwachsenen finden sich auch in der Welt der Kinder wieder. Einem muslimischen Mädchen an einer Grazer Schule wurde beispielsweise Ende September das Kopftuch angezündet. Ein Vorfall, der Fragen aufwirft, die man bei „Selbstlaut“ zu beantworten versucht: Was sind die gesellschaftliche Hintergründe und Zusammenhänge? Wie kann die Schule positive Maßnahmen, Signale gegen Übergriffe setzen?

„In der Präventionsarbeit geht es primär nicht um den Missbrauch“, erzählt Lilly Axster von „Selbstlaut“. Es gehe vielmehr darum, dass „das Kind üben kann, seine Gefühle auszudrücken und sie zu benennen“. Zu oft werden deren Gefühle nicht ernst genommen. Hat es Angst vor der Dunkelheit oder einem Monster unterm Bett, so wird ihm das ausgeredet.

Kein Patentrezept

Aber genau das sei falsch. Damit lernen die Kinder, dass ihre Gefühle nicht ernst genommen werden. Und sie haben im Fall eines Missbrauchs Probleme, diese Gefühle zu benennen und sich einer helfenden Person anzuvertrauen. „Stärkung der Kinder und ihrer Wahrnehmung sind der beste Schutz gegen sexuelle Gewalt“, meint Axster. In ihren Workshops kommen sich die Kinder gegenseitig näher und massieren sich mit den Bällen. Hier soll die Wahrnehmung gestärkt werden: Was fühlt sich gut, was schlecht an? Denn „Prävention ist eine Haltung“ sagt sie. Schwierige Gefühle zu benennen und Hilfe holen kann geübt werden. Patentrezepte gibt es zwar nicht, aber vielfältige Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche zu unterstützen.

Seit mehr als 18 Jahren setzt sich „Selbstlaut“ nun für die Prävention von sexuellem Missbrauch von Kindern ein. Der Verein bietet Workshops sowie Gesprächsgruppen für Mädchen an. Informationsmaterial gibt es auch auf Englisch, Kroatisch und Türkisch.

www.selbstlaut.org

(ANIA HAAR, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 25.11.2009)


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