Kunst für Gerechtigkeit: Serge Attukwei Clottey in Wien

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11.11.2013 | 13:21 | Belinda Kazeem

Von September bis Ende Dezember 2013 arbeitet der ghanesische gesellschaftskritische Künstler Serge Attukwei Clottey als Artist in Residence in der Kunsthalle Exnergasse im Wiener WUK. Seine Residency wurde durch die Zusammenarbeit mit der aus Ghana ansässigen Stiftung NUBUKE ermöglicht. Ab 19. November kann man im Wiener WUK nun seine in Wien entstanden Arbeiten sehen. Belinda Kazeem über einen außergewöhnlichen Künstler.

Wien – Er ist kein Künstler, der sich in sein Atelier zurück zieht und die Welt außen vor lässt. Im Gegenteil: es sind gesellschaftspolitische Verhältnisse, die ihn antreiben. Er sucht die Auseinandersetzung, will zum Denken anregen, Diskussionen auslösen, ja provozieren. Spektakulär ist ihm das 2012 in Accra gelungen. Clotteys Arme und Beine sind mit Seilen verbunden, diese sind in den Händen von weiteren, als Politiker_innen verkleideten Performer_innen. Er wird von ihnen, einer Marionette gleich, einmal hierhin, einmal dahin gezerrt. Mit lautem Geschrei, Geld und weiteren leeren Versprechungen wollen sie den Mann in der Mitte davon überzeugen, sie zu wählen. Irgendwann ist das Schauspiel zu Ende, der Mann sackt zu Boden, wird in den Teppich aus Wahlplakaten eingewickelt und auf die nächste Müllhalde geworfen. Whose Puppet are you?, so der Name von Clotteys Performance.

Diese hat in Accra für einiges an Aufregung gesorgt: Nur einige Tage vor den Wahlen, mitten auf dem Labadi Highway, einer der stark befahrensten Straßen der Millionenstadt. Im nationalen Fernsehen gab es für einige Tage kein anderes Thema mehr. Und nun wurden auch die Skeptiker auf ihn aufmerksam, diejenigen, die zuvor kein Interesse an seinen Arbeiten gezeigt hatten, weil sie ihnen zu politisch und zu wenig klassisch waren.

Auch in Wien Serge Attukwei Clottey sucht die Auseinandersetzung mit der ihn umgebenden Stadt. Er durchstreift die Straßen auf der Suche nach Gesichtsausdrücken, Geräuschen, Geschichten, die er aus Müll und achtlos weggeworfenen Objekten rekonstruiert. Das, was für andere nur Müll, wertloser Ballast ist, ist für Clottey eine Ressource, um die ihn umgebende Stadt zu erfahren. Eine Puppe im zerschlissenen Kleid, Bierdosen und chinesische Essstäbchen erzählen in seinen Kompositionen Geschichten von Ausgrenzung und Entwurzelung, aber auch Stärke und Überlebenswillen. In ihrer Essenz sind sie immer mit Wien, als Stadt, verbunden.

 

Serge Attukwei Clottey ist ein klassisch ausgebildetet Künstler, der mittlerweile in Amsterdam, Neapel, Birmimgham und jetzt auch in Wien ausgestellt hat. Am Beginn seiner Laufbahn ähnelte sein Stil dem seines Vaters, Seth Clottey, selbst ein bekannter Künstler. Doch dies sollte sich ändern, als er nach Brasilien ging, um Kunst zu studieren. Die Erfahrung im Ausland ließ Clottey noch wacher für globale Zusammenhänge werden, er begann sich mit Umweltverschmutzung, auseinanderzusetzen, mit Themen wie Migration und Diaspora. Er erkannte, dass er von nun an, seinen eigenen Weg gehen musste. Sein Markenzeichen, die gelbe Gallone mit der in Ghana Wasser vom Brunnen geholt wird, beginnt nun in schier unendlichen Variationen als Maske aufzutauchen. Wie Serge Atteikwu Clottey selbst sagt, ist die Gallone die Verkörperung von ihm selbst. Sie ist eines der Objekte, die unmittelbar mit seiner eigenen Existenz zusammenhängen. Seit er klein ist, hat er mit Gallonen zu tun. Und tatsächlich kann man in Ghana nicht an ihnen vorbeikommen. Mittlerweile dienen sie nicht nur zum Transport von Wasser, sondern fungieren zusammengestellt als Liegen, Sessel, ja sogar Betten.

Die Arbeit mit den Gallonen wird intensiver, und mehr und mehr kommt nun auch Clottey selbst ins Bild. Es reicht ihm nicht mehr Masken machen, er will selbst zu einer Maske werden. Seine mix-arted Installationen unterstreichen dabei den Wunsch seinen Körper als Austragungsort für Kämpfe um Zugang zu Wasser, Korruption und neokolonialistische Landnahmen zu nützen. Afrogallonism, ein Wort, dass aus der Verbindung der allgegenwärtigen Gallone mit dem Wort Afro zustande kommt, ist Clotteys Ventil, um Fragen von Zugang zu Ressourcen, neokolonialistischen Landnahmen und Umweltverschmutzung zu thematisieren. Die Endung –ism deutet an, dass es sich hier nicht nur um einen modischen Gag, sondern um eine Bewegung handelt. Und Clottey ist nicht alleine, er arbeitet mit einem Team an Performer_innen, Stylist_innen, Tischler_innen … Einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Zusammen intervenieren sie im öffentlichen Raum, irritieren durch ihre Performances und arbeiten, innerhalb der von Clottey ins Leben gerufenen Stiftung Attukwei Art Foundation mit Jugendlichen.

 

Serge Attukwei ist ein Künstler, der das Atelier verlässt, um gemeinschaftlich aufzubegehren. Ein Künstler, für den Kunst das einzige Mittel ist, um den Wahnsinn unserer heutigen Zeit – Umweltverschmutzung, globale Verteilungskämpfe, Rassismus und Ausgrenzung – zu bekämpfen. Seine Arbeiten halten uns dabei einen Spiegel vor Augen. Es liegt an uns, hineinzublicken und zu handeln.


ein Kommentar

  • Mr Adebayo Idris

    Adebayo Idris Visual was born in a small province in lagos states,nigeria 3,000m above the sea-level, in the southern area of the fortier lagos.he started drawing and painting at the age of seven- animals,human figure mostly''- and he says, his techinics and styles evolved as he he grew older and matured in the time he spent in different africa country. his inspiration for the human figure and study of anatomy really make an huge impact in his work today showing the african easthestic feel and originality in his work. he has been paiting professionally his entire life adult life and has the ability to skillfully capture the eye and imagination of his audience.he says he had never had any former training in art.in any aspect,he opposes the concept.''going to an art school can only teach you the history of art.it can tech you different art times.the styles and the great master,but it cannot teach you to paint from the soul.this must be born in you.for me great art is an expression of an impression communications of ideas with the mediums you are familiars with.and that is freedom. I m inspired by all the great expressionist who have gone before. Adebayo's unique style of brushs strokes and the evocative colors composition has made him different in his african style and approach.his art is rarely concordant blend of colors and shrokes which set for an eye-cathing vibrancy.Although his colors are bold and imaginative,also compelling to his work.''when i see an image that strikes me,i try to flash it on a canvas before it flip away from my memory. for Adebayos, it is all about passion-pasion for his family,his art, his music and friends. Geschrieben um 25. November 2013 um 06:59 Uhr Antworten

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