Roma in Österreich: Ein Buch verrät vieles
22.10.2008 | 8:06 | REDAKTION
In Europa leben sieben bis zwölf Millionen Sinti und Roma. Ein neues Buch beleuchtet die Situation in Österreich.
WIEN (red.). „Die Umstände, unter denen Roma in Europa leben, sind für das 21. Jahrhundert inakzeptabel.“ Diese vernichtende Bilanz zieht der Vorsitzende der EU-Kommission, José Manuel Barroso. Gleichzeitig ruft er die Mitgliedsländer auf, diese Zustände zu ändern.
Die Spitze des Eisbergs sind die jüngsten Entwicklungen in Italien, wo Daten von Roma gesondert erfasst werden, oder Entwicklungen in Rumänien, der Slowakei oder der Tschechischen Republik: Hier haben Bürgermeister durchgesetzt, dass um Roma-Siedlungen eine Mauer gezogen wird. Viele dieser Viertel, in denen überwiegend Angehörige dieser Volksgruppe leben, rufen bei Besuchern Bilder von Slums in den ärmsten Ländern der Welt in Erinnerung.
Vier Todesopfer
In Österreich ist die diesbezügliche Entwicklung nicht so drastisch, wohl aber halten sich Vorurteile gegen Roma hartnäckig. In die Schlagzeilen ist die Volksgruppe geraten, als Roma in Oberwart Ziel eines Anschlags wurden, bei dem 1995 vier Menschen ums Leben kamen.
Dem wechselvollen Schicksal der Roma widmet sich ein Buch, das am Montagabend im Parlament präsentiert worden ist: „Roma – Österreichische Volksgruppe. Von der Verfolgung bis zur Anerkennung“ (Drava-Verlag). Autor ist Rudolf Sarközi, der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates.
„Wenn man sieht, was sich heute an Gleichgültigkeit in der öffentlichen Politik abspielt, dann glaubt man gar nicht, dass es eine Politik gibt“, so Sarközi. „Wo bleibt hier der Aufschrei?“
Bei der Präsentation prangert er nicht nur derartige Entwicklungen außerhalb Österreichs an, sondern auch im Land selbst. Das Klima für Volksgruppen leide etwa dadurch, dass es „Sonderanstalten für Asylwerber“ gebe.
Die Roma wurden als Volksgruppe in Österreich 1993 anerkannt.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 22.10.2008)