#stolzdrauf, ÖsterreicherIn zu sein? – Sebastian Kurz stellt neue Initiative vor

11.11.2014 | 11:38 | Anna Preiser
Die Initiative #stolzdrauf soll das Zugehörigkeitsgefühl und das Österreichbewusstsein von allen stärken.
Wien – Die neue Initiative vom Integrationsministerium und dem Österreichischen Integrationsfonds ZUSAMMEN:ÖSTERREICH #stolzdrauf wurde vom Integrationsminister Sebastian Kurz vorgestellt. Diese hat das Thema Heimat und das Stärken des Österreichbewusstsein zum Inhalt.
Erfolgreich Fuß fassen
Laut Presseaussendung von ZUSAMMEN:ÖSTERREICH stellt die Kampagne #stolzdrauf „Österreicher/innen mit Migrationsgeschichte vor, die in Österreich erfolgreich Fuß gefasst und ihre Heimat gefunden haben und die stolz auf Österreich sind.“
Franziska Troger, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit und Presse des Österreichischen Integrationsfonds, bezeichnet Personen als erfolgreich, die sich in der österreichischen Gesellschaft aufgenommen und integriert fühlen und sich selbst als erfolgreich sehen. Auch wenn im Zuge der Initiative bislang nur „Klischeeerfolge“ präsentiert wurden, bestätigte Frau Troger gestern, wie auch schon Sebastian Kurz 2011 in einem Interview mit M-MEDIA, dass auch Putzfrau-sein erfolgreich sein kann.
Gemeinsames vor Trennendes
Fokus der Initiative wird auf die Identität und das Zugehörigkeitsgefühl von Personen sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund gesetzt. Die Kampagne richtet sich an die Masse, stellt das Gemeinsame – die Heimat Österreich – in den Mittelpunkt und soll signalisieren, dass Österreich unabhängig von Herkunft offen ist und Heimat sein kann, ohne die eigenen Wurzeln zu leugnen.
Neu ist der Ansatz einer solchen Kampagne nicht. Auch BUM MEDIA startete mit „Darum Wien!“ ein ähnliches Projekt. Bereits Anfang Oktober ins Leben gerufen, sollen „Menschen quer durch alle Diversity-Kategorien“ in Statements preisgeben, was sie an Wien lieben. Auch hier soll das „Verbindende vor das Trennende“ – die Liebe zu Wien – gestellt werden.
#stolzdrauf im social network
Ohne das Thema bestehender gesellschaftlicher und bürokratischer Hürden und das fehlende politische Mitspracherecht zu thematisieren, braucht es laut Kurz nicht die Staatsbürgerschaft, damit sich eine Person in Österreich zu Hause und hier zugehörig fühlen kann. In Social Media wie Twitter oder Facebook wird #stolzdrauf allerdings teilweise auch kritischer gesehen und zweckentfremdet verwendet.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätt ich #stolzdrauf Kampagne mitgetragen, aber gerade jetzt wo ein diskriminierendes #Islamgesetz kommen soll?!
— Dudu Kücükgöl (@duduhier) 10. November 2014
I`ll try: für jene,die bei #stolzdrauf Probleme mit „Stolz“ haben:Sich etwas zugehörig,verbunden,verantwortlich fühlen.#positiveGrundhaltung
— christoph chorherr (@chorherr) 11. November 2014
Heimatverbundenheit schließt Diskriminierungen nicht aus
Im Rahmen dieser Kampagne führte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut ecoquest im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds eine Studie durch, in der das Zugehörigkeitsgefühl von Personen mit und ohne Migrationshintergrund zu Österreich untersucht wurde. Diese zeigt, dass „69% der Migrantinnen und Migranten Österreich als ihre Heimat betrachten“. Allerdings schließt Heimatgefühl den Fakt der häufig stattfindenden Diskriminierung nicht aus. Der US-Menschenrechtsbericht 2013 kritisiert polizeiliche Gewalt, Diskriminierung von ethnischen Minderheiten und mangelnde Gleichbehandlung in Österreich. Auch vom Rassismus Report 2013 von der antirassistischen Organisation ZARA wird dies bestätigt. Laut der Studie „Diskriminierung von Migranten und Migrantinnen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt“ geben beispielsweise über 35% der Befragten an, dass sie bereits am Arbeitsplatz diskriminiert wurden.
Anstoß zu Diskussion
Die Initiative soll laut Franziska Troger ein Anstoß sein, die Offenheit Österreichs zu thematisieren. Diskussionen, die im Zuge der Initiative stattfinden werden, würden das Thema der Zugehörigkeit und des Erfolgs eventuell auch kontroverser behandeln und der Frage nachgehen, wann und unter welchen Umständen man sich heimisch fühlen kann. Ankündigungen der Diskussionen finden sie auf der homepage des Integrationsfonds.
Kommentieren Sie den Artikel
Weitere Artikel von Anna Preiser
- Diagonale 2015: Hommage an Nikolaus Geyrhalter
- Europarat wählt M-MEDIA Projekt als Finalist für Diversity Advantage Challenge
- Diversity in der Wirtschaftskammer: Mit dem „Trans-Vienna-Bus“ durch Wien
- Glossar: So sollen JournalistInnen über „AusländerInnen“ schreiben
- Islamgesetz: Erstes öffentliches Hearing findet statt