Kinderkonzert: Musizieren macht Integration leichter

TAG DES KINDES
  • Die Türkei feiert seit 1927 am 23. April den Tag der Kinder – Kinderfest genannt. Seit der Erlangung der Souveränität der Türkei gilt das Kinderfest als gesetzlicher Feiertag.
  • Veranstaltung: Türkische und österreichische Kinderchöre spielen am Freitag, 25. April, ein internationales Konzert im Haus der Begegnung Rudolfsheim, Schwenderg. 41, 1150 Wien. 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

23.04.2008 | 19:14 | Aysun Bayizitlioglu

Der 23. April wird in der Türkei als Tag des Kinderfests gefeiert – auch in Österreich.

Der 8-jährige Federiko Bortolotti aus Italien hat eine türkische Mutter, lebt seit zwei Jahren in Wien, spricht mittlerweile fließend deutsch – und singt im „Wiener Türkischen Chor“. „Ich möchte auch gerne in einem österreichischen Chor singen“, erzählt er, „vor allem die Wiener Kinderoper finde ich cool.”

So abgedroschen es auch klingen mag: Musik kennt keine Grenzen. Und die Betreiber des Chors verstehen Kinder dementsprechend als Vorreiter für ein friedliches und tolerantes Miteinander.

Dieses Miteinander stellen die Kinder das nächste Mal am Freitag bei einem interkulturellen Kinderkonzert im Haus der Begegnung Rudolfsheim zur Schau. Anlass ist der „Tag des Kinderfests“, der in der Türkei am 23.April gefeiert wird. Staatsgründer Kemal Atatürk hatte diesen Tag, der gleichzeitig auch türkischer Nationalfeiertag ist, den Kindern gewidmet.

Seit die UNESCO das Jahr 1979 als „Jahr des Kindes” ausgerufen hatte, wird das Fest in der Türkei, aber auch in anderen Ländern, regelmäßig gefeiert. In Wien stehen hinter der Veranstaltung der Verein zur Förderung des Gedankenguts Atatürks in Österreich (ADD) und weitere türkische Vereine. Unterstützung gibt es auch von der türkischen Botschaft in Wien.

„Am leichtesten erfahren die Kinder ihre eigene Kultur und auch andere Kulturen spielerisch durch die Musik“, sagt ADD-Obmann Erol Güclü, „Deshalb haben wir vor fünf Jahren erstmals eine österreichisch-türkische Kooperation auf die Beine gestellt.”

Der türkische Generalkonsul Sedat Önal zieht einen Vergleich mit der Feier in seiner Heimat: „In der Türkei übernehmen die Kinder am 23.April symbolisch die Macht und sind für diesen Tag Staatspräsident, Minister oder Schuldirektoren. Auch in Wien sollen die Kinder dieses Gefühl erleben.”

Beispiel für Erwachsene

Deshalb hat sich auch Haydar Sar?, Referent für interkulturelle und internationale Aktivitäten in der Kulturabteilung (MA7) der Stadt Wien, entschlossen, die Veranstaltung finanziell zu unterstützen: „Bei dem Konzert übernehmen Kinder die Rolle von Berufsmusikern. Sie zeigen in friedlicher Atmosphäre kulturelle Zusammenarbeit und Respekt vor der anderen Kultur und sind damit ein gutes Beispiel für die Erwachsenen.”

Aber es sind nicht nur Menschen aus der türkischen Community, die aktiv am Konzert mitwirken: Bei der heurigen Veranstaltung werden neben dem Türkischen Kinderchor auch Schüler der Musikschulen Meidling und Ottakring sowie Absolventen der Kinderoper im Wiener Konzerthaus gemeinsam singen und musizieren. Franz Fellner von der Musikschule Ottakring hat mit seiner Mandolinengruppe türkische Lieder einstudiert, die er gemeinsam mit dem Chor aufführen wird. „Ich bin seit den Anfängen dabei. Zuerst fanden die Konzerte nur in kleinem Rahmen statt. Mit der Zeit wurde die Anzahl der Musiker und Zuhörer immer größer: aus einer kleinen musikalischen Runde wurde ein großer Chor.“

„Bringt Kulturen einander näher“

Ein großer Chor, der viel für das Zusammenleben türkischer und österreichischer Kinder geleistet hat: Die 10-jährige Benan Taner, die auch ein Klavierstück für das Konzert vorbereitet, erzählt: „Ich bin glücklich, dass ich hier viele österreichische und türkische Kinder kennengelernt habe.”

Die Türkei und Österreich sind aber nicht die einzigen Länder, die durch Musik zusammenwachsen sollen: „Unsere Kinder kommen aus Österreich, Spanien, Polen, Serbien, der Ukraine, Bulgarien, den USA, China und Indonesien“, sagt Georg Sanev, Leiter der Kinderoper des Wiener Konzerthauses, „gemeinsames Musizieren, Singen und Tanzen bringt die Kulturen einander näher und macht Kindern die Integration leichter.

Das Internationale Kinderkonzert findet bereits zum fünften Mal statt – und seine Bedeutung wächst von Jahr zu Jahr. Waren beim ersten Mal nur einige Eltern und Angehörige als Zuhörer dabei, werden heuer mehr als 500 Gäste erwartet. Und es sind nicht nur die Kinder, die davon profitieren: Das Konzert zeigt den Eltern mit Migrationshintergrund, wie sie ihren Kindern helfen können, ihre eigene und die österreichische Kultur spielerisch zu erfahren.

Noch ein Nebeneffekt: Beim gemeinsamen Feiern fällt auch der Kontakt zu den anwesenden Musikschullehrern leichter. Viele migrantische Eltern wüssten sonst gar nicht, an wen sie sich wenden müssten, um ihr Kind in einer Musikschule unterzubringen. Doch im Rahmen des Konzerts ist der erste Schritt zur Anmeldung in einer der österreichischen Musikinstitutionen schnell gesetzt.


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