„Wenn Menschen töten – Steckt in jedem von uns ein Mörder?“

ÜBER DAS BUCH:
  • Wenn Menschen töten - Steckt in jedem von uns ein Mörder?
  • Autorin: Heike Lettner
  • Goldegg-Verlag, Februar 2012, € 22,00
 

21.05.2012 | 13:39 | Nikolay Vinogradov

Ob jeder und jede in der Lage ist einen Mord zu begehen? Der Antwort auf diese erschütternde Frage geht die Autorin Heike Lettner in ihrem neu erschienenem Buch nach. Sie ist Klinische und Gesundheitspsychologin, arbeitet in einer Justizanstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher und beschäftigt sich mit Gefährlichkeitsprognosen und psychologischer Diagnostik. Mit M-MEDIA sprach sie über ihr erstes Buch. Nikolay Vinogradov stellte die Fragen. 

Was hat sie dazu bewegt ihr erstes, in diesem Frühjahr erschienenes Buch „Wenn Menschen töten – Steckt in jedem von uns ein Mörder?“, zu schreiben?

Der Goldegg-Verlag ist mit dem Thema an mich heran getreten und ich habe mich entschieden, die Herausforderung anzunehmen.

Wie schnell können wir auf der „dunklen Seite“ landen?

Wie schnell bzw. auf welchem Weg jemand auf der „dunklen Seite“ landet, hängt natürlich immer auch von der Person bzw. von der Situation ab, in der sich jemand befindet. Eine dunkle Seite haben wir alle, wir haben nur gelernt sie im Zaum zu halten. Aber ich denke, dass es jedem von uns passieren kann. Zum Beispiel in einer Kriegssituation oder wenn der Partner, die Frau, die Kinder in Gefahr sind.

Steckt in jedem von uns ein Mörder?

Unter gewissen Voraussetzungen ist wahrscheinlich jeder in der Lage wäre zu töten, das versuche ich in meinem Buch zu beleuchten. Ich versuche auch, Hintergründe zu erklären, wie so etwas passieren kann. Informationen zu geben, zum Beispiel zu verschiedenen psychischen Erkrankungen und so auch Vorurteile abzubauen. Es geht nicht darum, Entschuldigungen zu finden, sondern Erklärungen.

Ihrem Buch zufolge werden 90 Prozent der Gewalttaten und Morde von Männern verübt. Wieso das?

Das ist eine Zahl, die über die Zeit und in der Literatur gleich geblieben ist. Biologisch gesehen spielen unter anderem verschiedene Hormone eine Rolle – wie zum Beispiel Testosteron. Der Testosteronspiegel ist bei Männern höher und mit ein Grund für den höheren Anteil bei Gewalttätigkeiten. Es gibt auch Unterschiede in bestimmten Hirnarealen, die Forscher verantwortlich machen.

Wie werden sich Gewaltverbrechen in der nächsten Zeit entwickeln? Ist es für sie möglich derartige Prognosen aufzustellen?

Nein, dazu kann ich wirklich nichts sagen. Man hat aber durch die Berichterstattung oft das Gefühl, dass immer mehr und immer Schrecklicheres passiert.

In ihrem Buch arbeiten Sie mit zahlreichen Fallgeschichten. Beziehen sie sich dabei auf ihre Erfahrungen aus dem Berufsleben?

Die Fälle verstehen sich als Fallgestaltungen, die auf meiner beruflichen Erfahrung beruhen. Es sind aber keine realen Klientenfälle. Auch die Namen sind frei erfunden. Die realen, meist amerikanischen Fälle, sind nachrecherchiert.

Gibt es literarische Vorbilder für Sie? Autoren, die Sie durch ihre Haltung und ihre Art zu schreiben, beeinflusst haben?

Ich lese sehr gerne Stephen King, Michael Connelly und Kathy Reichs. Aber von Inspiration in dem Sinne würde ich nicht sprechen, da es sich bei meinem Buch um ein Sachbuch handelt und nicht um Fiktion. Ich würde mir auch nicht anmaßen, mich mit diesen Kapazundern in eine Reihe zu stellen.

Wie sah die Recherche für das Buch aus?

Die Recherche bestand aus wahnsinnig viel lesen, Bücher sowie im Internet. Ich bin auch auf sehr viele Fernsehreportagen gestoßen, die ich mir dann angesehen habe. Ich habe ca. 10 Monate an dem Buch geschrieben, meistens an den Wochenenden.

Gibt es schon Pläne für ein neues Buchprojekt?

Nein, die gibt es nicht, das bleibt vorerst ein einmaliges Abenteuer. Im Moment konzentriere ich mich auf den Abschluss meines Masterstudiums, das ich neben meiner beruflichen Tätigkeit vor 2 Jahren begonnen habe.




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