Langenscheidt entfernt das N-Wort in Schulwörterbüchern

10.03.2014 | 12:38 | simon INOU

Seit Juli 2006 verzichtet die Redaktion „Wörterbücher“ der Verlagsgruppe Langenscheidt  in der neuen Bearbeitung der Schulwörterbücher für Französisch und Englisch auf das N* Wort. 

Das im Jahre 1856 gegründete Haus, das nach eigenen Angaben „eines der weltweit bedeutendsten Unternehmen für die Kernbereiche Sprachen, Wissen und Deutsche Sprache sowie Reise und Kartografie“ ist, musste sechs Monate lang mit dem Afro-deutschen Verein „Der Braune Mob e.V.“ streiten. Eine Zusammenfassung von Afrikanet.info aus dem Jahr 2006.

 

Januar 2006
Der Verein „Der Braune Mob  e.V. – Schwarze Deutsche in Medien und Öffentlichkeit“  bemerkt in einem Schreiben an den Langenscheidt Verlag, dass die Übersetzung des Wortes „Neger, -in“ im Langenscheidt “Power Wörterbuch Französisch” (Zielgruppe: “Schüler an allen Schulen, besonders in der Sekundarstufe I”)  mit „le Noir“ und „la Noire“ (der Schwarze, die Schwarze) eine rassistische Beleidigung ist. Der Verein forderte den Verlag dazu auf, „… rassistische Beleidigungen aller Art (vor allem wenn sie sich auf eine einzelne Hautfarbe beschränken) nicht mehr in Wörterbüchern zu publizieren“.

 

2. Februar 2006 
Dr. Vincent Docherty der Redaktion Wörterbücher antwortet, dass „wir bei Langenscheidt versuchen, mit diesem Thema sensibel umzugehen“. Für den Langenscheidt Verlag hat das Wort Neger wie „… für viele Deutsche – vor allem für ältere – absolut keine negative Seite, sondern ist ein wertneutrales Wort für eine Person mit dunkler Hautfarbe“. Die Aufgabe von Langenscheidt sei nach der Meinung vom Herrn Dochery „nicht zu beurteilen, ob dieser Gebrauch fair oder diskriminierend ist. Unsere Aufgabe  ist es, „die Sprachrealität abzubilden, ohne normativ eingreifen zu wollen“ bemerkt er und bittet den Verein „um Verständnis für unsere deskriptive – nicht präskriptive – Vorgehensweise, die in der Lexikographie als international anerkannt gilt.“

In Reaktion auf diese allgemein formulierten Antwort von Langenscheidt  weist der Verein in einem dringenden Appell, der von mehreren NGOs, bekannten schwarzen deutschen Persönlichkeiten und engagierten Deutsche unterschrieben wurde darauf hin, dass in demselben Schülerwörterbuch mit 65000 Stichwörtern „das Wort „Negerin“ angeführt wird, der Ausdruck  „Zigeuner“ jedoch nicht“. Das belege nach Meinung von „Der Braune Mob e.V “ …bereits die Möglichkeit, auf einzelne rassistische Begriffe zu verzichten, deren beleidigender Charakter trotz vermeintlich gängiger sprachlicher Gepflogenheiten weithin bekannt ist.“

9.6.2006
Fünf Monate später stellt Barbara Epple von der Redaktion  Wörterbücher klar, dass im Hause Langenscheidt „seit Jahren das Thema `Politische Korrektheit` sehr ernst genommen und immer wieder intensiv diskutiert wird“.  In der neuen Bearbeitung der kleineren Schulwörterbücher Französisch und Englisch habe der Verlag auf das Wort „Neger/in“ verzichtet. Was für den Verein und seine Freunde erfreulich ist.

In ihrem Brief ausserdem weist Frau Epple darauf hin, dass sie sich von der ganzen Diskussion persönlich hart betroffen fühle da  „Ich Mutter eines afrodeutschen Kindes bin und mir daher dieser Punkt sehr am Herzen liegt“ schreibt sie. Zusammengefasst:  eine engagierte und direkt betroffene Frau.

Laut ihrem eigenen Schreiben werden die Wörter „afrodeutsch, Afrodeutsche(r)“ in Langenscheidt Wörtebüchern demnächst vertreten sein. Ein Sieg über einen beleidigenden Begriff, der seit Jahrzehnten problematisch geworden ist. Nächste Schritte sind die Überzeugung und Einbindung anderer Verlagshäuser. Genauso wie die Erweiterung auf Deutsch-Deutsch Schulwörterbücher.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von simon INOU