Thai-Frauen: Kampf gegen das schlechte Image

KURZ:
  • Verein: Die Österreichisch-Thailändische Gesellschaft wurde vor 30 Jahren gegründet. Die Ziele des Vereins mit mehr als 200 Mitgliedern sind die Förderung der freundschaftlichen Beziehung und des kulturellen Austausches zwischen Thailand und Österreich.
  • www.thaigesellschaft.at
FEST:
  • Fest: Am 14. April 2012 wird das traditionelle thailändische Neujahrsfest „Songkran“ gefeiert. Der thailändisch-buddhistische Tempel „Wat Thamnurak“ organisiert das Fest (Raffaelgasse 11–13, 1200 Wien; ab 9 Uhr)
  • www.watthamnurak.com

14.03.2012 | 9:46 | Milagros Martinez-Flener

Zuwanderinnen aus Thailand haftet häufig die Assoziation mit Frauenhandel und Prostitution an. Doch nicht nur dieses Image beschert ihnen Nachteile auf dem Arbeitsmarkt. Gezielte Projekte sollen nun gegensteuern.

Wien. Thailand gilt nach wie vor als beliebte Destination für Sextouristen. Und dieses Image hängt auch zahlreichen Thailänderinnen an, die mit Prostitution nichts zu tun haben – auch jenen, die in Österreich leben. „Es ist keine Seltenheit, dass thailändische Frauen in Wien wie Prostituierte behandelt werden, obwohl sie keine sind“, sagt Kathrin Jindra-Geiszler. Und das, sagt die Präsidentin der Österreichisch-Thailändischen Gesellschaft, sei nicht fair. „Denn sie arbeiten sehr hart in ihren ganz normalen Berufen, damit sie ihre Familien in Thailand finanziell unterstützen können.“

Kanitta Mayer (siehe Bild Links) ist eine dieser Frauen. 1993 kam sie nach Österreich, um hier in einem Restaurant zu arbeiten. Ihren damals zehnjährigen Sohn ChokDee Anupong Sangkaw hatte sie ebenfalls nach Wien mitgebracht. Hier lernte sie auch einen Österreicher kennen, den sie heiratete. Ein Lebenslauf, den es gar nicht so selten gibt – die Studie „Thai Communities in Vienna“ von Kosita Butratana und Alexander Trupp, beide Forscher an der Universität Wien, spricht von 2500 österreichisch-thailändischen Ehepaaren in Wien.

Rund 60 Prozent der Thai-Frauen in Österreich sind der Studie zufolge mit einem Österreicher verheiratet. Insgesamt stellen die Thais mit etwa 5000 Personen die zweitgrößte Gemeinde von Südostasiaten in Österreich – an erster Stelle liegen Zuwanderer von den Philippinen.

Viele Thai-Frauen kommen aus touristischen Gebieten – einige haben auch dort ihre Ehemänner kennengelernt. Andere wieder wurden von ihren zukünftigen Männern mittels Partnerbörse im Internet gefunden. Aber es gibt auch völlig andere Beispiele – etwa Frauen aus Bangkok, die bei der Niederlassung einer europäischen Firma gearbeitet und sich hier in einen einheimischen Arbeitskollegen verliebt haben.

Wie die meisten Thailänder tat sich Kanitta Mayer am Anfang mit der deutschen Sprache sehr schwer – vor allem das Erlernen eines anderen Alphabets stellt Thais vor gewisse Schwierigkeiten. Doch so schwer es ihr auch fiel, Deutsch zu lernen, so leicht fiel es ihrem Sohn. ChokDee sprach schon drei Monate nach ihrer Ankunft in Wien fließend Deutsch. Er hatte vorwiegend österreichische Freunde im Wohnbau und in der Schule, die ihm die Sprache beibrachten. Und irgendwann kommunizierten auch Mutter und Sohn auf Deutsch.

Keine Chance auf gute Jobs

Nicht alle Erwachsenen schaffen das auf Anhieb und haben daher nur begrenzte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. „Viele Thais scheitern an der Sprache, oder ihre Ausbildung wird nicht anerkannt“, sagt Kathrin Jindra-Geiszler. So findet man unter Thais häufig hoch qualifizierte Krankenschwestern, die etwa als Putzfrau oder Küchengehilfin arbeiten müssen. „Dabei wäre ihr respektvoller Umgang mit älteren Menschen vor allem in der Kranken- und Altenpflege ein Gewinn für alle“, so Jindra Geiszler.

Ein großer Teil der eingewanderten Thailänder arbeitet in Österreich im Servicebereich, etwa als Masseurinnen oder in der Gastronomie. Manche haben sogar ihr eigenes Restaurant. So wie ChokDee Anupong Sangkaw. Zugute kam ihm, dass seine Mutter schon in Thailand Erfahrungen in der Gastronomie hatte – Kanitta Mayers Familie betrieb dort ein Restaurant. Die 51-Jährige war es auch, die ihren Sohn, der nach seiner Lehre eine Bar aufmachen wollte, überzeugte, ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Seit 2006 betreiben die beiden im 20.Bezirk das Restaurant „Thai Lotus“. Um Thailändern in Österreich eine ähnliche Erfolgsgeschichte zu ermöglichen, organisiert die Handelsabteilung des thailändischen Außenministeriums Weiterbildungskurse, um die Qualität der Arbeit und das Ansehen der Community zu steigern.

Anpassung an die neue Heimat

Wobei „die Thais in Sachen Integration ohnehin ein gutes Image haben. Sie passen sich an ihre neue Heimat sehr rasch an. Kinder, die in Österreich aufgewachsen sind, oder der zweiten Generation angehören, fühlen sich der europäischen Kultur näher und sprechen oft kaum mehr Thai“, sagt ChokDee. Obwohl ihre Mütter mit ihnen Thai sprechen und obwohl sie an buddhistischen Zeremonien teilnehmen – die Kinder wachsen auf Kosten ihrer traditionellen Kultur wie Österreicher heran. Und doch: Mit Vorurteilen muss sich auch die zweite Generation immer wieder herumschlagen.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Milagros Martinez-Flener