Clint Eastwood in Grand Torino: Wie gehe ich mit meiner Angst vor „Fremden“ um?

31.01.2009 | 16:08 | simon INOU

Grand Torino ist Clint Eastwoods Plädoyer zum Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft.

Polake, Spaghettifresser, Schlitzaugen, Bambusfresser, Bimbo. Das sind harte rassistische Worte, die im neuen Film von Clint Eastwood, Gran Torino zu hören sind. Gran Torino ist eigentlich der Name des Oldtimers des Hauptdarstellers Walt Kowalsky (Clint Eastwood), der von vielen beneidet wird. Der ehemalige Korea Kriegsveteran und seit kurzem Witwer kann mit seiner kriegerischen Vergangenheit nicht fertig werden. In Korea hatte er Koreaner nicht als Menschen sondern als Feinde gesehen. Mehrere hat er gefoltert und getötet.

Der einsame Kriegsveteran befindet sich in einem Zustand emotionaler Verwahrlosung. Kowalsky, Kind ehemaliger Auswanderer aus Polen lebt als einziger Weisser in einer asiatischen Ghettogegend wo Gangs und Gewalt regieren. Die Beziehung zwischen Kowalsky und seinen Nachbarn ist kalt. Mit seinen Kindern und Enkelkindern unterhält er keine gute Beziehungen. Diese sind nicht an seiner Person, sondern nur an seinem Besitz interessiert. Der schwerkranke Kriegsveteran ist schockiert als er von einer Ärztin mit asiatischer Abstammung untersucht wird.

Eigentlich wollte Herr Kowalsky als Kriegsveteran seine Pension in Ruhe geniessen. Seine Vergangenheit, mit der er nicht fertig wird zwingt ihn Gewalttaten zu bekämpfen und dadurch mit seinem eigenen Gewissen wieder ins Reine zu kommen. So befreit er die Tochter seines unmittelbaren Nachbarn während sie von jungen Schwarzen gewalttätig belästigt wird. So lernt er durch das Mädchen mehr über das kleine Volk der Hmonk, deren Kulturen und ihre Bräuche kennen. Mit Mühe aber lernwillig baut er eine Beziehung zu seiner Nachbarfamilie auf. Er wird sogar der Mentor eines jungen Burschen Tao, der Bruder des Mädchens. Neben seiner verstorbenen Frau, wohl die einzige Beziehung die Kowalsky noch aufbaut und auch damit sein schlechtes Gewissen beruhigen kann. Zum Ende des Filmes treibt ihn sein Gewissen bis ans Äußerste. Eine unrealistische Darstellung im heutigen Europa.

Gran Torino ist ein sehr aktueller Film über unsere veraltete Gesellschaft, die es ablehnt die nackte Wahrheit zu erkennen, dass sie Zuwanderung und Respekt gegenüber Minderheiten braucht.

Der Film thematisiert die Art und Weise wie wir mit Familienmitgliedern im höheren Alter umgehen. Die Kinder von Kowalsky träumen nur von seinem Erbe und wollen ihn zwingen in einem Pensionistenheim zu wohnen, damit sie sein Haus und sein Auto vereinnahmen können. Der Film thematisiert auch wie wir mit Menschen anderer Kulturen sowie mit unseren eigenen Vorurteilen  umgehen. Wie die Zukunft veralteter Nationen auschauen wird? Bestimmt ganz anders und mehr als multikulti.

Der Film handelt auch genauso von einem Mann im höheren Alter, der die Welt nicht mehr versteht, der sich nicht mehr auskennt und sich fragt, warum zum Teufel sich selbst das Gute von damals geändert hat. Natürlich kann man auch hier wieder den Bogen zur Angst vor dem Unbekannten und damit auch vor den asiatischen Nachbarn und den unverständlichen Veränderungen führen. In dieser Angst und in seinem abweisenden Verhalten ist Walt allerdings nicht „rassistisch“, er lässt sie jedem in seinem Leben zu vollen Teilen zukommen. Und am Ende sieht er, dass egal wieviele Veränderungen seit seiner Jugend stattgefunden haben – die Definition von Gut und Böse (wenn wir es mal plump formulieren wollen) gleich bleibt – ebenso der Kampf für das Gute – und darin kennt Walt sich aus.


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