Wie Österreich Neuzuwanderer willkommen heißt

25.04.2012 | 9:54 | Milagros Martinez-Flener

Orientierung. Für Neuzuwanderer sind Informationen für den Start in der neuen Heimat essenziell. Die Intensität und Qualität der Orientierungsmaßnahmen schwankt dabei allerdings je nach Bundesland zum Teil gewaltig.

Wien. „Die Integration beginnt mit der Orientierung der Migranten“, sagt Sandra Frauenberger, Stadträtin für Integration in Wien. Orientierungsmaßnahmen sind also, das bestätigen auch Experten, maßgeblich für die Integration von Zuwanderern. Doch wie solche Maßnahmen aussehen, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Sowohl in der Form als auch in der Qualität.

In Wien ist der wohl wichtigste Pfeiler „StartWien“, das Wiener Paket zur Integrationsbegleitung. In 19 Sprachen soll allen neu zugewanderten Migranten der Stadt eine umfassende und individuelle Begleitung gegeben werden, etwa mit Broschüren und in Form von speziellen Informationsveranstaltungen, den sogenannten Info-Modulen. Behandelt werden dabei unterschiedliche Themen wie Schulsystem, Beruf, Nostrifikation von Zeugnissen, das österreichische Gesundheitssystem und vieles mehr.

Im Vergleich zu Wien ist die Neuzuwanderung nach Vorarlberg deutlich geringer. Dennoch „gestaltet Vorarlberg Integration schon seit Jahren“, sagt Carmen Nardelli, Mitarbeiterin in der Koordinationsstelle für Integrationsangelegenheiten der Vorarlberger Landesregierung. Neben den Willkommensinformationen, die in Vorarlberg online zur Verfügung gestellt werden, vermittelt die Koordinationsstelle situationsbezogene Beratungen mit interkulturell geschulten Mitarbeitern in mehreren Sprachen.

Mappe als Willkommensgeschenk

Auch in Oberösterreich dient eine Willkommensmappe der ersten Information von Zuwanderern, enthält aber auch Ratschläge und Hilfestellungen für Migranten, die schon länger im Land leben, sagt Andrea de Araujo Lira, Direktorin für Soziales und Gesundheit im Amt der oberösterreichischen Landesregierung.

Die Mappe behandelt verschiedene Lebensbereiche, denen jeweils ein Kapitel gewidmet ist. Herausgeber sind die Bezirkshauptmannschaften, die Gemeinden und andere öffentliche Träger in Oberösterreich. Persönliche Beratung zählt zwar nicht zum Aufgabenbereich der Integrationsstelle des Landes Oberösterreich, aber „auf Nachfrage sind wir gern bereit, Migrantinnen und Migranten an die zuständigen Institutionen und Einrichtungen zu vermitteln“, sagt Andrea Araujo Lira.

Eigene Willkommensmappen für Migranten, wie es sie in Wien, Oberösterreich oder Vorarlberg gibt, bieten allerdings längst nicht alle Bundesländer an. Kärnten und das Burgenland etwa verfügen weder über Broschüren für Neuzuwanderer noch über eigene Informationsstellen für sie. In der burgenländischen Landesregierung heißt es, diese Art von Informationen seien in den einzelnen Abteilungen gesondert zu finden.

In einigen Bundesländern sind diese Orientierungshilfen regional organisiert und beschränken sich oft auf allgemeine Informationen, die von Landeskunde und Mülltrennung bis zu ehrenamtlichem Engagement reichen – oder auf Adressenlisten von Behörden, Förderungsstellen, Schulen und Anbietern von Deutschkursen.

Angebot: Verschiedene Sprachen

Die Informationsangebote unterscheiden sich von Region zu Region sehr stark, und auch hinsichtlich der Sprachen, in denen die Informationen zur Verfügung gestellt werden, ist keine einheitliche Linie zu erkennen: Während die Migranten in Salzburg Informationen auf Deutsch und Englisch erhalten, findet man sie in anderen Bundesländern auch auf Serbisch und Türkisch, in Wien sogar zusätzlich auf Chinesisch und Persisch. In Vorarlberg finden Migranten Informationen online nur auf Deutsch vor, aber je nach Bedarf werden Broschüren themenbezogen auch in Fremdsprachen erstellt.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 25.04.2012)


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