Fremdsprachige Buchhandlungen als Kulturergänzung

Einige fremdsprachigen Buchhandlungen in Wien
  • Chinesisch
China Books Kettenbrückengasse 22 1040 Wien Tel.: 581-05-25 Fax: 587-00-25
  • Englisch
http://www.shakespeare.co.at www.britishbookshop.at
  • Französisch
Bateau Livre - Liechtensteinstrasse 37, 1090 Wien Tel 01/317 80 94
  • Persisch
Xanaye ketab Tel. 01/403 36 93
  • Polnisch
www.ksiegarnia-polska.com
  • Russisch
www.kniga.at
  • Serbisch-bosnisch-kroatisch
Knjizara Buchhandlung Galerie "Mi": knjizara_mi@hotmail.com
  • Spanisch-portugiesisch
www.libreria.at
  • Tschechisch-slowakisch
www.pastrnak.at.tc/
  • Türkisch
www.divanbuchhandlung.at www.aziziyekitabevi.com/

17.08.2011 | 13:37 | Milagros Martinez-Flener

Mit der Zuwanderung von Menschen kam auch der Wunsch, Literatur aus der alten Heimat kaufen zu können. Hier setzen die fremdsprachigen Buchhandlungen an – sie decken in Wien bereits ein großes Spektrum ab.

Wien. „Meine Buchhandlung ist eine Brücke zwischen zwei Kulturen“, sagt Miroslav Prstojević. In seiner Buchhandlung „Knjizara Mi“ bietet er Bücher von Autoren aus dem ehemaligen Jugoslawien an – auch auf Deutsch. Und Bücher deutsch- und englischsprachiger Autoren auf Serbisch, Kroatisch oder Bosnisch. Es geht in alle Richtungen.

Es war 1995, als Prstojević sein Geschäft gründete – wegen der großen Zahl der Migranten, die während des Krieges aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Österreich kamen. Hier war die Community bald auf der Suche nach Literatur in ihrer Sprache – Prstojević schloss die Versorgungslücke. Ein Effekt, den man nicht nur von den Exjugoslawen kennt. Viele Migrantengruppen können mittlerweile auf Buchhandlungen zurückgreifen, in denen es Literatur in ihrer Sprache und von Autoren aus ihren Herkunftsländern gibt.

Eine der ersten fremdsprachigen Buchhandlungen Wiens war „Xięgarnia Polska“ in der Burggasse. Am 3.Mai 1984 wurde das Geschäft mit Büchern der polnischen Exilverlage eröffnet. Für viele war sie „das einzige öffentliche Lokal in Wien, in dem sie diese polnischen Bücher in den Händen halten, lesen und kaufen konnten“, sagt Besitzerin Zofia Reinbacher.

Ähnlich sei es den in Wien lebenden russischen Kindern und Jugendlichen gegangen, meint Alisa Baumgartner. Sie nahm das zum Anlass, um im Vorjahr im neunten Bezirk die russische Buchhandlung „Kniga“ zu eröffnen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Büchern für Kinder und Jugendliche, denn „die Wissenschaftler sagen, wenn man die eigene Sprache gut beherrscht, kann man auch die Fremdsprache gut lernen“.

Genau darauf achtet man auch bei „China Books“. Inhaber Gan Wang erklärt, dass Bücher für Kinder und Jugendliche besonders wichtig sind. „Die chinesischen Kinderbücher sind hier sehr billig, weil ihr Verkauf in Österreich von der chinesischen Regierung gefördert wird.“

Türkische Kindermärchen

Die Kinder- und Jugendliteratur ist auch in der türkischen Buchhandlung „Divan“ gefragt. „Wir verkaufen viele türkische Kindermärchen und Jugendromane“, sagt Ramazan Aras, „aber auch Bücher über deutsche Grammatik und zweisprachige Bücher für Türken, die in Wien leben, und für Österreicher, die Türkisch lernen wollen.“

Die fremdsprachigen Bücher werden aus unterschiedlichsten Motiven gekauft: Ärzte erstehen Wörterbücher, um eine bessere Betreuung ihrer ausländischen Patienten zu gewährleisten, Geschäftsleute möchten auf ihren Reisen mehr über das jeweilige Land und dessen Sprache erfahren, Kindergärten wollen Bücher, um die Muttersprache der Kinder zu festigen.

Migranten interessieren sich für österreichische Literatur in ihrer jeweiligen Muttersprache, während Österreicher Romane in der Originalsprache erwerben, etwa um die Sprache besser zu lernen. Auch Kindergärten, Schulen, Universitätsinstitute, kleinere Buchhandlungen sowie Bibliotheken aus ganz Österreich zählen zu den Kunden der fremdsprachigen Buchhandlungen.

Mit ihrem Angebot für kleinere oder – je nach Zahl der Migranten – größere Nischen sind die fremdsprachigen Buchhandlungen in Wien längst zu einem relevanten Faktor in der Branche geworden. Sogar so groß, dass man sich selbst vor der Onlinekonkurrenz nicht fürchtet: „Die Leute mögen es, die Bücher in den Händen zu halten und reinzuschauen. Dann entscheiden sie sich für ein Buch“, sagt Miroslav Prstojević von „Knjizara Mi“. Auch Ramazan Aras sieht für seine türkische Buchhandlung keinen Grund zur Angst vor dem Internet: „Die Onlinebuchhandlungen haben nicht so ein großes Sortiment. Ich bekomme täglich bis zu 80 Mails von türkischen Verlagen mit Ankündigungen von Neuerscheinungen.“

Weniger bekannt ist, dass einige der Buchhandlungen über die lokale Versorgung mit Büchern hinweg auch international eine gewichtige Rolle spielen. Zofia Reinbacher etwa versendet polnische Bücher bis nach Japan. Und „China Books“ ist die einzige chinesische Buchhandlung im deutschsprachigen Raum. Auch „Knjizara Mi“ ist ein Unikum – als einzige serbisch-bosnisch-kroatische Buchhandlung im gesamten EU-Raum.

Treffpunkt Buchhandlung

Viele fremdsprachige Buchhandlungen haben aber noch eine weitere Funktion: Sie dienen als Treffpunkt, Informationsstelle und als Ort des kulturellen Austausches. So organisiert etwa die chinesische Buchhandlung laufend Buchpräsentationen der rund 20 in Wien lebenden chinesischen Autoren. In der russischen Buchhandlung werden immer wieder Lesungen veranstaltet, und in einem dazugehörigen Café können sich Russen mit Österreichern über alltägliche Probleme unterhalten. Und so wird auch diese Buchhandlung zu einer Brücke zwischen zwei Kulturen.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 17.08.2011)


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