Heimischer Reggae mit kroatischer Seele

12.01.2012 | 15:45 | Emir Numanovic

Die Reggae-Band „The Coffeeshock“ thematisiert die Situation der burgenländischen Kroaten. Beim „Liet-Festival“ in Italien, einem Wettbewerb für Bands, die in Minderheitssprachen singen, hat die Band den Publikumspreis gewonnen.

„Das größte Ziel lautet natürlich, berühmt zu werden und dass Leute mögen, was wir machen. Wenn Leute deine Musik nicht mögen, dann kannst du auch bei dir in der Küche spielen. Niemand wird deine Botschaften hören“, sagt Manuel Bintinger, Sänger und Frontman der Reggae-Band „The Coffeeshock“ aus dem österreichischen Burgenland. Auf dem Tisch stehen Bier und Zigaretten, die Wollmützen der Jungs erinnern an Bob Marley, und eine Gitarre, stellt der Gitarrist Marco Blascetta unmissverständlich fest, „ist nur dann gut genug, wenn sie mindestens 20 Jahre Bühnenleben hinter sich hat“.

Doch es vergeht nicht viel Zeit bei diesem Treffen im WUK und es wird deutlich, die fünf Jungs und die Keyboarderin aus dem Burgenland streben nicht nur nach Ruhm. Diese jungen Männer haben auch andere Ziele und diese definieren ihre politischen Einstellungen. „Natürlich singen wir auch über die Liebe, schon klar“, sagt Manuel Bintinger. „Doch öfters haben wir etwas gegen das System und gegen Kapitalismus zu sagen. Wir haben die Krise, Menschen sind unzufrieden und rechte Parteien werden immer stärker. Das ist nicht gut, denn diese Menschen säen nur Hass. Sie geben nur leere Versprechungen und wir versuchen, die Leute diesbezüglich aufzurütteln. Dass sie wenigstens ein wenig darüber nachdenken und sich klar machen, dass sie die Stimme des Volkes sind und nicht irgendwelche rechten Politiker.“

Die Band „The Coffeeshock“ gibt es erst seit zwei Jahren, doch sie ist bereits dabei Spuren in der österreichischen Musikszene zu hinterlassen. Die Band besteht aus sechs Mitgliedern – zwei Gitarristen, einem Bassisten, einem Schlagzeuger, einer Keyboarderin und dem Sänger, ihre Musik ist eine Mischung aus Rock und Reggae. Die Songs schreiben die Nachwuchsmusiker oft auch auf Deutsch und Englisch, doch in erster Linie in der Sprache der Volksgruppe, der sie angehören – der Burgenlandkroaten. Mit einem solchen Lied haben sie neulich beim „Liet-Festival“ in Italien, einem Wettbewerb für Bands, die in der Sprache ihrer Minderheit singen, den Publikumspreis gewonnen.

„Es waren Bands aus ganz Europa da und wir haben Österreich vertreten. Wir sind Österreicher, kein Thema, wir sind hier aufgewachsen und leben hier, aber wir sind gleichzeitig auch burgenländische Kroaten“, erzählt der Gitarrist Marco Blascetta. Die Bandmitglieder hätten nun mal den großen Vorteil, eine weitere Sprache sprechen zu können. „Für uns ist das auf jeden Fall etwas Positives. Eine Sprache zu sprechen, die sehr speziell ist und die sich auch von der kroatischen Sprache in Kroatien und Bosnien unterscheidet. Das ist eben etwas Besonderes.“

Diskriminierung 

Und genau diese Sprache gilt es zu pflegen und zu bewahren, steht für die Mitglieder der Band fest. Denn Kroaten im Burgenland werden immer noch sehr oft von Burgenländern diskriminiert , die ausschließlich Deutsch sprechen. Viele Burgenländer würden sich sogar von den zweisprachigen Ortstafeln gestört fühlen, erzählen Blascetta und Bintinger. Die Diskriminierung führe sogar soweit, dass kroatische Kinder sich nicht trauen würden in der Schule Kroatisch zu sprechen. „Die Situation der Kroaten im Burgenland ist kompliziert. Ich kenne viele Leute, die mit ihrer Identität Probleme haben“, meint Bintinger „Mit unserer Musik wollen wir aber zeigen, dass es uns, die Burgenlandkroaten, immer noch gibt. Zwar sind wir nicht mehr so viele, aber wir sind immer noch da“.


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