„Die Reise“: Ein Theaterstück mit authentischen „Schauspielern“

05.10.2011 | 16:29 | Nikolay Vinogradov

Eine interkulturelle Gruppe spielt im Volkstheater „Die Reise“. Eine Möglichkeit für 30 MigrantInnen einer breiten Öffentlichkeit Ausschnitte ihrer Biographie, ihrer Erlebnisse und Perspektiven näher zu bringen.

Die Idee des Bühnenstücks „Die Reise“ (Regie: Jacqueline Kornmüller) war es, MigrantInnen zu finden, welche die Bereitschaft haben, über die Hintergründe ihrer Migration zu berichten und deren Geschichten einen breiten Bogen von Freiwilligkeit bis hin zu Traumata und Gewalt umspannen. Die Auswahl der Personen wurde mittels eines Castings getroffen, bei dem jeder seine Erlebnisse und Schicksale präsentieren dufte. Man wählte 30 MigrantInnen unterschiedlichen Alters aus 20 verschiedenen Nationen aus. Bei der Umsetzung des Stücks achtete man darauf, an ihren individuellen Geschichten, die sie während des Castings erzählten, nahezu nichts zu verändern: jeder auf der Bühne stellt sich selbst dar. Aus den Improvisationen der Laienschauspieler wurden die besten Szenen ausgesucht und anschließend miteinander verknüpft. Ein hoher Grad an Authentizität blieb durch diese Herangehensweise erhalten.

Ich habe mir was anderes vorgestellt“

Die Proben für das Stück dauerten zwei Monate lang. Die Umsetzung des Konzepts wurde dabei schlicht gehalten. Man verzichtete beinahe ganz auf das Bühnenbild und eine zusammenhängende Handlung zwischen den einzelnen Berichten der MigrantInnen fehlt. Aslanbek Dudaev, ein junger mitwirkender Schauspieler aus Tschetschenien dazu: „Ich habe mir was anderes vorgestellt, dass es ganz anders sein wird. Viel mehr Theater .“ Tatsächlich hat „die Reise“ mit der Vorstellung vom klassischen Theater wenig gemein. Präsentiert wird eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, die die kulturelle Vielfalt in Österreich widerspiegelt.

Nur MigrantInnen auf der Bühne

Integration ist per se ein Prozess der wechselseitigen Anpassung und Veränderung zwischen der aufnehmenden und der aufzunehmenden Gruppe. Bei dem Theaterstück „die Reise“ ist eine Spaltung zwischen In- und Ausländern vorzufinden: MigrantInnen auf der Bühne, fast ausschließlich Inländer im Publikum. Aslanbek meint dazu: „Ich finde wenn Migranten auf der Bühne stehen könnte die Integration dadurch besser werden, weil die Leute  mehr über die Migranten wissen und sich so gegenüber Migranten anders verhalten.“

Mit dem Ergebnis zufrieden

Als Zuschauer befindet man sich auf einer Reise von einer Geschichte zur anderen. Viele davon können das Publikum erschüttern, manche einfach zum Staunen bringen. Man wird in die Welt jedes Einzelnen mitgenommen. Ungewöhnlich dabei ist, dass ausschließlich MigrantInnen zu Wort kommen, auch ohne perfekte Deutschkenntnisse. Das Theaterstück bietet den Schauspielern eine hervorragende Möglichkeit ihre „Reise“ mit dem Publikum zu teilen und ihre Geschichte loszuwerden. „Im Großen und Ganzen liebe ich das Theaterstück“, so Aslanbek Dudaev.



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