Buchpräsentation: Bildband erzählt über den Alltag von Flüchtlingen in Österreich

18.06.2014 | 16:06 | Julia Cicona

Am 16. Juni wurde im Afro-Asiatischen Institut das Buch „Unerwünscht? Vom Leben im Niemandsland“ vorgestellt. Der Bildband erzählt über den Alltag von Flüchtlingen in Österreich, deren Wünsche, Träume und auch Ängste und dient als Anregung für Integration.

Aufgeregte Gespräche, Menschen vertieft in Bücher, im Hintergrund sitzen zwei Männer auf der Bühne. Der eine spielt auf einer Rahmentrommel, der andere zupft eine arabische Kurzhalslaute. Musik aus dem Mittelmeerraum erklingt. Dann endet die Musik. „Ich sah Menschen, Flüchtlinge, die ausgesetzt wurden, auf Parkplätzen in Italien, ohne Schuhe. Ein Leben im Niemandsland. Ich habe noch Tage später daran gedacht…“, erzählt Espérance-Francois Bulayumi, Bildungsbeauftragter im Afro-Asiatischen Institutes (AAI) in Wien.

Das Institut unterstützte die Junge Volkshilfe und die Fotoschule Wien bei der Umsetzung des neuen Bildbandes „Unerwünscht? Vom Leben im Niemandsland“ welcher die Lebenswelt von Flüchtlingen in Österreich portraitiert. Ein Zusammenspiel von Fotos und Erzählungen der Teilnehmer, die die oft ungewisse Situation der Asylwerber darstellen sollen.

Das Buch wurde vom AAI im „aa-infohaus“ Verlag gedruckt. „Die junge Volkshilfe kam zu uns und stellte uns das Projekt vor. Es wäre schade gewesen, wenn aus der Ausstellung kein Buch geworden wäre“, erklärt Espérance-Francois Bulayumi. Das AAI hat den Auftrag von Integration. Die anliegende Moschee, Kirche und der hinduistische Tempel sind gut besucht. Es ist ein Haus des Dialoges zwischen den Kulturen und Religionen. Im hauseigenen Studentenheim wohnen 100 Studenten aus 32 Nationen. „Wir konnten das Buch nicht nicht herausbringen“, sagt er.

Bereits im September 2013 wurden die Fotos im Stadtmuseum Wiener Neustadt ausgestellt. „Das Projekt entstand innerhalb eines Fotokurses. Es war also nicht schwierig dafür ehrenamtliche Fotographen zu finden. Es ist nicht nur eine Ausstellung, sondern auch ein gutes Andenken für die Flüchtlinge. Sie wollen einen Beitrag leisten. So kann man Leute aus dem Niemandsland holen“, sagt Markus Hippmann, Direktor des Hauses der Fotographie Wien.

Flüchtlinge zu finden, die für die Ausstellung posierten, war nicht schwierig. Die Junge Volkshilfe betreut Projekte in einem Flüchtlingsquartier in der Geigergasse im 5. Wiener Gemeindebezirk. Unter anderem auch ein Fußballprojekt und eine Bildungswerkstatt für Asylwerber. Es ist ein reines Männerheim. „Wir hatten eine Ausstellung zur langen Nacht der Flucht geplant. Im Flüchtlingsheim haben wir einige Projekte laufen und haben einfach alle gefragt, ob sie mitmachen wollen. Wir wollten den Flüchtlingen auch etwas mitgeben. Solche Fotos bekommt man schließlich nicht jeden Tag“, erzählt Emil Diaconu, Abteilungsleiter bei der Jungen Volkshilfe.

Omid Babakarkhel ist einer der fotografierten Flüchtlinge. Warum er bei dem Projekt mitgemacht hat? „Ich bin im Grunde einfach der Masse gefolgt. Ich habe gesehen, dass es etwas Schönes ist. Außerdem wollte ich einfach etwas machen“, sagt er. Seit etwas mehr als zwei Jahren wartet er auf die Bearbeitung seines Asylantrages. Bis dahin darf er nicht arbeiten.

Asylwerber in Österreich. Anfang 2013 gab es in Österreich 22.400 offene Asylanträge. Bis zu fünf Jahre kann es dauern, bis ein Asylantrag bearbeitet wird. Einstweilen sie Antragsteller sind, bekommen die Menschen keine Arbeitserlaubnis in Österreich. „Es wäre wichtig, Asylwerbern Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewähren oder zumindest die Möglichkeit eine Lehre zu machen. Es wird auch vom Sozialministerium abgelehnt, dass Asylwerber Deutsch lernen. Dies ist ein Teil von Integration und soll erst nach Bewilligung des Asylantrages durchgeführt werden“, erklärt der Abteilungsleiter für Integration und Interkulturarbeit, Mag. Stephan Amann. Asylwerber seien durch dieses System oft Langzeitarbeitslose. Ein Verfall der Würde und des Selbstvertrauens sei die Folge.

Das Buch soll Vorurteile abbauen und Asylwerber als Menschen mit denselben Wünschen und Gedanken darstellen, die jeder andere ebenso besitzt. „Flüchtlinge haben oft eine lange Reise hinter sich“, beschreibt Stephan Amann, „Sie haben schlimmes in ihrer Heimat erlebt.“ Hauptursache für die Flucht ist Krieg, steht es in dem Bildband beschrieben. Nicht immer bleibt bei den Flüchtlingen Hoffnung bestehen. Nasir R., ein Interviewter in dem Bildband, sagt: „Ich habe keine Träume.“ Nikolaus Heger, Geschäftsführer vom AAI und Mitgestalter von „Unerwünscht?“ beschreibt es als Aufgabe, junge Menschen wieder zum Träumen zu bringen. „Träume sind wichtig und daraus leben wir.“


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