Diskriminierung in Schulbüchern: Es geht uns alle an!

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14.01.2014 | 11:12 | Tamara Tanasijevic

Wien. Mit ihrem Projekt „Migration(en) im Schulbuch“ beobachteten und erfassten Christa Markom, Heidi Weinhäupl und Christiane Hintermann im Zeitraum von 2011 bis 2013 die Migrationsnarrative in aktuellen österreichischen Schulbüchern. Ziel ihrer Arbeit war es, die Darstellung von Menschen mit Migrationshintergrund zu untersuchen. Das Projekt wurde Ende Mai abgeschlossen.

Als Fortsetzung und Ergänzung zu dieser Arbeit startet M-MEDIA nun die Online Kampagne https://www.facebook.com/SchulbuecherOsterreich. Mit dieser Initiative wird der Idee wieder Schwung verliehen, um die Aktualität und Wichtigkeit dieser Problematik nochmals zu betonen. Im Unterschied zu „Migration(en) im Schulbuch“, „möchten wir auch die sechs Kernbereiche von Diversität – Alter, Behinderung, Ethnische Zugehörigkeit, Gender, Sexuelle Orientierung, Weltanschauung – thematisieren“, bekundet simon INOU, Geschäftsführer von M-MEDIA und Projektinitiator.

Wie werden diese im Schulbildungsbereich behandelt und aufgegriffen?

In diesem Sinne möchten wir die breite Zivilgesellschaft Österreichs mobilisieren, um eine Veränderung zu ermöglichen. Selbstinitiative ist gefragt! Alle sind herzlich eingeladen, um bei der Bekämpfung von Diskriminierung behilflich zu sein. Senden Sie uns problematische Texte und Passagen als Scan mit Angabe des Buchtitels, Erscheinungsjahrs und Seitenzahl, entweder an unsere Facebook Seite oder an office@m-media.or.at. Diese werden gesammelt und am Ende des Schuljahres an das Bildungsministerium geschickt, um einen positives Zeichen zu setzen. So wird Diskriminierung sichtbar gemacht und gleichzeitig aufgerufen, etwas dagegen zu unternehmen.

Die Absicht hinter diesem Projekt ist es in den nächsten fünf bis zehn Jahren die endgültige Entfernung diskriminierender Formulierungen zu erreichen und für eine korrekte, sowie respektvolle Darstellung von allen Betroffenen zu sorgen.


5 Kommentare

  • Heidi Bellio

    Ich finde Ihren Einsatz zur Entfernung rassistischer Inhalte aus Schulbüchern enorm wichtig und unterstützenswert. Mit solchen fehlgeleiteten Behauptungen wie der, dass es zur zeit der Türkenbelagerungen keine Türken gegeben hätte erweisen Sie Ihrer Sache aber keinen guten Dienst. nachdem ich selbst Turkologie studiert habe (von der die Geschichte des Osmanischen Reiches einen Aussschnitt darstellt) behaupte ich nicht ganz ahnungslos zu sein, was diese Begrifflichkeiten betrifft. Ich kann aber nicht verstehen, was an der Begrifflichkeit "Türke" diskriminierend sein soll und kann auch Ihrem text keinen Hinweis darauf entnehmen. ganz anders hingegen verhält es sich mit den umgangssprachlich glücklicherweise nicht mehr gebräuchlichen Ausdrücken "Kümmeltürke" oder auch "Kruzitürken". Solche Ausdrücke sollten auf jeden Fall aus sämtlichen Schulbüchern entfernt werden, falls sie darin zu finden wären. Historische Tatsachen allerdings sollten nciht umgeschrieben werden, aus fehlgeleitetem Übereifer. Das geht nach hinten los. hier ein Auszug aus Wikipedia Etymologie Die Volksbezeichnung Türk wird erstmals in chinesischen Chroniken des 6. Jahrhunderts als T'u-küe erwähnt und war der Name eines Clans innerhalb einer größeren nomadischen Stammeskonföderation, der die Eigenbezeichnung „Türk“ trug und deren Herkunft und Sprache nicht eindeutig zu belegen sind.[1] Mit dem Aufstieg der „Türk“ wurde der Name als politische Bezeichnung auf eine ganze Reihe anderer Nomaden und Völker übertragen, und schließlich, durch einen bis heute nicht vollständig nachvollzogenen Prozess, als generelle Bezeichnung für eine ganze Sprach- und Völkerfamilie übernommen – zuerst von muslimischen Gelehrten, später auch in Europa.[2] Daraus ist auch die Bezeichnung für die türkische Bevölkerung Anatoliens abgeleitet. Geschrieben um 20. Februar 2014 um 13:38 Uhr Antworten
    • Tamara Tanasijevic

      Tamara Tanasijevic

      Ich habe mich wohl etwas unglücklich ausgedrückt, denn selbstverständlich gab es die Türken als Ethnie im Osmanischen Reich. Worauf wir aber hindeuten möchten ist, dass es sich um einen Vielvölkerstaat handelte, welcher sich aus den unterschiedlichsten ethnischen, kulturellen und religiösen Einflüssen zusammensetzte. So auch das osmanische Heer, welches über Wien hereinbrach. Die Begrifflichkeit "Osmanenbelagerung" wäre dementsprechend historisch korrekter und und würde sich auch ganz klar von der heutigen Türkei (und den hier lebenden Menschen mit türkischen Migrationshintergrund, die mit solchen Lehrinhalten konfrontiert werden) abgrenzen. Geschrieben um 20. Februar 2014 um 23:38 Uhr
  • One Brick

    1683 gab es den heutigen Staat "Türkei" nicht - das ist schon richtig. Die Bezeichnung "Türken" für eine Volksgruppe die in einem als "Türkei" bezeichneten Land anzutreffen war und sich der "türkischen" Sprache bediente gab es aber schon eine Weile. Die Frage ist, welchen Begriff verwendeten die Wiener 1683 für die Belagerer? ...sie nannten sie Türken. Geschrieben um 31. Januar 2014 um 14:28 Uhr Antworten
  • Box

    Liebe Frau Tanasijevic, diese Initiative zur Reduktion von Diskriminierung in Schulbüchern finde ich sehr begrüßenswert! Die latente Diskriminierung setzt sich, meiner Meinung nach, sehr leicht in Kinderköpfen fest und wird dann im Laufe der Kindheits- und Jugendjahre immer schwieriger wieder richtigzustellen. Was ich mich allerdings frage: Inwiefern empfinden Sie das Artikelbild (Scan "Hurra, ich habe die Türkenbelagerung überlebt!") als diskriminierend? Soll PC geschichtlicher Authentizität vorangestellt werden? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen! Freundliche Grüße Geschrieben um 15. Januar 2014 um 14:15 Uhr Antworten
    • Tamara Tanasijevic

      Tamara Tanasijevic

      Danke für ihre unterstützenden Worte zu unserer Aktion! Zu Ihrer Frage äußere ich mich gerne. Unserer Meinung nach ist das Titelbild aufgrund der Wahl der Begrifflichkeiten eindeutig diskriminierend. Wie sie bestimmt auch wissen, gab es im Frühjahr 1683 den modernen Staat Türkei nicht. Man sollte in diesem Fall nicht von einer "Türkenbelagerung", sondern viel mehr von einer Osmanischen sprechen. Davon abgesehen sind auch die weiteren Formulierungen befremdlich, wie zB. "Türken gegen Christen". Man zieht ein Volk heran, dass zu dieser Zeit nicht existent war und stellt es in Gegensatz zu einer Glaubensgemeinschaft. Hier ist ganz klar eine feindselige Haltung herauszuhören. Geschrieben um 16. Januar 2014 um 09:28 Uhr

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