Keine Förderungen – Let‘s Cee Filmfestival-Macher üben Kritik

23.07.2013 | 14:52 | simon INOU

Heuer findet in Wien zum zweiten Mal das osteuropäische Filmfestival LET´S CEE statt. Auch Schindlers Liste-Produzent Branko Lustig hat sein Kommen angesagt. Die Festivalorganisatoren kritisieren indes das Ausbleiben finanzieller Unterstützung durch staatliche Kulturförderer.

Wien. Es sind mehr als 50 Filmproduktionen aus über 25 Ländern, die beim „LET´S CEE Film Festival“ vom 13. bis 21. September in Wien am Programm stehen werden. Unter sehr schwierigen Bedingungen und mit der Hilfe vieler freiwilliger UnterstützerInnen haben die Festivalverantwortlichen Magdalena Zelasko und Wolfgang Schwelle, sowie das Cineplexx und mehrere andere Initiativen es geschafft das Projekt auf die Beine zu stellen. Denn das Filmfestival, das heuer zum zweiten Mal in der Bundeshauptstadt stattfinden wird, muss gänzlich ohne finanzielle Unterstützung von staatlichen Kulturförderinstitutionen auskommen. Das bedauert auch Christoph Papousek, Co-Gesellschafter von Cineplexx International und Mitunterstützer des Festivals, der für Festival die Kinosäle von Urania Kino und Actors Studio zur Verfügung stellt. Das Festival sei wichtig für die Stadt Wien, für Österreich, genauso wie für osteuropäische Länder.

Selbstausbeutung machts möglich

„Geld ist sehr wichtig für dieses Festival. Allerdings werden wir nicht da sitzen und über die Ablehnung der Finanzierungen jammern sondern wir werden weiter tun“, sagt die Festivalinitiatorin Magdalena Zelasko. Die Filmvorführungen sind nur ein Teil des Festivals. Das Rahmenprogramm bilden verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Master Classes, Question & Answer, Party Line und Aktivitäten für Kinder. „2012 haben wir genau 5.200  Festival BesucherInnen registriert“, betont Zelasko. Ohne ihr Kernteam wäre die Organisation und Durchführung des Festivals ein Ding der Unmöglichkeit. Etwa zwanzig Personen, die Teilzeit bis Vollzeit arbeiten, sind dafür im Einsatz, erklärt Zelasko. Dazu würden noch mehr als 50 freiwillige MitarbeiterInnen kommen. Wolfgang Schwelle, Festivaldirektor von LET’S CEE sieht den Mangel an Finanzierung  im System begründet: „Wir wollen uns mit keiner Kulturinitiative vergleichen aber ich kann nur sagen, dass es bei der Stadt Wien eine Klientelpolitik gibt wenn es um Finanzierungen von Projekten geht.“

Zu spät dran?

Auf M-MEDIA Anfrage warum die Stadt Wien dem Festival bereits zum zweiten Mal eine Absage erteilt, erklärt Renate Rapf, Mediensprecherin von Kulturstadtrat Mailath Pokorny, das Projekt sei zu spät eingereicht worden. „Es wurde am 6.6.2013 eingereicht und es war schon zu spät weil unser Budget zu diesem Zeitpunkt schon ausgeschöpft war“, heißt es bei der Stadt Wien. Magdalena Zelasko verweist allerdings auf eine E-Mail von der Referatsleiterin für Film und Neue Medien Sylvia Faßl-Vogler im Stadtratsbüro. Darin habe man ihr bereits einige Monate vorher – nämlich am 11. Februar dieses Jahres – mit den Worten „wir können das Projekt auch heuer nicht finanzieren“, eine Absage erteilt. Man habe also bereits Anfang des Jahres gewusst, dass man das Festival nicht fördern werden würde. Trotzdem hat Zelasko einen Antrag auf Förderung geschrieben und Faßl-Vogler im April nochmals kontaktiert.  Sie bekam die Information, dass sich an der „Ausgangslage“ nichts geändert habe. Einen Förderantrag hat Zelasko schließlich am 6. Juni übermittelt.

 

Das Festival, das praktisch nur aufgrund der Selbstausbeutung und des ehrenamtlichen Engagements engagierter Menschen stattfindet, sei jedes Jahr gefährdet, sagt Magdalena Zelasko. Sie habe den Eindruck, dass die Kulturförderung die realen gesellschaftlichen Verhältnisse nicht richtig widerspiegelt und der Zugang der MigrantInnen zu Fördertöpfen der Stadt Wien wesentlich schwieriger sei.

Schindlers Liste Produzent kommt 

Das Festival wird mit oder ohne staatliche Förderungen im Herbst stattfinden und zwar mit prominentem Besuch. Der Produzent von Schindlers Liste Branko Lustig wird während des ganzen Festivals in Wien und zu Gesprächen mit dem Publikum anwesend sein – Eine Premiere – , genauso wie Allan Starski, der Szenenbildner des preisgekrönten Films. Schindlers Liste ist die Verfilmung  des Lebens eines deutschmährischen Industriellen, nämlich Oskar Schindler, der im zweiten Weltkrieg etwa 1200 Juden aus den besetzten Ländern Polen und Tschechoslowakei in seinen Rüstungsbetrieben beschäftigte und damit vor dem Tod im Vernichtungslager Auschwitz rettete. Der Film, der dieses Jahr, 20 Jahre alt wird, erhielt 7 Oscars und über 70 internationale Preise.

Eine Neuerung zum Vorjahr stellt der Wettbewerb für Kurzfilme, die sich speziell mit dem Thema Zivilgesellschaft auseinandersetzen, dar. Und Retrospektiven sind dem russischen Regisseur Alexander Sokurov, der vor zwei Jahren mit “Faust” und Johannes Zeiler in Venedig reüssierte, und dem slowenischen Regisseur Damjan Kozole, der mit „Callgirl“ den Vesna Award beim Slovene Film Festival im Jahre 2009 gewann, gewidmet. Beim Let´s Cee Film Festival gastieren auch zwei große Festivals: Das deutsche „Filmfestival goEast“ und das kroatische „Festival Tolerancije“ mit insgesamt vier Produktionen aus den Jahren 2012 und 2013.

 

 


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