KAMA: Wenn Asylwerber unterrichten

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  • Aktuelles Kursprogramm sowie Informationen über Angebote für Schulklassen: www.kama.or.at
KONTAKT: 
  • Wer gerne einen Kurs anbieten oder besuchen möchte, wendet sich an: info@kama.or.at

02.11.2011 | 17:35 | Anke Lamprecht und Nikolay Vinogradov

Der Verein KAMA bietet für AsylwerberInnen, MigrantInnen und Asylberechtigte eine Möglichkeit Kurse anzubieten und Wissen weiterzugeben – allen politischen Hürden zum Trotz und zum Nutzen aller Beteiligten.

Arbeiten zu wollen, nicht zu dürfen und trotzdem als faul oder Sozialschmarotzer zu gelten, ist für viele Asylwerbende traurige Realität. Wer, aus welchen Gründen auch immer, seine Heimat verlässt und sich entschließt in Österreich zu leben, nimmt all sein Wissen und seine Fähigkeiten mit – und sei es auch „nur“ die Muttersprache.

In Österreich wiederum gibt es Menschen die sich für Tanz, Kulinarik oder Sprachen aus aller Welt interessieren und eine Menge Geld für entsprechende Kurse ausgeben. Warum nicht direkt von jenen lernen, die ihre Kenntnisse „vor Ort“ erworben haben?

Zwischen potentiellem Angebot und tatsächlicher Nachfrage stehen politische Schranken und soziale Hemmschwellen. Die Umgehung dieser Hindernisse haben sich vier StudentInnen als Thema für ein Pflichtpraktikum im Rahmen ihrer Ausbildung zur Sozialarbeiterin ausgesucht. Ende 2006 entstand daraus der Verein KAMA, der derzeit von Sonja Pargfrieder, einem der Gründungsmitglieder geleitet wird. Der Name KAMA steht für Kursangebote von AsylwerberInnen, MigrantInnen und Asylberechtigten.

„Begegnungsräume schaffen“

Seit der Gründung des Vereins unterstützt KAMA all jene, denen Aufgrund des Asylrechts der Zugang zum Arbeitsmarkt versperrt ist, bei der Gestaltung und Durchführung von Kursangeboten. Deren Inhalte orientieren sich an den individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen der KursleiterInnen. „Das zentrale Anliegen ist, dass man Begegnungsräume schafft, in denen MigrantInnen und AsylwerberInnen mit der österreichischen Gesellschaft in Kontakt treten“, fasst es KAMA-Mitarbeiterin Victoria Binder zusammen.

Dieses Kennenlernen findet statt. Zum Beispiel jeden Montag im WUK, wenn Jola seinen KursteilnehmerInnen nicht nur westafrikanische Tanzschritte, sondern auch Musik-Hits aus seinem Geburtsland Gambia vorstellt. Nach beinahe neun Jahren Warten hat er mittlerweile seine Beschäftigungserlaubnis erhalten. Als Tanzlehrer steht er KAMA aber weiterhin zur Verfügung. Gemeinsames Kochen ist eine andere, genussvolle Art um miteinander in Kontakt zu kommen. Im Kurs „Armenisch kochen“ erklärt die Kursleiterin, trotz nicht perfekter Deutschkenntnisse, den richtigen Gebrauch der Zutaten und organisiert ihre „Mannschaft“ so, dass am Ende des Abends ein mehrgängiges Menü gemeinsam genossen werden kann. Das Bild rund um den großen Tisch der KAMA-Küche erinnert an ein familiäres Beisammensein.

Positive Teilhabe an der Gesellschaft

Das Angebot ist grundsätzlich gratis, doch am Ende jedes Kurstages freuen sich die KursleiterInnen über eine freiwillige Spende. Das Geld kommt zur Gänze den jeweiligen KursleiterInnen zugute. Wer nur wenig geben kann, ist genauso willkommen, denn der finanzielle Aspekt steht bei KAMA nicht im Mittelpunkt. Die Grundidee des Vereins bleibt die „Lockerung der fesselnden Hürden“ für AsylwerberInnen, wodurch eine „positive Teilhabe an der Gesellschaft“ ermöglicht wird. Der Verein ist diesbezüglich auf dem richtigen Weg, fand auch jene Jury, die KAMA 2011 mit der SozialMarie auszeichnete. „Wie könnte ein Hineinwachsen in die Mehrheitsgesellschaft besser funktionieren als über konkretes Zeigen, was man kann?“ heißt es in der Begründung.

Unterstützung willkommen

Da alle Mitwirkenden bei KAMA ehrenamtlich tätig sind, fallen zwar keine hohen Kosten an, aber für die Miete des kleinen Büros, für das Benutzen mancher Veranstaltungsräume oder für das Erstellen von Drucksachen ist Geld natürlich notwendig.

„Wir sind darauf angewiesen, dass es Leute gibt, die sich für uns in irgendeiner Form engagieren, sei es durch Soli-Feste oder durch das zur Verfügung stellen von Räumlichkeiten“, erklärt Sonja. Finanzielle Unterstützung von der Stadt Wien wurde von KAMA bislang abgelehnt, soll aber in Zukunft wieder neu diskutiert werden. Dabei geht es vor allem um die Erfüllung des Kriterienkatalogs der Stadt Wien zur Förderung von sozialen Projekten und um die darin enthaltenen Definitionen. Die Zielgruppe von KAMA besteht zu einem großen Teil aus Menschen, die eben nicht in die gängigen Raster passen.



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