Wien Museum sammelt Objekte aus BKS und türkischen Communities

13.03.2015 | 12:25 | simon INOU

Diese Woche wurde in Wien das Projekt „Migration sammeln“ der Stadt Wien und des Wien Museums vorgestellt. Wird Wien bald sein Migrationsmuseum wie andere moderne Staaten bekommen?

In der Museumslandschaft hat derzeit das Thema Migration Konjunktur. Auf Fachkonferenzen wird auch thematisiert, wie die Eingewanderten besser in die Geschichte des eigenen Landes eingeführt werden. Ausstellungen nehmen europaweit sehr verstärkt das Thema an und in einigen Ländern werden ganze Museen nur zum Thema aufgebaut. In anderen Ländern wiederum werden nur Objekte gesammelt, die eine Geschichte früher oder später erzählen werden.

Bis Mitte 2016 wird gesammelt

In diesem Sinne wurde diese Woche in Wien das Projekt „Migration sammeln“ von der Stadt Wien und dem Wien Museum vorgestellt. Bis Mitte 2016 soll eine Sammlung von museumsrelevanten Objekten aus der Zeit seit der Anwerbung von „GastarbeiterInnen“ in den 1960er-Jahren entstehen. Ziel ist es laut Wolfgang Kos, aktueller Direktor des Wien Museums „ein bedeutendes Kapitel der jüngeren Geschichte der Stadt aufzuarbeiten und die Lebenszeugnisse einer ganzen Generation von Wienerinnen und Wienern zu sichern.“

Gesammelt werden Gegenstände und Fotos, die die Migrationsgeschichte Wiens aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien widerspiegeln und den Einfluss dieser auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung der Stadt Wien repräsentieren. Bei der Pressekonferenz wurden zwei Musterobjekte dargestellt, die exemplarisch für diese Sammlung sind: „Karadeniz“, ein türkischer Tee aus Österreich, und eine Audiokassette mit jugoslawischen Volksliedern.

Was wird mit anderen Communities passieren?

Haben andere Communities nicht zur Vielfalt Wiens beigetragen? „Doch“, antwortete Wiener Stadträtin Sandra Frauenberger. „Dieses Projekt ist ein Pilotprojekt“ sagte sie weiter. „Andere Communities werden nach dieser Pilotphase hinzukommen“ bestätigte sie im Gespräch mit M-MEDIA. Diese Initiative, die von der Stadt Wien mit 195.000 Euro finanziert wird, ist ein wichtiges Signal Richtung türkische und BKS Communities im entscheidenden Wiener Wahljahr mit dem Stichtag am 11. Oktober 2015.

Wo sind die bedeutendsten Migrationsmuseen Weltweit?

Das Thema Migration beschränkt sich in Ländern wie der USA, Canada oder Frankreich nicht nur auf die Sammlung von Objekten, weil es um mehr geht. In den USA existiert seit 1990 das größte Einwanderungsmusen der Welt, das „Ellis Island Immigration Museum“ in New York City. Seit 1999 hat Canada in Halifax das „Pier“ Museum oder wie sie sich nennen „Canada´s Immigration Museum“. Das Museum fasst eine Ausstellungsfläche von 900 m2 und wird von 50.000 BesucherInnen jährlich besucht. In Paris wurde die „Cité nationale de l’histoire de l’immigration“ oder das „Museum der Immigrationsgeschichte“ am 10. Oktober 2007 eingeweiht. Mit einer Ausstellungsfläche von 1250 m2 und 450 m2 für Bildungszwecke ist dieses Museum eines der größten der Welt.

Deutschland beginnt mit 20. April 2015 mit der Umsetzung seines Migrationsmuseums

Im deutschsprachigen Raum gibt es in Deutschland seit 1990  das Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD) mit Sitz in Köln. Der Verein hat  laut homepage „in den vergangenen 25 Jahren eine einzigartige, mehr als 70.000 Objekte, Dokumente und Interviews umfassende Sammlung an sozial-, kultur- und alltagsgeschichtlichen Zeugnissen zur Geschichte der Einwanderung verschiedenster Einwanderergruppen aufgebaut.“ Hoffen wird, dass Österreich weniger Zeit brauchen wird, um ein respektvolles und inklusives Migrationsmuseum zu etablieren.


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