„Schwarze werden mehr unter die Lupe genommen“

28.01.2011 | 16:24 | Clara Akinyosoye

Polizeikontrollen in afrikanischen Lokalen sind keine Seltenheit. Kontrolliert werde nicht nur das Lokal, sondern auch Gäste und Angestellte. Darunter leidet das Geschäft: Wegen der Kontrollen kämen weniger Menschen.

Wien. Schwarze Menschen werden beim Zugang zu Gastbetrieben oder Diskotheken oft diskriminiert. Das ist nicht nur ein unbestimmtes Gefühl, sondern ein Erkenntnis der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz in ihrem jüngsten Bericht. Nicht zuletzt deswegen suchen viele Menschen afrikanischer Herkunft Lokale auf, die selbst von Afrikanern betrieben werden.

Doch auch dort verläuft nicht alles reibungslos, wie die kürzlich bekannt gewordenen Vorfälle im afrikanischen Lokal „Bellami“ in Ottakring zeigen. Dort kontrollierten Polizisten am 24. und 25. Dezember das Tanzcafé – Kontrollen, nach denen einige Besucher schwere Vorwürfe gegen die Polizisten erheben. Sie sollen die Afrikaner rassistisch beleidigt haben und gewalttätig geworden sein.

Grundsätzlich sind Polizeikontrollen in afrikanischen Lokalen keine Seltenheit. John Mwene lebt seit 25 Jahren in Österreich, hatte schon mehrere Lokale, aber „es war im dasselbe Problem“. Die Polizei komme am Wochenende regelmäßig in sein Lokal, erzählt der Besitzer des Clubs „Jambo“ – mit der Begründung, es handle sich um eine Routinekontrolle. Jedoch würden nebenan gelegene Lokale nicht kontrolliert.

Und kontrolliert werde nicht nur das Lokal, sondern würden auch alle Gäste und Angestellte. „Dann muss ich die Musik abdrehen und darf keine Bestellungen mehr aufnehmen.“ Wenn dann etwa 70 Gäste anwesend sind, „dauert das ewig“, denn die Identität eines jeden Gastes muss von der Zentrale bestätigt werden. Obwohl das Lokal erst sechs Monate geöffnet hat, gab es zusätzlich zu den regelmäßigen Kontrollen bis jetzt drei große Razzien, so Mwene.

Gefunden habe man nichts. Für das Geschäft sind diese Polizeibesuche aber fatal, erzählt Mwene. Denn wegen der häufigen Kontrollen kämen immer weniger Menschen. Für den Lokalbesitzer bitter, aber verständlich. „Ich will auch nicht irgendwo hingehen, wo ich ständig kontrolliert werde. Ich will mein Bier in Ruhe trinken.“

Auch Pelagie Kassay, Besitzerin des „Bellami“, fürchtet um ihre Kundschaft. Wegen der Polizeikontrollen zu Weihnachten wollten die Gäste nicht zur geplanten Silvesterparty erscheinen. Kassay bemühte sich um Schadensbegrenzung und mietete für die Feier ein anderes Lokal. Auf den zusätzlichen Mietkosten bleibt sie sitzen.

Schwarze unter der Lupe

Dass afrikanischstämmige Gastronomen ständig mit der Polizei zu tun haben, bestätigt auch Habiboulah Bakhoum, Präsident des Ausschusses afrikanischer Unternehmen. Zu seinen Aufgabengebieten gehört es, bei Problemen zwischen Polizei, Magistrat und afrikanischen Unternehmern zu vermitteln und Präventivarbeit zu leisten. Aus seiner Erfahrung weiß Bakhoum: Schwarze werden „mehr unter die Lupe genommen“. Bei Ruhestörung oder Sperrstundenübertretungen, die oft von Anrainern oder „Spaßvögeln“ gemeldet werden, würden sie „doppelt und dreifach“ bestraft.

Auch die Sperrstunde sei oft nur ein Vorwand für Personenkontrollen, bei denen es dazu noch zu Respektlosigkeiten und Provokationen seitens der Beamten käme, so Bakhoum. Während bei anderen Lokalen oft nur eine Verwarnung ausgesprochen werde, komme es bei afrikanischen Lokalen gleich zur Perlustration der Gäste.

Eine Vorgangsweise, die man bei der Wiener Polizei verteidigt. Im Zuge von derartigen Kontrollen könne durchaus auch der fremdenrechtliche Status eines Lokalgastes überprüft werden, jedoch nur mit einer „rechtlichen Grundlage“, sagt Sprecher Johann Golob. Eine Ungleichbehandlung schwarzer Lokalbesitzer und Gäste weist er zurück. Allein aufgrund der Hautfarbe werde niemand überprüft. Doch „es hat jeder Fremde die Pflicht, sich auszuweisen“, so Golob. Und Fremde, so sei anzunehmen, fänden sich in diesen Lokalen eben „vermehrt“. (CLARA AKINYOSOYE)


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