„Ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf“

HIN­TER­GRUND:
  • Teil 11 der 16-tei­li­gen Por­t­rät­se­rie „Unsere Hände gegen Gewalt".
  • In Koope­ra­tion mit White Rib­bon Österreich, dem Ver­ein von Män­nern zur Prä­ven­tion von männ­li­cher Gewalt, hat M-MEDIA am 25.11.2012 (Beginn der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen) eine Por­t­rät­se­rie  gestar­tet, in der wöchent­lich Por­träts von Män­nern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die moderne Männ­lich­kei­ten leben und Por­träts von migran­ti­schen Ver­ei­nen, die Bei­träge und Zugän­gen zu Gleich­be­rech­ti­gung und Gewalt­prä­ven­tion leis­ten,ver­öf­fent­licht wer­den.
  • Die Koope­ra­tion wird vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit, Sozia­les und Kon­su­men­ten­schutz geför­dert

25.02.2013 | 9:00 | Milagros Martinez-Flener

Haris Bilajbegović, geborener Villacher mit bosnischen Wurzeln, kennt beide Seiten des Gesetzes. Mit dieser Erfahrung zeigt er Jugendlichen, dass Gewalt nur den eigenen Weg verbaut. Teil 11 der 16-tei­li­gen Por­t­rät­se­rie „Unsere Hände gegen Gewalt“.

„Ich kenne die Rolle des Täters“, erzählt Haris Bilajbegović und bezieht sich dabei auf jene Jahre, wo er „nicht so brav“ war. Jugendlicher Leichtsinn, die Beeinflussung durch den Freundeskreis und die Einstellung „sich nichts gefallen zu lassen“, hätten ihn fast auf die schiefe Bahn gebracht, wären nicht seine Eltern gewesen, die ihn auffingen. „Meine Eltern waren und sind nach wie vor eine große Stütze“, sagt Haris. Heute greift er auf seine eigenen Erfahrungen zurück und engagiert sich in der Gewaltprävention und Integration, vor allem bei Jugendlichen.

Schauspieler, Drehbuchautor, Filmemacher

Geboren wurde Haris Bilajbegović, so wie seine Geschwister, in Villach. Seine Eltern kamen Anfang der 70er Jahre aus Bosnien-Herzegowina nach Österreich. Als er in die Schule ging, war der Anteil von MigrantInnen gering. „Als Migrant war man damals ein Exot in der Klasse“, erzählt Haris.

Nach der Schule erlernte er den Beruf des Maurers und verdiente zusätzliches Geld als Türsteher in Diskotheken. Er holte die Studienberechtigungsprüfung nach und studierte ab 2001 an der Universität Klagenfurt Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Nach erfolgreichem Abschluss 2005 folgte das Doktoratsstudium in  Sozial- und Integrationspädagogik. Gleichzeitig arbeitete Haris als Schauspieler in mehreren TV-Serien, als Drehbuchautor sowie als erfolgreicher Filmemacher. Mit seinem Film „Most-Die Brücke“ gewann er mehr als 20 internationale Preise. Auch in seinem zweiten Film „Svjedok-Der Zeuge“ thematisiert er wahre Begebenheiten während des bosnischen Krieges, die seine Familie persönlich trafen.

 

Nicht die falschen Menschen stark machen

Schon als Jugendlicher praktizierte Haris verschiedene Kampfsportarten. 1997 entdecke er die Kampfkunst Wing Tsun, „wo die Verteidigung, im Unterschied zu den klassischen Kampfsportarten, schon vor der Konfrontation, z. B. mit der Körpersprache beginnt.“ Diese Kampfkunst, in der er heute auch als Trainer tätig ist, wollte er anfänglich mit seinem Kollegen Thomas Huber unterrichten, aber beide merkten bald, dass sie damit die falschen Leute stärker machen. Nach kurzen Überlegungen beschlossen beide, sie in der Gewaltprävention einzusetzen.

Türsteherausbildung

Seit einigen Jahren hält Haris Bilajbegović Kurse zum Thema Gewaltprävention und Integration in verschiedenen Schulen, Kindergärten, Jugendzentren, Streetwork-Einrichtungen und Jugendbetreuungsstätten in Kärnten und Salzburg. 2010 stellte er zusammen mit dem WIFI Kärnten und dem Verein „safercities“ die erste Türsteherausbildung Österreichs auf die Beine, weil „Menschenkenntnisse und andere wichtige Vorkenntnisse sehr oft ganz hinten angereiht werden“. Haris ist Obmann und Mitbegründer von „Securus – Akademie für Gewaltprävention und Integration“, die sich dem Motto von Lao Tse „Ein vermiedener Kampf ist ein gewonnener Kampf“ verschrieben hat. Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigt, dass das Projekt dieses Jahr vom Bundesministerium für Inneres gefördert wird.

Vor kurzem hat Haris auch begonnen als Trainer für Berufsorientierung bei „Jugend am Werk“ zu arbeiten. „Aus Überzeugung, denn ich weiß, dass es viele Jugendliche nicht leicht haben“, sagtBilajbegović .2012 wurde er im Rahmen des Projekts „Zusammen Österreich“ zum Integrationsbotschafter ernannt. Mit seinem Engagement beweist Haris Bilajbegović, dass jeder Mensch nicht nur die Gewalt besiegen, sondern auch das eigene Leben positiv gestalten kann.

 


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