„Dienstbotenartige gesenktes Haupt“ – Gegen den Mohren im Firmenlogo

21.03.2012 | 9:10 | Armand Feka

Wien/Arm. Vor nicht allzu langer Zeit war das Markenzeichen der Firma Julius Meinl im gesamten Stadtbild in Wien zu sehen, das bekannte „Mohrenabbild“ prangte auf zahlreichen Fassaden und Feinkostläden. Dieses Bild hat sich mit der Zeit etwas geändert, von der stattlichen Anzahl an Geschäften ist nur noch der „Meinl am Graben“ übrig geblieben. Das Logo der Firmengruppe hat sich aber über all die Jahre nicht verändert.

Das Unternehmen wurde 1862 gegründet und machte sich vor allem als Kolonialwarenhändler verdient, wie es auf seiner Website erklärt. Das Markenzeichen hinterlässt auch einen schalen Beigeschmack, meint zumindest die Initiative „Mein Julius“. Laut den Initiatoren haben „rassistische Klischees im öffentlichen Raum nichts verloren, egal, ob es dabei um verhetzende Beschmierungen auf Hauswänden oder um das traditionsreiche Logo einer Kolonialwarenhandlung geht“. Mit ihrem Internetauftritt und dem Vertrieb von T-Shirts wollen sie auf verdeckte rassistische Klischees aufmerksam machen.

Das Originalmarkenzeichen des „Meinl-Mohren“ wurde 1924 vom Wiener Künstler Joseph Binder entworfen und zeigt einen schwarzen Buben mit roter Kopfbedeckung, dem Fez, der angeblich eine Anspielung auf die Türken sein soll. Sie sollen bei der Belagerung Wiens den Kaffee nach Wien und somit nach Europa gebracht haben. Dunkelhäutige Menschen, ob Afrikaner, Inder oder australische Ureinwohner, wurden in der Vergangenheit oft als „Mohren“ bezeichnet. Die Initiative „Mein Julius“ gibt aber zu verstehen, dass sie „keine Lust mehr auf ein dienstbotenartig gesenktes Haupt“ als Symbol hat und würde dem „Mohren“ gern an den Kragen.

Laut Mitinitiator Markus Wailand sei das Meinl-Logo eine „bildhafte Fortschreibung von Ungleichheit und Diskriminierung“. Das Markenzeichen wurde in der Vergangenheit mehrfach modernisiert und wich 2004 einer reduzierten Fassung. Am ursprünglichen Bild des „Meinl Mohren“ hat sich jedoch nichts geändert.

 („Die Presse“, Print-Ausgabe, 21.03.2012)

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