Integration: Geringes Einkommen führt zu Wohnkonzentration

30.10.2013 | 9:00 | Clara Akinyosoye

Der neue Lehrgang „Migrationssensibles Wohnmanagement“ von der Donau-Universität Krems soll seinen TeilnehmerInnen beibringen wie sie Konflikte im Wohnumfeld verhindern. Hausverwaltungen bringen für die Schlichtung von Konflikten bereits 17 Prozent der Jahresarbeitszeit auf.  

Wenn es um Migranten in der Stadt geht, fällt mitunter der Vorwurf, dass sich Stadtteile in Wien, etwa Favoriten, zu einem Migrantenghetto entwickelt hätten. Und immer wieder wird in Diskussionen zum Thema Wohnintegration eine gleichmäßige Verteilung von MigrantInnen in der Stadt gefordert. Doch eine „Gleichverteilung“ von Zuwanderern kann es nicht geben, sagt Josef Kohlbacher Stellvertretender Direktor des Instituts für Stadt- und Regionalforschung. Und gezielt lenken, wo sich MigrantInnen eine Wohnung nehmen, könne man ohnehin kaum. Denn „die Positionierung auf dem Wohnungsmarkt ist eine logische Konsequenz der Stellung auf dem Arbeitsmarkt“. Kohlbacher verweist auf einen gescheiterten Versuch der Frankfurter Stadtverwaltung für den kommunalen Wohnbau. „ Es sollten nicht mehr als 30 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund in einem Wohnhaus leben. Aber in der Praxis war die Quote wahnsinnig schwer einzuhalten.“ Mittlerweile sei man von diesem Versuch wieder abgegangen.

Arbeitsmarktintegration bedingt Wohnintegration

Natürlich gäbe es in einigen Wohngegenden eine gewisse Konzentration von MigrantInnen. Aber das sei damit verbunden, dass dort die Bausubstanz schlechter und die Wohnungen billiger sind, erklärt Kohlbacher. Dort finden sich dann überproportional mehr Schlechtverdienern und soziale Randgruppen. Denn in der Regel ziehen Menschen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund – in „bessere“ Wohngegenden wenn sie es sich leisten können.

MigrantInnen sind nach wie vor beruflich schlechter gestellt als autochthone ÖsterreicherInnen. Hier müsse man die Schrauben andrehen. Sie haben im Durchschnitt ein geringeres Einkommen, ein beachtlicher Teil müsse sich trotz eines „inländeranalogen Bildungsniveaus mit dequalifizierenden Berufspositionen begnügen.“ MigrantInnen verfügen über durchschnittlich ein Drittel weniger Wohnfläche pro Kopf als Einheimische. Und der Anteil des Haushaltseinkommens, der für die Wohnkosten ausgegeben werden muss, ist überdurchschnittlich hoch.

Gute Initiativen aber nicht flächendeckend

Auch für Margarete Czerny, Wohnexpertin und Wissenschaftliche Projektleiterin des Departments für Migration und Globalisierung an der Donau-Universität Krems, ist die Wohnfrage eng mit der Einkommensfrage gekoppelt. „Es gibt zu wenig leistbaren Wohnraum.“  Den zu schaffen und bereits präventiv Konfliktarbeit zu leisten sei eine der Kernaufgaben wenn es um Wohnintegration geht. Hier könne der soziale Wohnbau eine wichtige Rolle spielen und er tut es auch. Es gäbe bereits viele positive Best-Practice Beispiele, wie Städte konstruktiv mit den neuen Gegebenheiten im Wohnumfeld umgehen, doch sie müssten  flächendeckend angeboten werden, fordert Czerny. Da wären etwa einige geförderte, „gutfunktionierende“ interkulturelle Wohnprojekte, die darauf angelegt sind, dass Menschen mit und ohne Migrationshintergrund miteinander in einer Wohnhausanlage leben.

Mediatoren unterwegs

In Wien etwa leisten die „wohnpartner“ seit einigen Jahren wichtige Integrationsarbeit im Gemeindebau, meint Czerny. Sie sind mit Konfliktarbeit, aber auch mit Vernetzungsarbeit betraut. So organisieren die „wohnpartner“ etwa Veranstaltungen um Begegnungen zwischen den MieterInnen zu fördern. Das ins Leben gerufene Projekt „Willkommen Nachbar“ zielt darauf ab, dass die neuen Mieter schnell Anschluss finden. Aber auch in kleineren Städten ist man nicht untätig geblieben. So führt zum Beispiel die Wohnplattform der Stadt Ansfelden in Oberösterreich im Rahmen der Initiative „Auf gute Nachbarschaft“ das Projekt „Ansfelden Miteinander-Vielfalt leben und miteinander gestalten“ durch. Ziel ist es das Zusammenleben in dem Stadtteil Haid durch die Hilfe von geschulten Mediatoren nachhaltig zu verbessern, in dem Konflikte abgebaut werden. Denn, dass es die gibt ist unbestreitbar.

Konflikte kosten

Allerdings seien diese Konflikte grundsätzlich primär soziale Konflikte und nicht ethnische, sagt Tania Berger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Departments für Migration und Globalisierung an der Donau-Universität. „Die einen wollen spielen und machen Lärm, die anderen wollen ihre Ruhe.“ Da sei letztlich ein Problem der Dichte. „Irgendwann kommt es zu Streitereien.“ Es braucht also Konzepte, bei denen ein Miteinander möglich wird, sagt Berger.

Neuer Lehrgang

Solche Konzepte bzw. das Know-How um sie zu entwickeln soll der im Herbst gestartete neue Lehrgang der Donau-Universität „Migrationssensibles Wohnmanagement“ bieten. Er richtet sich besonders an sozial engagierte Personen, Hausverwaltungen, kommunale Verwaltungen sowie an private und gemeinnützige Wohnbauträger und Immobilienverwalter. „In vielen größeren Wohnsiedlungen gibt es stark einzementierte Gruppen, die nicht mehr bereit sind miteinander zu reden“, sagt Berger und mit der Schlichtung diverser Konflikte ist ein wirtschaftlicher Aufwand verbunden. In den Hausverwaltungen werden bereits bis zu 17 Prozent der Jahresarbeitszeit für Konflikt- und Sozialmanagement aufgebracht.


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