Im Interview: Junge Österreicher mit Migrationshintergrund beim Heer

25.10.2011 | 9:55 | Milena Borovska, Nermin Ismail und Nikolina Novkovic

„Manche nennen mich ,Al Bundy‘ oder ,El Baradei‘“

Ahmed El Badry, Sohn eines Ägypters und einer Österreicherin.

Die Presse: Wie kamen Sie zum Heer?
Ahmed El Badry: Nach der Matura habe ich mich freiwillig gemeldet. Ich habe mich verpflichten lassen und habe die Militärakademie mit einem Bachelor absolviert.

Fühlen Sie sich Ägypten verbunden?

Ich war vier Mal in Ägypten, zuletzt vor neun Jahren. Mein Vater hat viele Verwandte dort. Ich habe keinen Kontakt zu ihnen. Die Sprache kann ich leider auch nicht.

Werden Sie oft auf Ihren Namen angesprochen?
Sehr oft. Manchmal bekomme ich Spitznamen wie „Al Bundy“ oder „El Baradei“, aber nichts Gravie- rendes. Gemobbt wurde ich nie.

Fühlen Sie sich Kameraden mit Migrationshintergrund stärker verbunden? 

Ich persönlich nicht, im Kader gibt es sehr wenige. Bei den Rekruten merke ich es mehr. Die Leute gleicher Abstammung bilden oft Grüppchen. So kommt es auch immer wieder zu Problemen.

Wie geht man mit solchen Auseinandersetzungen um?
In leichten Fällen gibt es ein Gespräch mit dem Vorgesetzten, in weiterer Folge disziplinäre Maß- nahmen.

Das Interview führte Milena Borovska

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„Ich suche keine albanischen Kameraden“

Feim Maksuti kam mit elf Jahren aus Mazedonien nach Wien.

Die Presse: Woher stammen Sie?

Feim Maksuti: Meine Eltern sind albanische Mazedonier, ich war bis zum zwölften Lebensjahr dort.

Haben Sie viel Kontakt zu Mazedonien?

Ich besuche Mazedonien ungefähr zweimal jährlich, habe dort auch viele Freunde und Verwandte.

Wäre das Heer in Mazedonien keine Alternative für Sie?
Auf keinen Fall. Ich würde als Albaner zur Minderheit gehören, das wäre nichts für mich.

Mussten Sie beim Bundesheer negative Erfahrungen sammeln?
Es kommen ab und zu Scherze über meine Herkunft, aber die sind nicht böse gemeint.

Gibt es andere Kameraden aus Ihrem „Herkunftsland“ in ihrer Einheit? 

Beim Heer wird Wert auf andere Eigenschaften gelegt, somit suche ich auch nach keinen Kameraden mit albanischer Abstammung.

Kommt es da zu Gruppenbildungen?

Natürlich entstehen kleine Gruppen. Zwischen Kameraden mit türkischem oder serbischem Hintergrund, aber auch zwischen Steirern oder Oberösterreichern. Das kann man nicht in „Österreicher“ und „Ausländer“ gliedern.

Das Interview führte Nikolina Novkovic

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„Sind in Österreich, deswegen reden wir deutsch“

 

Christian Mettri, Sohn eines Libanesen und einer Rumänin.

Die Presse: Warum sind Sie beim Heer? 

Christian Mettri: Ich wollte schon zum Heer, seit ich klein bin. Bisschen Action haben. Und es dauert nur sechs Monate, dann kann ich mit dem Studieren anfangen.

Wo ist Ihre Heimat?

Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich kenne nichts anderes.

Welchen Bezug haben Sie zu den Ländern Ihrer Eltern?
Ich mache dort gerne Urlaub. Aber das Verhältnis zu den Ländern ist nicht ganz so wie zu Österreich.

Wie funktioniert das Zusammenleben?

Sehr gut. Wir haben beim Heer einige Ausländer, denen man es an- sieht, aber da sagt niemand was. Und wir sind in Österreich, deswegen reden wir deutsch.

Streben Sie eine Karriere im Heer an?

Nein. Ich wollte am Anfang ein Jahr freiwillig machen, aber jetzt will ich schnell studieren und schnell einen Job kriegen.

Haben Sie negative Erfahrungen im Heer gemacht?
So richtig negative Erfahrungen nicht. Es gibt halt immer einige, die hin und wieder spaßen oder so. Aber das kommt selten vor. Im Großen und Ganzen passt alles.

Das Interview führte Nermin Ismail


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