Film: Wie die US Pfingstkirche IHOP die Homophobie in Uganda verbreitet

17.03.2014 | 12:30 | Daniela Karina Krenn

Das Wiener Topkino veranstaltete von 12. bis 15. März die Eat.Drink.Live-Filmtage. Dort wurde die Dokumentation „God loves Uganda“ aufgrund des jüngsten Anti-Gay-Gesetzesentwurf wiederholt gezeigt.

Eigentlich sollten die Eat.Drink.Live.-Filmtage sich um ganz andere Themen drehen. Es sollte um den Klimawandel und seine Folgen gehen, um die Verfügbarkeit von Wasser, dargestellt am Beispiel von Ostafrika. Außerdem sollten Forschungsergebnisse von Uganda und Kenia präsentiert werden, wo gerade zu Ernährungssouveränität und Gesundheit geforscht wird. Aber nach den jüngsten Ereignissen in Uganda wurden diese Filmtage auch dazu genutzt, die Dokumentation „God loves Uganda“ noch einmal in Österreich zu zeigen.

Am 24. Februar 2014 verkündete das Parlament von Uganda folgendes Gesetz: Wer in einer homosexuellen Beziehung lebt und dabei erwischt wird, kommt lebenslänglich ins Gefängnis. Auch die „Förderung von Homosexualität“ wird kriminalisiert. Wer zum Beispiel Homosexuelle traut, geht für sieben Jahre ins Gefängnis. Die Welt ist empört. Vor allem die westliche Welt reagiert mit Konsequenzen für Uganda. Schweden, die Niederlande und die Vereinigten Staaten lassen ihre Entwicklungshilfe ruhen.

Aber Moment einmal, die Vereinigten Staaten? Der Dokumentationsfilm „God loves Uganda“ zeigt, dass die Basis für die ausufernde gesellschaftliche und politische Homophobie genau dort ihren Ursprung hat. Die amerikanischen christlichen Kirche entsendet seit knapp zehn Jahren  Missionare nach Uganda um dort ihre streng konservativen Werte zu verbreiten.

Aber wie konnte es so weit kommen? Uganda ist ein Land, in dem beinahe die Hälfte der Bevölkerung jünger als 15 Jahre ist. Nach dem Sturz des Diktators Idi Amin entstand ein Machtvakuum. Die evangelikale Kirche nutzte diese Chance und baute große Kirchen, Waisenheime und Schulen. Allerdings nicht ohne dabei auch ihre christlichen Werte in die Gesellschaft einzupflanzen und einen neuen christlichen Gottesstaat zu errichten – wie sie es nennen. Zu diesen Werten gehört unter anderem das Verbot von homosexuellen Beziehungen und Lebensweisen.

Vor allem Pastor Scott Lively, der Autor des Buches „The Pink Swastika – Why and how to defeat the Gay Movement“, hat in Uganda ein neues Betätigungsfeld entdeckt. Er hält Uganda für die „Perle der Menschheit“ und außerdem für eine Chance, die christliche Kirche weltweit mehr und mehr an Einfluss gewinnen zu lassen. Er hielt im Parlament von Uganda eine Rede, in der er vor den Gefahren der Homosexualität warnte. Die Homosexuellen hätten als Ziel die Zerstörung der Gesellschaft. Schon in seinem Buch gibt er Homosexuellen die Schuld am Nationalsozialismus.

Aber warum macht Uganda da mit? In den neunziger Jahren hatte Uganda mit 18 Prozent die höchste AIDS-Rate in Afrika. Die amerikanische und die ugandische Regierung haben kostenintensive Aufklärungsprogramme gefördert. Anfänglich wurden bei diesen Kampagnen noch „Abstinenz, Treue und Kondome“ unterstützt. Und die Kampagnen kamen an. Die Zahl der AIDS-Erkrankungen konnte auf fünf Prozent gesenkt werden. Unter George W. Bush als US-Präsidenten wurde die Bewerbung von Kondomen aber eingestellt. Mit Fördergeldern unterstützt wurde nur mehr die Unterstützung von Abstinenz.

Für den Film „God loves Uganda“ folgt der Regisseur Roger Ross Williams einer Gruppe junger Missionare aus der Kirche „International House of Prayer“ (IHOP). Sie sind auf einer Auslandsmission um Andersgläubige zu bekehren. Homosexuelle sollen geheilt werden und Einheimische für die Weiterverbreitung bis in die kleinsten Dorfer als Missionare ausgebildet werden.

Regisseur Williams braucht keine Off-Kommentare im Film. Er hat schon in früheren Dokumentationen den enormen Einfluss der evangelikalen Kirche in Afrika und die daraus entstandene Intoleranz gegenüber Homosexuellen bemerkt. Die Interviews, die er scheinbar beiläufig mit Pastoren und Mitgliedern des „International House of Prayers“ führt, lassen dem Zuschauer eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Wenn er Bekehrungsversuche der jungen Missionare zeigt, bleibt einem die Spucke im Hals stecken. Die Bilder von einer fanatischen Kirchengemeinde und deren Propagandafilme sind erschreckend.

Jetzt sitzt die westliche Welt mit offenen Mündern da und tut erschrocken bezüglich der radikalen Entwicklungen in Uganda. Uganda ist nicht das einzige afrikanische Land mit strengen Anti-Gay-Gesetzen. Die USA und die EU drohen mit dem Stopp von Entwicklungsgeldern. Und Uganda? Unterstützer der Gesetzesverschärfung wie zum Beispiel Pastor Martin Ssempa wehren sich gegen den Vorwurf, dass dieses Gesetz erst durch die US-evangelikale Kirche entstanden sei. Er betont, dass es eine rein ugandische Entscheidung gewesen sei.

 

 


ein Kommentar

  • Werner Eder

    Bezüglich der USA sollte man sich hüten, alle in einen Topf zu werfen. Angeblich kommt nämlich der Herr Pastor Lively mit seinen homophoben Ansichten in seiner Heimat nicht so gut an, wie er sich das vorstellt. Und da hat er in Afrika ein sehr lohnendes Betätigungsfeld ausgemacht, dort rennt er mit seinen Vorstellungen offene Türen ein. Warum das so ist, das kann man den segensreichen missionarischen Aktivtäten der Vergangenheit zuschreiben. Inzwischen haben sich aber einige anglikanische und evangelische Kirchen hier in Europa von diesem gefährlichen Unfug distanziert, da gab es immerhin auch Trauerfeiern für David Kato. Pastor Scott Lively streitet ja seine Mitwirkung auf das Antischwulengesetz ab, und auch Pastor Ssempa äußert sich in dieser Richtung. Nur ist das halt nicht besonders glaubwürdig. Wenn man bedenkt, wieviel Dollars die evangelikalen Pfingstkirchen Amerikas nach Uganda verfrachten und welch tolle Kirchenbauten der inzwischen pensionierte Erzbischof mit diesem Geld bisher in die Gegend gesetzt hat, dann kann man sich vorstellen, dass sich die Abgeordneten von den Amis einiges einreden haben lassen. Als einer dieser Abgeordneten mit dem Vorschlag der Todesstrafe für Schwule daherkam, war Herr Lively angeblich gerade im Lande. Was mich an diesem Herrn so erschreckt, das ist die schiere Dummheit, die aus allen seinen Ideen geradezu herausschreit, beim Volk aber leider auf fruchtbaren Boden fällt. Das beginnt bei den üblichen Schuldzuweisungen, die er den Schwulen und Lesben angedeihen lässt - sie seien Gift für die brave Gesellschaft, Kinderverderber und so weiter; aber dass sie jetzt auch noch den Nationalsozialismus erfunden haben sollen, das haut mich jetzt schon einigermaßen vom Sockel. Welch ein Hirn muss man im Schädel haben, um so einen Mist zu verzapfen und sogar noch niederzuschreiben? Ach ja, Obama soll auch noch gay sein - geheim zumindest… Dieses Gedankengut wird von den durchaus selbst ernannten Pastoren in den Kirchen mit einer Aggressivität vorgetragen, die einem Angst macht. Das ist ja nicht nur in Uganda so, ich habe das ebenso in Nigeria erlebt. Diese Art der "Heilsverkündungen" ähnelt eher Hasspredigten, die Worte werden in die Mikrofone gebrüllt, dass die Lautsprecher in den Kirchen und auf der Straße an ihre Grenzen stoßen. Und die Leute plärren Halleluja im Minutentakt. Mich persönlich erinnert das Geschrei an einen gewissen Adolf, der hat das auch so ähnlich veranstaltet. Damit wären wir wieder bei den Nazis, aber halt andersrum. Dort - in Nigeria - wirkt Gottes Mähdrescher Reinhard Bonnke, dem sogar große Kirchen schon zu klein sind, der füllt Stadien und Flugfelder mit Millionen von Menschen. Er behauptet gar, vor ein paar Jahren einen Toten zum Leben erweckt zu haben - coram publico, in the name of Jesus selbstverständlich. Dass das alles mit einem Jesus, auf denn sie sich ununterbrochen berufen, überhaupt nichts zu tun hat, ist denen noch nicht einmal aufgefallen. Propaganda war ihm zutiefst zuwider. Dabei sollten sie sich bei ihren Umtrieben vorsehen, denn nicht nur einmal hat der Mann vor falschen Propheten gewarnt, und überdies hat Jesus Geschäftemacher aus dem Tempel rausgeschmissen. Über Schwule hingegen hat er sich nicht geäußert. Geschrieben um 20. März 2014 um 04:50 Uhr Antworten

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