Landau: „Nächstenliebe kann man nicht delegieren“

18.11.2013 | 13:43 | Clara Akinyosoye

In einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Wiener Gruft riefen der scheidende und der neue Caritaspräsident, Franz Küberl und Michael Landau zu Solidarität mit den sozial Schwächsten der Gesellschaft auf.

„Auch in diesem Winter werden wieder 200.000 Menschen nicht in der Lage sein ihre Wohnung zu beheizen“, sagt der neue Caritaspräsident Michael Landau im Rahmen einer Pressekonferenz in der Wiener Gruft, dem Obdachlosenasyl im 18. Bezirk. Diese Menschen bräuchten die Solidarität und die Unterstützung der Gesellschaft. Denn letztendlich werde sich der Erfolg von Europa nicht nur daran messen ob es „uns gelingt wirtschaftlich mitzuhalten sondern ob wir es schaffen die sozial schwächeren Menschen und Länder auf einen steileren Weg mitzunehmen“, erklärt Landau.

Armut nicht Arme bekämpfen

Von der Bundesregierung erwartet sich der neue Caritaspräsident ein klares Bekenntnis dazu „Armut zu bekämpfen“ und nicht die Armen. Man dürfe nicht die „Obdachlosen für Obdachlos-sein bestrafen“. Konkret spricht Landau hier die Vertreibung einiger Obdachloser durch die Polizei aus dem Stadtpark an. Dieser Vorfall hat sich vor einigen Wochen zugetragen und lies die Wogen hochgehen. Viele Menschen haben sich über soziale Medien mit den Obdachlosen solidarisch gezeigt. Solidarität – ein Wort, das sich wie ein roter Faden durch die Rede von Michael Landau zieht. Denn die sei notwendig um sowohl Österreichern, die in Armut leben, als auch Migranten, die wegen mangelnder Perspektiven nach Österreich gekommen sind, zu helfen. Solidarität fordert Landau auch für schutzsuchende Asylwerber in Österreich und ganz Europa ein und für alle „die im globalen Dorf Welt“ leben. Denn „Nächstenliebe kann man nicht delegieren“, sagt Landau.

Eiserner Vorhang

Der scheidende Caritaspräsidenten Franz Küberl fühlt sich angesichts der Flüchtlingspolitik der europäischen Union an den Eisernen Vorhang zurückerinnert. Er meint damit die Mauern, Zäune und Stacheldrähte an den Außengrenzen Europas, die Flüchtlinge aus sogenannten Drittstaaten abwehren sollen. „Man lässt sie verbluten und ersaufen“, kritisiert Küberl scharf. Schließlich sei es die Aufgabe der Caritas auf Probleme „aufmerksam zu machen“. Auf sich und die Ungerechtigkeiten aufmerksam machen, die arme Menschen in Österreich erfahren, will auch einer der Obdachlosen, die der Pressekonferenz beiwohnen.

„Mut zur Abzocke“

Er wirft ein, dass es in Österreich schlecht um Arme bestellt ist. Doch im Parlament säßen “Querulanten, die Freunderlwirtschaft betrieben und nur Mut zum Abzocken hätten.“ Der Unmut des Mannes entlädt sich an Politikern wie Josef Cap, der zuletzt durch sein hohes Gehalt Schlagzeilen gemacht hat. Aber auch an der wilden Abgeordneten Monika Lindner, die in Verdacht steht, als Vorstandsmitglied die St. Anna Kinderkrebsforschung übervorteilt zu haben – wie der Falter vor einigen Wochen aufdeckte.

Die Gruft ist einer der wenigen Orte, an denen auch Obdachlose, die keinen österreichischen Pass haben, Nahrung und einen Schlafplatz finden. Die öffentliche Hand sei hier gefordert, Gelder bereitzustellen um Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen – in Österreich und ganz Europa, befindet Michael Landau.

Die Schwerpunktthemen mit denen sich die Caritas in den nächsten Jahren befassen wird, wurden in einem „Fünf-Punkte-Programm für mehr Mut und Solidarität“ zusammengefasst. Die Themen sind: „soziale Armut in Europa“, „Armutsfragen in Österreich“, „Investitionsprogramm für sozialen Zusammenhalt in Österreich“, „Reformen im Asyl- und Flüchtlingsbereich“ und eine „Schubumkehr bei der Entwicklungszusammenarbeit“.

 


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