Medien: Von der ethnischen Vielfalt zur gesellschaftlichen Diversität

26.09.2013 | 15:56 | REDAKTION

Die sechste Medien.Messe.Migration ist über die Bühne gegangen. Lebhafte Diskussionen, Talks und ein brandneues Medienhandbuch. 

Wien. Die 6. Medien.Messe.Migration & Diversität (MMMD), die wie in den vergangenen zwei Jahren auch dieses Jahr gleichzeitig mit den Österreichischen Medientagen in der Wiener Stadthalle am 24. und 25. September stattgefunden hat, hatte zum ersten Mal die sechs Kernthemen der Diversität als Schwerpunkte. 58 ReferentInnen, 16 Aussteller, 11 Podiumsdiskussionen, 2 Talks, 1 Medienhandbuch und mehr als 50 Nationalitäten haben in zwei Tagen über die Diversität unserer Gesellschaft debattiert. 823 Personen hörten den Vortragenden zu.  Organisiert wird die Messe gemeinsam von M-MEDIA und senel2b communications.

Das Motto der diesjährigen Messe war „Diversität ist ohne Alternative“. Das entspricht unserer gesellschaftlichen Realität, in der Alter, Behinderung, Ethnische Vielfalt, Gender, sexuelle Orientierung und Religion bzw. Weltanschauung die Vielfalt einer Gesellschaft erst ausmachen. Auf der Messe ging es besonders auch darum Gedankenanstöße zu geben, darüber nachzudenken wie wir diese Diversität als Gesellschaft eigentlich tagtäglich wahrnehmen und medial transportieren.

Der Vortrag von Marlies Neumüller, Referentin für Menschen mit besonderen Bedürfnissen bei der Caritas Österreich fokussierte auf das Thema „Leichte Sprache“. Dabei geht es darum, keine Schachtelsätze, keine Fremdwörter und keine schwierigen Wörter zu verwenden, damit auch Menschen etwa mit Lernschwierigkeiten dem Text oder dem Bericht folgen können. Neumüller machte auch darauf aufmerksam, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten – die Bezeichnung  „geistige Behinderung“ als diskriminierend empfinden.

Eine andere Diskussion beschäftigte sich mit der medialen Wahrnehmung von älteren Menschen. Auch in dieser sehr interessanten Diskussion, bei der auch Karl Blecha, Präsident des Pensionistenverbands, teilnahm, wurde schnell klar: Ältere Menschen werden in den Medien ständig diskriminiert und als bresthaft, inkompetent, grantig, bedürftig dargestellt, als würden sie den Jungen die Zukunft rauben und den „Kuchen wegfressen“. Die Altersdiskriminierung in den Redaktionen kann nur bekämpft werden, wenn auch ältere JournalistInnen in den Redaktionen arbeiten und das faktische Pensionsalter von Journalistinnen angehoben wird. Am Ende des ersten Tages trafen fast alle wahlwerbenden Parteien aufeinander und diskutierten ihre Zugänge zu Integrationspolitik und welche Rolle Integration im bisherigen Wahlkampf gespielt hat.

Außerdem wurde über die Themen Frauen im Journalismus, sowie die Rolle, die die Religion bei der Diskriminierung von Homosexuellen spielen kann, diskutiert. Genauso widmete sich eine Diskussion dem Thema Diversität im Unterhaltungs-TV. Spannend wurde es auch beim Talk, in dem es darum ging, ob Boulevardzeitungen und Qualitätsjournalismus ein Widerspruch sind, bei der Erich Nuler von der Heute-Zeitung zu einer Art Streitgespräch mit Anna-Maria Wallner von „Die Presse“ zusammentraf und Qualitätskriterien für Medien diskutierte.

Im Rahmen der 6.Medien.Messe.Migration präsentierten M-MEDIA und senel2b communications das aktuelle österreichische Medienhandbuch Migration & Diversität 2013. Mit noch mehr Medien in Österreich jenseits von Mainstream und mit den sechs Dimensionen der Diversität. Es bietet dieses Jahr auf mehr als 110 Seiten einen Überblick über 127 Medien, interkulturelle Agenturen, Markt- und Meinungsforschungsinstitute, Branchenbücher und Werbeplattformen. Insgesamt sind es 110 Medien im klassischen Sinne. 87 davon aus spezifischen Communities, etwa aus ethnischen, religiösen oder der LGBT Community. 23 Medien berichten communityübergreifend. Es gibt insgesamt 96 interkulturelle Medien bzw. Medien, die einen Schwerpunkt auf Integrations- und Migrationsthemen gelegt haben. Nach wie vor sticht die türkische Community im Medienhandbuch hervor. Sie ist mit 23 Medien besonders stark vertreten.

Die Medien.Messe.Migration & Diversität wurde mit finanzieller Unterstützung von Wirtschaftsagentur Wien, SPÖ Wien, Wirtschaftskammer Wien, Grünen, Österreichischem Integrationsfonds und Sozialdemokratischem Wirtschaftsverband veranstaltet. Die Organisatoren bedanken sich ganz herzlich auch bei den Ausstellern, die bei der diesjährigen Messe teilgenommen haben genauso wie alle, die uns im verborgenen unterstützt haben.

2014 erwartet uns mit noch mehr medialer Auseinandersetzung mit den Themen der gesellschaftlichen Diversität.

 


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