Wien: Dialog zwischen den Kulturen im Gemeindebau

Arash T. Riahi beim Filmabend im Gemeindebau

13.10.2011 | 14:20 | Silvia Herburger

Schauplatz Gemeindebau: Veranstaltungen, wie Filmabende mit Regisseur Arash T. Riahi sollen den interkulturellen Dialog fördern. 

Am 4. Oktober trafen sich interessierte Menschen im Filmclub in der Wohnsiedlung Schmelz, am Mareschplatz im 15. Wiener Gemeindebezirk, um den Film „Ein Augenblick Freiheit“ von Regisseur Arash T. Riahi, zu sehen. Anschließend stellte sich der Filmemacher den Fragen des interessierten Publikums. Arash T. Riahi versteht seinen Film auch „als Reaktion und Kommentar zu den politischen Situationen im heutigen Europa, wo Rassismus und Fremdenhass ein erschreckendes Maß an Akzeptanz erreicht haben. Es geht mir darum, einige der wahren Geschichten und Hintergründe von so genannten ‚Fremden’ zu erzählen und zu zeigen, dass es sich dabei um universelle Geschichten, um Sehnsüchte nach Familie und einem Leben in Freiheit und Frieden handelt.“ Und genau an diesem Punkt setzt auch das ‚Nachbarschafts-Service wohnpartner’ in Kooperation mit dem ProjektXchange an. Im Rahmen des Projektes ‚Treffpunkt Gemeindebau’ soll der interkulturelle Dialog gefördert werden. Im Herbst 2011 werden daher in den Wiener Gemeindebauten verschiedene Veranstaltungen durchgeführt, in deren Rahmen sich bekannte Menschen mit Migrationshintergrund aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Sport als Gesprächspartner einem interessierten Publikum stellen. Ziel dieses Projektes ist es Brücken zwischen Alteingesessenen und Neuzugezogenen zu bauen, indem die Schicksale und Erfahrungen der Einzelnen in den Vordergrund gerückt werden. Die geplanten Veranstaltungen sollen somit auch zum Abbau von Vorurteilen unter den verschiedenen Bewohnern von Gemeindebauten beitragen und ein gutes Zusammenleben in seiner Vielfalt sichtbar machen.

Der Film basiert auf wahren Begebenheiten

Die Geschichten, die im Film „Ein Augenblick Freiheit“ erzählt werden, basieren auf wahren Begebenheiten. Im Mittelpunkt stehen Mehrdad und Ali, zwei junge Männer, die sich auf die Reise vom Iran nach Österreich begeben. Mit dabei haben sie zwei Kinder – Azy und Arman – deren Eltern in Österreich bereits auf sie warten. „Die Eltern flohen und/aber leben. Wären sie geblieben, wären alle tot. Die Kinder folgen als der Tag für sie reif ist,“ so Arash T. Riahi in einem Statement zum Film. Ebenfalls erzählt werden die Geschichten eines iranischen Lehrers, der mit seiner Frau und seinem Sohn auf der Flucht ist. Auch der Kurde Manu und der iranische Regimekritiker Abbas finden sich, auf der Suche nach einem besseren Leben, in Istanbul ein.

Der Regisseur Arash T. Riahi wurde selbst 1972 im Iran geboren und flüchtete 1982 mit seinen Eltern nach Österreich. Im Film verarbeitete er auch Teile seiner eigenen Geschichte. „Ein Augenblick Freiheit“ ist Riahis erster Spielfilm, davor hatte er bereits verschiedene Dokumentarfilme gedreht, darunter „Die Souvenirs des Herrn X“ und „Exile Family Movie“.

Nach dem Film stellte sich der Regisseur den Fragen des neugierigen und sichtlich durch den Film angeregten und betroffenen Publikums. Die Anwesenden interessierten sich einerseits für technische Details bei der Filmproduktion aber auch etwa für die Biografie des Regisseurs und deren Verarbeitung im Film. Arash T. Riahi erzählte außerdem über verschiedene Schwierigkeiten und Herausforderungen des Drehalltags.

Jugendkriminalität und Menschenrechte 

Im Rahmen des Projektes ‚Treffpunkt Gemeindebau’ finden diesen Herbst noch weitere Veranstaltungen statt. Dabei geht es in erster Linie darum, den Aspekt der Vielfalt im Gemeindebau in den Mittelpunkt zu stellen. Hierbei soll über Herausforderungen und Chancen im Zusammenleben verschiedener Kulturen diskutiert werden. Am 16. Oktober 2011 stellt sich Christian Doneis dem Gespräch mit interessierten Gemeindebaubewohnern über die Themen Jugendkriminalität, den Umgang mit Gewalt und Ängsten. Es folgen weitere Veranstaltungen mit Musikern, einem Religionspädagogen, Menschenrechtsexperten und weiteren Experten aus unterschiedlichen Gebieten.


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