Marko Stijaković: „Unser Ball steht im Zeichen der österreichisch-serbischen Freundschaft“

22.01.2014 | 11:46 | Tamara Tanasijevic

Dr. Marko Stijaković, Präsident der Österreichisch-Serbischen Gesellschaft, ist seit drei Jahren Organisator des größten Serbenballs in Wien. Im Interview mit M-MEDIA spricht er über die Relevanz der Veranstaltung.

M-MEDIA: 2014 findet der Heilige Sava Ball nun zum 17. Mal in Reihenfolge in Wien statt. Dieser Feierlichkeit geht eine lange Tradition voraus. Was waren die Beweggründe diesen Brauch wieder aufleben zu lassen?

Dr. Marko Stijaković: In den neunziger Jahren wurde Serbien von der Weltöffentlichkeit zum Sündenbock der Jugoslawienkriese vorverurteilt. Eine Gruppe, zu der ich auch gehört habe, hat sich dieser übermächtigen Anfeindung (gegen eine ganze Nation) wiedersetzt und nach Möglichkeiten gesucht andere Bilder der serbischen Zivilgesellschaft aufzuzeigen und damit die Negativstimmung umzukehren. Mylord Mateović, der damalige Präsident des „Serbischen Zentrums hatte die Idee, den Slavenball (den Fürst Miloš Obrenović ins Leben gerufen hat, 1846 fand der erste Slavenball in den damaligen Sofiensälen statt) wiederzubeleben und ein anderes „Gesicht der Serben“ der Öffentlichkeit zu präsentieren. In weiterer Folge einigte man sich aus den „Slavenball“ den Serbenball zu machen- und widmete den Ball den Begründer von Serbien und großen Aufklärer Sveti Sava (Heilige Sava). In der Nationalbibliothek fand man Aufzeichnungen früherer Ballzeremonien, Informationen über die prominenten Besucher und die Noten der „Serben-Quadrille“. Die Serben-Quadrille wurde von Johan Strauß Sohn komponiert und war seit Anbeginn an, der wichtigste Teil der Eröffnungszeremonie.Der Hl. Sava Ball zählt heute zur ältesten serbischen Tradition in Wien und in der Neuzeit (seit 1997) als positives Beispiel der vielschichtigen serbischen Zivilgesellschaft in Österreich.

Diese Festlichkeiten trugen im 19. Jahrhundert auch einen Großteil dazu bei, das Bild der Slawen in der Wiener Gesellschaft in ein rechtes Licht zu rücken. Inwiefern sind diese Absichten noch immer aktuell?

Ende des 18. Jahrhundert war die bedeutendste Zeit in den Beziehungen zwischen dem Königreich Serbien und der damaligen Donaumonarchie. Joseph II unterzeichnete 1781 das Toleranzedikt und gab den in Wien ansässigen Serben Privilegien, die man heute mit Minderheitenrechten vergleichen könnte. Im 19.Jhdt. siedelten sich namhafte Serben in Wien an (Miloš Obrenović, Karadžić, Dositej Obradović usw.), in dieser Zeit war der Kulturaustausch zwischen Serbien und Österreich auf dem höchsten Niveau. Die erste serbische Zeitung wurde in Wien gedruckt, die serbisch-orthodoxe Glaubensgemeinschaft Sveti Sava wurde gegründet. Aufgrund dieser Beziehungen und der Handelstrasse der Donau wuchs die Verbundenheit unserer Lände und es gab keinen Anlass die Slawen (die als Verbündete gegen die Türken gekommen sind und ein sehr hohes Ansehen in Wien genossen haben) ins rechte Licht zu rücken. Der Bedarf die Serben als österreichische Realität und ein Teil Österreichs darzustellen kam mit dem Zerfall von Jugoslawien- und nach fast einen Viertel Jahrhundert, im hundertsten Jahr nach der Kriegserklärung Österreichs an Serbien ist dieses Thema immer noch aktuell! Der 17. Heilige Sava Ball, 100 Jahre nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges steht im Zeichen der österreichisch-serbischen Freundschaft.

Zu den Besuchern der Slawenbälle zählte die gesamtslawische Elite. Heutzutage positioniert sich der Ball kulturell als serbische Veranstaltung. Wird auf den interkulturellen Charakter dieser Tradition noch Wert gelegt?

Auch heute zählt die „slawische Elite“ in Wien zu einem wichtigen und großen  Teil der Ballbesucher. Der Ball wird von vielen namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft besucht, viele Besucher reisen aus dem benachbarten Ausland an- und einige wenige aus ganz Europa. Von den fast 300 Bällen in Wien ist der Heilige Sava Ball der einzige Ball mit Serbien Bezug. Der Heilige Sava Ball positioniert sich heute als die älteste serbische Tradition in Wien mit Österreichbezug- der Wiener Balltradition gepaart mit serbischer Kultur aus einer Zeit die unsere gemeinsame Geschichte geprägt haben. Diese Geschichte hat die Serben nach Wien gebracht und unsere Kulturen bereichert. Von Anfang an war das Besterben der Organisatoren den Hl. Sava Ball als eine Völkerverbindende Veranstaltung der Serben und ihrer Freunde aller Nationen zu positionieren-  und im Jahr siebzehn danach, erlaube ich mir als Organisator zu behaupten, dass dies gelungen ist.

Vielen Dank für das wunderbare Interview! Wir wünschen alles Gute!

Danke.


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