START Wien: Stipendienprogramm für MigrantInnen trägt Früchte

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21.10.2011 | 14:36 | Desiree Schröcker

Zusammenhalt, Gleichberechtigung und Toleranz. Dies sind 3 Schlagworte, die das START Stipendienprogramm für Jugendliche mit Migrationshintergrund treffend beschreiben. Drei der Absolventinnen berichteten M-MEDIA, wie das Stipendium ihr Leben verändert hat. 

„Menschen stark machen und junge Künstler fördern“, so das Motto der Crespo Foundation, die gemeinsam mit ihren PartnerInnen in Österreich das START-Wien Projekt umsetzt. Das im Jahr 2002 von der Hertie Stiftung in Deutschland gegründete Stipendienprogramm richtet sich an SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Seit 2006 haben auch junge MigrantInnen in Österreich die Möglichkeit an diesem Stipendienprogramm teilzunehmen. Die Förderung spricht Jugendliche mit Migrationshintergrund an, die gesellschaftlich engagiert sind, die Matura anstreben und deren finanzielle Situation der Unterstützung bedarf. „Momentan betreuen wir 37 StipendiatInnen in Wien, davon sind gerade eben 16 neue Plätze vergeben worden,“ so Katrin Bernd Koordinatorin von START Österreich. Die Förderung setzt sich aus einer IT-Ausstattung zusammen, 100 Euro monatlich sowie 700 Euro Zusatzbudget pro Schuljahr für Sonderausgaben wie Klassenfahrten oder Sprachreisen. Des Weiteren haben die StipendiatInnen die Möglichkeit an Workshops und Ausflügen teilzunehmen und ihre kreative Ader, in dem jährlich großangelegten Kunstprojekt zu entdecken. Das obengenannte Motto können auch die Absolventinnen Luna Al-Mousli, Sahire Bozkurt und Ana Marija Cvitic bestätigen. Die 3 jungen Stipendiumsteilnehmerinnen kamen in den Genuss der Förderung und erinnern sich heute noch gerne an die START-Zeit zurück. „Durch die Rhetorik-Seminare beispielsweise fielen mir Referate einfacher und es war ein schönes Gefühl, dass ich mir auf einmal auch alle Schulmaterialen leisten konnte,“ so Ana Marija Cvitic über die Vorteile, die sie für sich persönlich aus dem START Programm ziehen konnte.

Vom START-Kunstprojekt an die Angewandte

Rhetorikseminare, Präsentationstechniken, Bewerbungstraining, selbstbewusstes Auftreten und Kunstprojekte gehörten genau so zum Stipendienprogramm wie finanzielle Unterstützung. Da es sich bei der Crespo Foundation um eine Kunststiftung handelt, nimmt das Kunstprojekt eine besonders wichtige Rolle ein. So erzählt Luna Al-Mousli von dem Kunstprojekt mit Eva Schlegel, bei dem die SchülerInnen des ersten Jahrganges, zusammen mit der Fotografin, ein Fotobuch kreiert haben. Sahire Bozkurt, Absolventin des 3. Jahrganges erinnert sich mit Vergnügen an ihr damaliges Projekt zurück. „Sagen, Legenden und Mythen Wiens, war ein Kurzfilmprojekt, wo wir beispielsweise am Naschmarkt oder in der Hofburg Leute, wie auch André Heller, interviewt haben,“ erzählt die heute junge Studentin der Psychologie und Internationalen Entwicklung begeistert. Auch Luna Al-Mousli sieht eine große Bereicherung in den Kunstprojekten. Die Österreicherin mit syrischem Hintergrund hat im Laufe des Fotoprojekts mit Eva Schlegel das Interesse an dieser Berufssparte entdeckt und befindet sich heute im Endspurt an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, wo sie Grafikdesign studiert. Auch Ana Marija Cvitic erlebte mit START einprägsame Momente. Sie erinnert sich beispielsweise gerne an das erste Jahrestreffen in Deutschland zurück, wo sich alle START StipendiatInnen des deutschsprachigen Raumes einmal im Jahr treffen. „Als ich da auf die Bühne raufgegangen bin und Xavier Naidoos Lied ‚Was wir alleine nicht schaffen, schaffen wir dann zusammen’ gehört habe, war das schon ein sehr einprägsames Erlebnis für mich,“ so die in Bosnien geborene Jus-Studentin.

Sich verstanden fühlen

Dieses Gemeinschaftsgefühl kennt auch Sahire Bozkurt, die sich auch an ein Start-Treffen zurückerinnert, wo nach dem ersten Kennen lernen, gleich einmal der Draht zueinander gefunden wurde. Ana Marija Cvitic bringt es noch mal auf den Punkt und verdeutlicht, dass es einfach schön ist, Menschen zu kennen, die den gleichen Hintergrund haben. „Wenn man sagt, meine Mutter kann wenig Deutsch, dann sagt niemand, ‚Was, echt jetzt?’, sondern mindestens die Hälfte der Leute im Raum, können dieses Gefühl nachvollziehen. Man fühlt sich einfach verstanden,“ so Cvitic.

Absolventen als „Integrationsbotschafter“

Mit den START-Absolventinnen hat sich auch ein neuer Verein gebildet. Der START-Alumni Verein Österreich, welcher aus ehemaligen START-StipendiatInnen besteht, hat sich zum Ziel gesetzt in Fragen der Integration mitzureden und sich aktiv daran zu beteiligen. Der Verein, der vom Staatsekretariat für Integration gefördert wird, möchte neben der Aufrechterhaltung des Netzwerkes als „Botschafter einer gelungenen Integration“ verstanden werden. Dies soll anhand von Projekten, wie beispielsweise „Auf der Suche nach meinem Lieblingsberuf“ in der Wiener Volksschule 12 gefördert werden. „Wir wollen der Gesellschaft das zurückgeben, wovon wir als Stipendiaten profitieren durften,“ so Sahire Bozkurt. Das Projekt in der Wiener Volksschule soll den SchülerInnen deutlich machen, dass sie eigentlich schon nach der Volksschule einen Meilenstein für ihren Bildungsweg legen. In kleinen Workshops und Gruppenspielen wurden zunächst die verschiedensten Berufe vorgestellt und anschließend dann die passenden Bildungswege zu ihrem Traumberuf präsentiert. Der Alumniverein soll einerseits weitere Fortbildungsmöglichkeiten für START-AbsolventInnen bieten, Betreuung von aktuellen StipendiatInnen ermöglichen sowie durch Mentoring-Projekte zur Förderung der Integration beitragen.

Heute gibt es neben den 37 aktiven StipendiatInnen in Wien das START-Projekt mit 28 StipendiatInnen in Vorarlberg und mit 18 StipendiatInnen in Salzburg. Katrin Bernd betont, dass Schritte dazu da sind, das START-Projekt in weiteren Bundesländern einzuführen. Auch die 3 Absolventinnen sind sich einig, dass es jeder und jede MigrantIn einfach versuchen sollte. „Wir raten allen, sich zu bewerben, weil schlimmer als nicht angenommen zu werden, kann’s nicht sein,“ so Ana Marija Cvitic.

 


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