Polnische Priester als Importschlager in Österreich

MEHR INFOS:
  • Polnische Priester: Insgesamt gibt es 1015 Diözesan- und Ordens- und 154 Weltpriester in der Erzdiözese Wien – rund 120 von ihnen sind Polen. In ganz Österreich wird ihre Zahl auf rund 250 geschätzt.
  • Polnische Pfarre: Die Gardekirche am Rennweg beherbergt den Resurrektionisten-Orden. Jeden Sonntag werden hier acht, an allen anderen Tagen zwei Messen auf Polnisch und eine auf Deutsch angeboten.

03.04.2012 | 17:21 | Ania Haar

Kirche. Wegen des Priestermangels sind polnische Priester sehr begehrt – allein in der Erzdiözese Wien sind es 120.

Wien. „Ohne importierte Priester würden etliche österreichische Pfarren nicht funktionieren, weil es zu wenig Priester gibt“, sagt Krzysztof Kasperek, Rektor der Ordensgemeinschaft Resurrektionisten, aus der Polnischen Katholischen Mission in Wien. Gerade die Polen sind es, die den größten Teil der Importpriester ausmachen – allein in der Erzdiözese Wien gibt es rund 120 polnische Priester – das sind etwa zehn Prozent aller Geistlichen, die in österreichischen Pfarren tätig sind.

Und das nicht nur in der polnischen Pfarre am Rennweg – hier arbeiten nur fünf von ihnen. Der Rest ist in den verschiedensten Pfarren der Erzdiözese im Einsatz. Gerade in der polnischen Pfarre ist der Bedarf aber besonders hoch. In Wien leben derzeit 37.470 in Polen geborene Personen. Für sie bieten allein die Ordensbrüder am Rennweg am Sonntag acht Gottesdienste auf Polnisch an – und täglich einen auf Deutsch für die Gläubigen aus der Gegend. „Wir haben noch zusätzlich polnische Priester zu uns eingeladen, damit sie bei der Beichte aushelfen“, sagt Kasperek. Kurz vor Ostern werden viermal so viele Gläubig erwartet, die um das Sakrament der Buße bitten. Dafür gab es vergangenen Freitag sogar eine „Lange Nacht der Beichtstühle“.

„Heuer ist es genau 20 Jahre her, dass ich nach Österreich gekommen bin“, sagt Kasperek. Für ihn stand früh fest, dass er Priester werden und seine Deutschkenntnisse aus der Schule anwenden wollte. „In Polen gibt es noch eine andere katholische Tradition und Kultur, die Priesterberufungen begünstigt“, meint er. Die meisten Priester, die nach Österreich kommen, sprechen bereits gut Deutsch. Wer noch nicht so sattelfest ist, muss vorher noch Kurse besuchen. Das Polnische müssen die Priester allerdings nicht ganz ablegen, denn Gottesdienste in polnischer Sprache werden nicht nur in der Gardekirche am Rennweg angeboten, sondern auch in anderen österreichischen Pfarren, in denen es polnischstämmige Gläubige gibt.

Beten in der Muttersprache, ein Thema, das in der Integrationsdebatte schon zur Sprache gekommen ist – wenn auch in anderem Zusammenhang. „Momentan wird in der öffentlichen Diskussion leider nur auf den Islam fokussiert“, sagt Regina Polak, Professorin am Institut für Praktische Theologie an der Uni Wien, „dabei ist die Mehrheit der fremdsprachigen Gemeinden in Wien christlich“.

Zuletzt war die Rede davon, dass Predigten künftig in Deutsch abgehalten werden sollen. Diesen Wunsch äußerte Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz mehrfach. Aber, so betont er, es werde kein Zwang in diese Richtung ausgeübt. Gespräche mit den fremdsprachigen christlichen Gemeinden habe man aber schon geführt.

Hilfe bei der Wohnungssuche

Für die Integration spielt die religiöse Zugehörigkeit indes eine zentrale Rolle. „Glaube ist im schwierigen Prozess der Migration eine Ressource für Sinn, der Hoffnung, Durchhaltevermögen verleiht“, sagt Theologin Polak. „Er hilft, in der neuen Heimat eine Heimat zu finden.“ Die muttersprachlichen Pfarren sind für die Gläubigen aber nicht nur in religiösen Fragen, sondern auch in sozialen und gesellschaftlichen Belangen eine große Hilfe. Es wird bei der Wohnungssuche und in schwierigen finanziellen Situationen geholfen. Allerdings: Religion dürfe nicht als Identitätsmarke missbraucht werden, so die Theologin. Bei der zweiten und dritten Generation kann die Frage um Religiosität und muttersprachliche Angebote nämlich schon ganz anders aussehen.

Wie wichtig ein muttersprachliches Angebot aber nach wie vor ist, war zuletzt in der Pfarrkirche Neulerchenfeld sichtbar. Im vergangenen Sommer sorgte Pfarrer Tadeusz Cichon für Schlagzeilen, nachdem Kardinal Schönborn entschieden hatte, die Kirche den serbisch-orthodoxen Gläubigen zu schenken. Dem widersetzte sich Cichon und legte sogar bei der Apostolischen Signatur – dem höchsten Gericht im Vatikan – Berufung ein. „Bei der letzten Zählung der Gläubigen waren es 822 Personen, die den Gottesdienst auf Polnisch besucht haben, bei der serbisch-orthodoxen Kirche lediglich 217.“ Für Cichon sind diese Zahlen Beweis genug. Die endgültige Entscheidung, wie es mit der Pfarre weitergeht, steht noch aus. Cichon geht es aber nicht nur um die Polen: „Regelmäßig kommen auch österreichische Gläubige zu unserem Gottesdienst, ohne dass sie die Sprache richtig verstehen“, meint er, „und sie sagen, hier ist es viel lebendiger.“

Gemeinsamkeit wird von den polnischen Priestern besonders groß geschrieben: „Man kann voneinander lernen“, sagt Rektor Kasperek, der auch viele Jahre in österreichischen Pfarren tätig war. „Es war stets eine Bereicherung für mich.“ Mit österreichischen Gläubigen hat er sogar Wallfahrten nach Polen unternommen.

Schönborn predigt polnisch

Die sichtbare Anerkennung für die Arbeit der polnischen Priester kam für Kasperek im vergangenen Jahr: Sein Ordensbruder Dariusz Schutzki wurde als Bischofsvikar für das Vikariat Wien-Stadt von Kardinal Christoph Schönborn bestellt. „Für uns ist das auch ein Zeichen der Wertschätzung und Offenheit gegenüber den polnischen Katholiken hier“, sagt der Rektor. So wie auch, dass die Gemeinde regelmäßig die Möglichkeit bekommt, zu wichtigen polnischen Feiertagen Gottesdienste im Stephansdom in polnischer Sprache zu zelebrieren. Und natürlich, dass Kardinal Schönborn einmal im Jahr der polnischen Kirche am Rennweg einen Besuch abstattet. Und sich sogar bemüht, die Heilige Messe auf Polnisch zu zelebrieren.


ein Kommentar

  • hrabovszky kurt,kaczmarek ewa

    sg.herren. ich möchte im august in traiskirchen im wasseschloss in der kapelle heiraten und hätte gerne einen polnischen priester. ist dies überhaupt möglich? bitte um antwort. mfg hrabovszky Geschrieben um 23. Januar 2013 um 18:26 Uhr Antworten

Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Ania Haar