„Gewalt hat keine ethnische oder kulturelle Zugehörigkeit“

HIN­TER­GRUND:
  • Teil 7 der 16-tei­li­gen Por­t­rät­se­rie „Meine Hände gegen Gewalt".
  • In Koope­ra­tion mit White Rib­bon Öster­reich, dem Ver­ein von Män­nern zur Prä­ven­tion von männ­li­cher Gewalt, hat M-MEDIA am 25.11.2012 (Beginn der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen) eine Por­t­rät­se­rie  gestar­tet, in der wöchent­lich Por­träts von Män­nern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die moderne Männ­lich­kei­ten leben und Por­träts von migran­ti­schen Ver­ei­nen, die Bei­träge und Zugän­gen zu Gleich­be­rech­ti­gung und Gewalt­prä­ven­tion leis­ten,ver­öf­fent­licht wer­den.
  • Die Koope­ra­tion wird vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit, Sozia­les und Kon­su­men­ten­schutz geför­dert

04.02.2013 | 11:02 | Hülya Tektas

Der gebürtige Türke Mümtaz Karakurt leitet seit 2003 erfolgreich die Beratungs- und Kompetenzstelle „migrare“ ein Zentrum für Migranten in OÖ. Migrare führt jährlich etwa 25.000 Beratungen durch. Ein nicht zu verachtender Teil dieser Beratungen haben direkt oder indirekt mit Gewalt zu tun. Teil 7 der 16-teiligen Porträtserie “Meine Hände gegen Gewalt”.

Mümtaz Karakurt, der Geschäftsführer der Beratungsstelle migrare legt großen Wert auf Diversität. Unter dem Motto „anders sein ist normal“ stehen 35 Mitarbeiter von migrare, die aus neun unterschiedlichen Ländern kommen in zwölf Sprachen für Migranten für diverse Beratungen und mit Projekten zur Verfügung. Karakurt kam 1979 aus der Türkei zum Studieren nach Österreich.  Seitdem lebt er in Oberösterreich. Er arbeitet bereits seit 1989 bei migrare und seit zehn Jahren leitet er den Verein.

Brandanschlag 

Sein Büro liegt im Dachgeschoß eines Wohnhauses in der Humboldtstraße in Linz. Als migrare, auch als Ausländerberatungsstelle bekannt, 1993 nach zahlreichen Drohungen und einem Brandanschlag übersiedeln musste, fand man auf der Humboldtstraße, die für ihren hohen Anteil an Migranten bekannt ist, ein Büro. Damals, in der Zeit in der Briefbomben verschickt worden waren, war es für die meisten Hausbesitzer ein zu großes Risiko, migrare im eigenen Haus einen Platz zu geben. So wurde der Verein durch den Brandanschlag selbst Opfer von Gewalt.

 

Aber nicht nur in der Historie von migrare ist Gewalt ein Thema, sondern auch bei einem Teil der jährlich 25.000 Beratungen, die von migrare-Mitarbeitern durchgeführt werden. Sei es in der psychosozialen Beratung oder in der Rechtsberatung. Es wird sowohl Opfern als auch Tätern geholfen. Auch beim Projekt „Zeit für dich – Treffpunkt für Migrantinnen“wird das Problem Gewalt thematisiert. Und demnächst ist ein ähnliches Projekt für Männer angedacht, bei dem sich Männer treffen und austauschen können.

Karakurt lehnt Gewalt, besonders jene gegen Wehrlose, ab. Von Gewalt bedroht zu sein, empfindet der migrare-Geschäftsführer als eine Menschenrechtsverletzung und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Sie dürfe daher niemals verharmlost und entschuldigt werden. „Die Gewalt hat keine ethnische, religiöse oder kulturelle Zugehörigkeit und kann mit diesen Werten nicht begründet oder verharmlos werden“, betont Mümtaz Karakurt.

Zusammenarbeit für Gewaltprävention

Für eine effektive Gewaltprävention und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Themen Gewalt und Gewaltvermeidung, schlägt Mümtaz Karakurt eine Zusammenarbeit mit diversen gesellschaftlichen Institutionen, Gruppen und Vereinen vor. Karakurt glaubt nämlich, dass sich leider nur wenige gewalttätige Menschen an die Beratungsstellen oder Behörden wenden. Diese Menschen seien über die Opfer oder bestimmte Netzwerke leichter zu erreichen. Wenn diese Menschen in ihren Netzwerke damit konfrontiert werden, dass ihre gewalttätigen Handlungen schädlich und verwerflich sind, werden sie besser dazu bewogen werden sich zu verändern, therapieren oder helfen zu lassen. Menschen mit Einfluss und großer Akzeptanz aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, Vereinen und Netzwerken müssten einen Aufruf gegen Gewalt starten. Das sei sicher eine sehr gute Gewaltbekämpfungsmethode.


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