Stipendien für junge Migranten

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AUF EINEN BLICK
  • Am 24. November endet die Bewerbungsfrist für die dritte Ausschreibung der Start-Stipendien.
  • Voraussetzungen: Wohnsitz in Wien, Besuch einer AHS oder berufsbildenden Schule mit Matura, gute schulische Leistungen und gesellschaftliches Engagement.
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11.10.2008 | 11:03 | Clara Akinyosoye

Das Programm „Start Wien“ fördert mit Zuwendungen gezielt Zuwanderer-Karrieren. Stipendiaten werden monatlich mit 100 Euro und einer PC-Grundausstattung mit Internetanschluss ausgerüstet.

WIEN. „Menschen stark machen“, sagt Karin Heyl, Geschäftsführerin der Crespo Foundation, „ist unser Motto.“ Junge Menschen mit Migrationshintergrund, egal welcher Herkunft, die wegen verschiedener Faktoren benachteiligt sind, aber Engagement zeigen, sollen durch das 2006 ins Leben gerufene Start-Stipendienprogramm die Möglichkeit bekommen, ihre Chancen in Österreich wahrzunehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Asylwerber, anerkannte Flüchtlinge oder eingebürgerte Österreicher handelt.

Menschen wie Ara Karapetyan zum Beispiel. Der 18-jährige Asylwerber flüchtete 2001 aus Armenien und landete schließlich in Österreich. Der Schüler spricht neben Deutsch noch fünf weitere Sprachen: Englisch, Russisch, Armenisch, Slowakisch und Tschechisch. Arbeiten darf er aufgrund seines Status zwar nicht, aber sein Sprachtalent nutzt er für gemeinnützige Tätigkeiten, wie etwa für Übersetzungen beim Flüchtlingsverein von Ute Bock.

Ein Gefühl für Sprachen hat auch die 18-jährige HAK-Schülerin Marija Adamovic, die 2005 aus Serbien zu ihrem Vater nach Wien gezogen ist. In eineinhalb Jahren lernte sie perfekt Deutsch, denn „wenn du gebrochen Deutsch sprichst, sind die Menschen anders zu dir“. Adamovic schätzt an Start vor allem die regelmäßigen gemeinsamen Unternehmungen, wie Theaterbesuche, Seminare und die jährlichen Treffen aller Stipendiaten in Deutschland.

Start Wien unterstützt die Stipendiaten monatlich mit 100 Euro und rüstet sie mit einer PC-Grundausstattung mit Internetanschluss aus, um die Vernetzung mit den Start-Betreuern und die Medienkompetenz zu fördern. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, zusätzliche Fördermittel zu beantragen, etwa für Sprachkurse, Studienfahrten oder andere bildungsrelevante Ausgaben.

Für das Wertvollste an Start hält Lys Neuberg, Schülerin eines Oberstufengymnasiums, die zwischenmenschlichen Beziehungen: „Man lernt Leute kennen, die wissen, wie es ist, Ausländer zu sein.“ Ursprünglich aus Ruanda, kam sie im Alter von drei Monaten mit ihren Eltern nach Österreich.

Vom Projekt Start erfuhr Neuberg durch eine Klassenlehrerin. Sie hatte ihr nahegelegt, sich zu bewerben – schließlich ist sie eine gute Schülerin. Voraussetzung für eine Aufnahme beim Stipendienprogramm: Der Notendurchschnitt muss zwischen 1 und 2,5 liegen.

Investition in Integration

Auch der Klassenvorstand von Michael Mamikonjan zeigte Vertrauen in dessen Fähigkeiten und erzählte dem HAK-Schüler von Start. Der 18-jährige Armenier war vor zehn Jahren mit seiner Familie aus Aserbaidschan nach Österreich geflüchtet. Von Start bekam er ein Stipendium. Nicht allzu verwunderlich: Mamikonjan erstellte schon vor Jahren eine Website für seine Familienangehörigen, die rund um den Globus wohnen. Neben neu gewonnenen Freundschaften hält er die Veranstaltungen bei Start, in denen die jungen Leute lernen, „wie man sich präsentieren sollte“, für besonders wichtig.

Breite Unterstützung

Start Wien wird vom Unterrichtsministerium, der Wirtschaftskammer Wien und 16 Paten unterstützt und fördert insgesamt 37 Schüler. In Deutschland, dem Geburtsland des Programms, gibt es mittlerweile mehr als 90 Förderer für etwa 500 Jugendliche. Karin Heyl von der Crespo Foundation wünscht sich nun auch für Österreich solch breite Unterstützung für das Projekt.

Die Investition lohne, denn über kurz oder lang werden die Stipendiaten einmal in und für Österreich arbeiten.

(CLARA AKINYOSOYE, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 12.11.2008)


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