Filmrezension: Serving the Truth in Eritrea

08.08.2012 | 14:51 | Hülya Tektas

In seinem Dokumentarfilm thematisiert der Nürnberger Regisseur Gerhard Faul die Menschenrechtssituation und die politische Lage in Eritrea, ein Land, über das westliche Zeitungen nur selten berichten.

Als der Kalte Krieg am Anfang der 90er Jahre endgültig beendet war, sorgte die Nachricht über die neue Unabhängigkeit Eritreas von Äthiopien, bei marxistischen Bewegungen weltweit für große Freude. Als viele ehemalige kommunistische Länder, eins nach dem anderen, in den ersten Jahren des Kapitalismus in ein Chaos stürzten, stand unter anderem die Eritreische Volksbefreiungsfront für die Hoffnung auf eine marxistische Welt. Wie es Eritrea unter dem seit 1993 gegründeten marxistischen Regime geht, ist heute wenig bekannt.

1993 erlangte das ostafrikanische Land nach 30 Jahren Befreiungskampf die Unabhängigkeit von Äthiopien. Heute besitzt Eritrea eine republikanische Verfassung und wird in den 20 Jahren nach der Gründung von Isayaas Afewerke regiert. Die Volksfront für Demokratie, deren Generalsekretär Afewerki ist, ist die einzige erlaubte Partei in Eritrea. Die Meinungen über die Regierung von Afewerki gehen auseinander. Das Schul- und Gesundheitssystem in Eritrea ist kostenlos. Die Analphabetenrate konnte durch die Regierung auf die Hälfte gesenkt werden. Zudem wird die Lebenserwartung mit 60 Jahren im Gegensatz zu Nachbarländer von Eritrea als überdurchschnittlich hoch bewertet. Kritiker des Regimes berichten jedoch von Pressezensur und Verbot von politische Parteien. Westliche Journalisten dürfen nicht nach Eritrea einreisen. In Eritrea gibt es keine privaten Zeitungen. Der staatliche Sender Eri-TV informiert die Zuschauer unter dem Motto „Serving the Truth“ als einziger Fernsehkanal. 2011 wurde Eritrea auf der von der NGO Reporter ohne Grenzen auf der erscheinenden Rangliste der Pressefreiheit als das Land mit der geringsten Pressefreiheit aufgelistet.

Regisseur Gerhard Faul bereiste 2011 als Tourist Eritrea und drehte dabei mit einer Handkamera eine halbstündige Dokumentation ohne Drehgenehmigung. In seinem Dokumentarfilm „Eritrea – Serving the Truth“ kommen neben Exil Eritreer und Afrikareferentin Franziska Ulm von Amnesty International auch der Regierungsvertreter von Eritrea in Deutschland zu Wort und beschreiben aus ihrer Sicht die politischen Situation in Eritrea. So gelang es Gerhard Faul mit seinen authentischen Aufnahmen einen objektiven Film über Eritrea zu drehen, ohne Partei zu ergreifen.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Hülya Tektas