„Mit Gewalt erreichst du nichts“

HIN­TER­GRUND:
  • Teil 8 der 16-tei­li­gen Por­t­rät­se­rie „Unsere Hände gegen Gewalt".
  • In Koope­ra­tion mit White Rib­bon Öster­reich, dem Ver­ein von Män­nern zur Prä­ven­tion von männ­li­cher Gewalt, hat M-MEDIA am 25.11.2012 (Beginn der 16 Tage gegen Gewalt an Frauen) eine Por­t­rät­se­rie  gestar­tet, in der wöchent­lich Por­träts von Män­nern mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, die moderne Männ­lich­kei­ten leben und Por­träts von migran­ti­schen Ver­ei­nen, die Bei­träge und Zugän­gen zu Gleich­be­rech­ti­gung und Gewalt­prä­ven­tion leis­ten,ver­öf­fent­licht wer­den.
  • Die Koope­ra­tion wird vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Arbeit, Sozia­les und Kon­su­men­ten­schutz geför­dert

11.02.2013 | 15:38 | Milagros Martinez-Flener

Von seinem Großvater lernte Leonard-Leo-Vasile, dass Gewalt nichts bringt. Heute ist er bemüht, dieses Prinzip den Kindern der youngCaritas Käfig League weiter zu vermitteln. Teil 8 der 16-teiligen Porträtserie “Unsere Hände gegen Gewalt”.

„Kinder nehmen was sie zu Hause erleben“, sagt Leo Vasile. Dabei erinnert er sich gleich an einen 5-jährigen Bub, der nach einem Sturz bei einem Fußballspiel im Käfig Stärke zeigte: „Mir geht es gut, ich darf nicht weinen“, sagte der junge Fußballer. Für Leo ist so etwas ein Zeichen dafür, dass es einem Kind zu Hause nicht allzu gut geht, und dass es fürs Leben gekennzeichnet ist.

Leo ist seit zwei Jahren ehrenamtlicher Fußballtrainer bei der youngCaritas Käfig League am Kapaunplatz. Für viele der Kinder ist er aber mehr als das: er ist die Bezugsperson und ein Vertrauter, dem sie von ihrem Alltag in der Schule und von zu Hause erzählen. Vieraugengespräche mit den Kindern finden hin und wieder statt und auch mit den Eltern, wenn er merkt, dass das Kind gewisse Aggressionen in sich trägt. „Wir versuchen herauszufinden, was das Kind belastet“, erzählt Leo.

 

Leo Vasile wurde in Craiova Jud. Dolj. im Süden Rumäniens geboren und weiß genau, was es heißt in einer Familie aufzuwachsen, die getrennt lebt. Seine Eltern flüchteten vor 23 Jahren, noch während des Kommunismus, nach Österreich. Er blieb und wuchs bei den Großeltern auf. Erst vor acht Jahren konnte der heute 25-jährige Bürokaufmann endgültig zu seiner Familie nach Österreich ziehen.

Mädchen spielen mit 

Gewalt hat Leo am eigenen Leib nicht erlitten, aber genug davon gesehen, und das hat ihn geprägt. Als er noch in Rumänien lebte, musste er mit ansehen, wie sein Nachbar versuchte, seine Frau und seine Kinder zu schlagen. „Manchmal haben sie einfach draußen auf der Straße gewartet, bis er sich beruhigt hat, manchmal haben sie bei uns übernachtet“, erinnert er sich noch. Fußball spielte Leo schon in Rumänien. Zum Käfigfußball in Wien kam er über den Verein Austria Santos International und als die youngCaritas Käfig League ins Leben gerufen wurde, war es ihm klar, dass er ein Teil davon sein wollte. Seine Motivation war es, dass nur größere Kinder im Käfig spielten. „In einem Käfig zu spielen, war für die Kleinen fast unmöglich“, erzählt der gebürtige Rumäne. Jetzt trainiert er Kinder –Buben und Mädchen- zwischen 6 und 13 Jahren alt.

Sport trägt zur Integration bei

Das Fußballtraining ist Teil eines Integrationsprojekts, dessen Hauptziel, nicht das Ausbilden von Fußballern ist, sondern, dass Kinder lernen, respektvoll miteinander umzugehen und die Probleme nicht mit Gewalt, sondern durch Kommunikation zu lösen. Viele der Kinder haben Migrationshintergrund und kommen aus Ländern in denen die Frau benachteilig ist. Zum Training kommen jedoch einige Mädchen. Am Anfang wurden sie verspottet, mittlerweile haben die Burschen gelernt, sie zu respektieren und zu akzeptieren. „Trainer sein, macht mir sehr viel Spaß“, sagt Leo, „denn ich sehe, wie sich die Kinder entwickeln“, und damit meint er nicht nur fußballerisch.

Die Arbeit in der Gewaltprävention durch den Sport hat Leo sehr geprägt. Er möchte sein Hobby mit seinem Beruf verbinden und im Bereich Sport und Sozialarbeit tätig werden. Den Trainerschein möchte er auch machen. „Sport trägt zur Integration bei und hilft die Aggressionen zu kanalisieren“, erklärt Leo. „Mit Gewalt erreichst du nichts.“ Die Käfigkicker sind Leo ans Herz gewachsen. Als er hörte, dass einige der Kinder bisher noch nie in der Innenstadt waren, beschloss er, für sie privat einen Ausflug zu organisieren. Die Kinder machten eine Straßenbahnrundfahrt und sahen zum ersten Mal das Parlament und das Rathaus. Seither zählen auch kulturelle Besuche zum Trainingsplan der Käfigkicker von Wien.


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