Wiener Syrier debattieren über Demokratieprozesse

13.12.2011 | 19:27 | Nermin Ismail

Über 500 Menschen versammelten sich Donnerstag abends im Haus der Begegnung Donaustadt, um die syrischen Oppositionsführer und den syrischen Sänger Yahya Hawa live zu erleben.

Wien. Am vergangenen Donnerstag fand  in Österreich erstmals eine Syrien-Gala statt. Das sogenannte „Koordinationsforum zur Unterstützung Syriens“ organisierte eine Veranstaltung im Haus der Begegnung Kagran, zu dem mehrere Ehrengäste eingeladen waren. Darunter etwa der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Fuat Sanac, sowie sein Vorgänger Anas Shakfeh aber auch mehrere Mitglieder des oppositionellen Syrischen Nationalrats. Der Präsident des syrischen Nationalrats Borhan Ghalion und der syrische Sänger Yahya Hawa sind ebenso aufgetreten.

Tunesien, Ägypten und Libyen scheinen den Übergang schon langsam zu meistern, doch in anderen Ländern wie Syrien, Bahrain und Yemen bleiben die Erfolge des arabischen Frühlings, der schon in einem kalten Winter mündet, noch aus. Seit neun Monaten kämpfen Syrer um ihre Rechte und um Freiheit. Die syrische Community in Österreich versucht ihr Bestes, um diese Bewegungen gegen das Unrecht und das Töten von Unschuldigen zu unterstützen. Seit neun Monaten finden auch jeden Sonntag Kundgebungen am Stephansplatz statt, um auf die Ereignisse in Syrien aufmerksam zu machen. Zahlreiche Demonstrationen mit dem Motto „Stoppt das Morden in Syrien“ haben ebenso stattgefunden. Die syrische und die österreichische Fahne hochhaltend appellieren Menschen: „Syrien- Freiheit! Syrien- Freiheit!“. Auch wurde am Flughafen Wien ein Flashmob organisiert, an dem mehrere Menschen teilgenommen haben.

Zivilgesellschaft aufbauen

Borhan Ghaliun richtete seine Worte an „jeden, dessen Herz für Freiheit brennt“.  Zurzeit sei es wichtig die persönlichen Einstellungen und Ideologien zu überwinden und gemeinsam an die Heimat zu denken. Um eine demokratische Zivilgesellschaft aufbauen zu können, müssten die Menschen gemeinsam für die wesentlichen Werte stehen und sich nicht aufgrund von Religion, Abstammung, usw. trennen.

Ghalion erwähnte eine bekannte Aussage des Propheten Muhammeds: „Wer von euch etwas Schlechtes sieht, der soll es mit seiner Hand ändern, und wenn er das nicht vermag, dann mit seiner Zunge, und wenn er auch das nicht vermag, dann mit seines Herzens, und dies ist das Schwächste an Glauben.” Damit rief er die Menschen dazu auf sich gegen das Morden in Syrien zu äußern und Stellung zu nehmen.

Skype Unterhaltung mit Revolutionsaktivistin

Fadwa Soliman ist eine bekannte syrische Schauspielerin, die sich nicht nur gegen das Regime, sondern ebenso gegen ihre Familie und Glaubenscommunity auflehnt. Selbst Alewitin wurde sie von ihrer Familie aufgrund ihrer Teilnehme an Anti-Regimedemonstrationen verstoßen. In Syrien machen Alewiten circa zehn Prozent der Bevölkerung aus. Da auch der derzeitige Präsident Alewit ist, wird erwartet, dass er von seiner Glaubensgruppe sozusagen, weiterhin unterstützt wird. Wissend, dass ihr Schicksal entweder der Tod oder das Gefängnis sein könnte, führt Soliman weiterhin mehrere Demonstrationen und Proteste gegen das Morden in Syrien an. Am Donnerstag sprachen die österreichischen Syrer mittels einer Skypeunterhaltung zu der Aktivistin, die sich in einem Versteck befindet. „Niemand kann wirklich frei sein, bis jeder seiner Brüder und Schwestern frei sind“, sagt Soliman.

Am nächsten Tag trafen die Mitglieder des oppositionellen Nationalrates den österreichischen Außenminister Michael Spindelegger, um über die humanitäre und diplomatische Rolle Österreichs auf internationaler Ebene zu sprechen.


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