Cellistin Anna Starzinger: „Eigentlich wollte ich Päpstin werden“

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31.03.2014 | 11:19 | Daniela Karina Krenn

Theater zu spielen war nie ihr Plan. Heute tut Anna Maria Houria Starzinger es doch. Und nicht nur das, sie spielt Cello und komponiert auch hin und wieder die Musik für Theaterstücke selbst, in denen sie mitwirkt. Aktuell spielt sie in der Produktion “Warum das Kind in der Polenta kocht” (M-MEDIA berichtete). 

Die Cellistin Anna Starzinger erscheint pünktlich zum Kaffee im Dschungel Wien. Neben ihren langen Locken, fallen auch die kurzen weißen Haare auf ihrer Hose auf. Sie hat eine Katze, eine „leicht durchgeknallte Bengalkatze“, erzählt sie schmunzelnd. “Sie springt manchmal auf die Zehen meiner Schüler, weil die wippen so schön im Takt der Musik.” Anna gibt neben dem Theater, der Arbeit mit dem „Wiener Salon Ensemble“ und dem Komponieren auch Cello-Unterricht. Cello hat sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst studiert. Seit März 2013 hat die 24-Jährige den Abschluss mit Auszeichnung in der Tasche. Übrigens hatte Anna Starzinger im Sommer 2012 im Zuge der Festspiele Reichenau die musikalische Leitung und das Arrangement des von Maria Happel inszenierten Nestroy Stückes Frühere Verhältnisse inne. „Fad wird mir echt nie!“, lacht sie.

Anna Maria Houria Mau heißt auch Anna Starzinger. Zumindest auf Facebook. Ob einer von den beiden vielleicht ein Künstlername ist? „Das sind alles meine Namen. Außer Mau, das ist mein Spitzname seit ich klein bin. Ich hab‘ irgendwann einmal festgestellt, dass ich 5000 Facebook-Freunde habe und davon sind die meisten keine realen Freunde sondern Fans. Da hab‘ ich mir gedacht, ich mach‘ einfach eine private Seite und eine Fan-Seite.“

Das mit dem Theater kam eher zufällig. Als eine Cellokollegin erkrankt, springt Anna als Vertretung ein. Als Ersatz im Stück “Das Leben ein Traum” (2008/09) im Burgtheater. “Da war ich schon ziemlich nervös, da alles sehr kurzfristig war. Und damals lief das Stück auch nur mehr für eine kurze Zeit. Aber ich dachte, egal, ein Monat am Burgtheater ist eine coole Erfahrung.” Bei einem Monat ist es dann aber doch nicht geblieben. Der Anruf kam schon im Juni 2009 mit der Einladung als Cellistin/Komponistin und Schauspielerin in dem Stück „Eine Familie“ mitzuwirken. Und weil Otmar Klein, musikalischer Leiter des Burgtheater, sagte: “Wir brauchen eine, die so is’ wie du”.

“Sie brauchten jemand „Exotischen“ am Burgtheater. Das hab’ ich schon ein bisschen amüsant gefunden. Ich hab’ dann eine Indianerin gespielt.”, sagt Anna. Richtig lächerlich findet sie aber, wenn bei Castings ein “europäischer Typ” verlangt wird. “Was ist eigentlich europäisch?”, fragt sie kopfschüttelnd. Außerdem: “Kunst und Theater sollte eigentlich die Gesellschaft wieder spiegeln. Ich bin die einzige an der Burg, die nicht so “typisch europäisch” aussieht. Das ist nicht zeitgemäß. Warum kann zum Beispiel Gretchen (Anm.: aus “Faust” von J.W. Goethe) nicht Asiatin sein?”

Eigentlich wollte sie Päpstin werden. “Ich war als Kleinkind fasziniert von dem Mann, der einmal im Jahr auf den Balkon am Petersdom tritt und zu den Menschen spricht. Aber etwas Ähnliches mache ich ja jetzt fast. Ich erzähle auch etwas vor einem teils sehr großen Publikum.” Ihre Rollen sucht sie sich selbst aus. Abgesagt hat sie schon den einen oder anderen Kurzfilm, wenn ihr das Werk sprachlich nicht gefallen hat. Und ihr nächstes Projekt? “Wenn alles klappt, ein Werbespot für den Umweltschutz.”

Anna spielt gern Rollen, in denen sie experimentieren kann. In den Rollen am Burgtheater verkörperte sie meist das “brave, klassische Frauenbild”. Außerdem hat sie erfahren, dass sie wegen ihrer Hautfarbe nicht einfach zu besetzen sei. Sie schaut sich um, hört sich um und landet im Jugendtheater „Wenn das Kind in der Polenta kocht”. Dort spielt sie das Mädchen, den neuen Mann der Mutter, die Schwester und den Schuljungen. Viele unterschiedliche Rollen. Sie nahm eine zeitlang Privatunterricht bei der Burgschauspielerin Christiane von Poelnitz, eine Schauspielschule hat sie allerdings nie besucht. “Das Vertrauen zum Regisseur und zu den Kollegen ist das Wichtigste. Theater zu spielen ist etwas sehr Persönliches. Und da ist es gut, wenn einem unter die Arme gegriffen wird, wenn man sich mal wieder selbst im Weg steht.”, sagt Anna.

Aus Wien möchte Anna vorerst nicht weg. „Da muss die Liebe schon sehr groß sein“, lacht sie. Ob es sie stört, dass sie wegen ihres “exotischen” Aussehens Rollen bekommt? “Ich finde eigentlich müsste es Regisseuren egal sein. Aber es gibt auch einige, bei denen ich das Gefühl hatte, das meine Hautfarbe kein Thema war.” In den nächsten zehn Jahren wird sich da aber noch einiges ändern und verbessern, ist sie fest überzeugt.


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