Migranten als Straßenkünstler

20.07.2012 | 9:47 | Hülya Tektas

Stadtbild. Straßenkünstler gibt es in fast allen europäischen Städten. Sie verändern das Stadtbild, unterhalten die Touristen und beleben den Alltag der gestressten Stadtbewohner. Auch Migranten leisten ihren Beitrag dazu.

Wien. Das Interesse der Touristen an seinen Zeichnungen ist groß. In der Innenstadt von Wien malt Sladko nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Österreich, sondern auch weniger spezifische Motive wie Blumen und Landschaften. Auf Wunsch zeichnet er sogar Karikaturporträts – die, sagt er, seien aber in den letzten Jahren eher aus der Mode gekommen.

Als er vor 28 Jahren aus Bulgarien nach Österreich auswanderte, musste er zunächst einige typische Gastarbeiterjobs annehmen. Vor etwa zehn Jahren begann er, neben seinem Alltagsjob auch als Straßenkünstler zu arbeiten. Zwei Gründe waren für diese neue Beschäftigung ausschlaggebend: Zum einen konnte er auf diese Weise endlich Anerkennung für seine Arbeit bekommen. Zum anderen verdient er so nebenbei auch noch etwas Geld mit seiner Kunst.

„Gaukler, Musiker, Maler, Pantomimen, Zauberer, Puppenspieler oder Tänzer sind als Straßenkünstler aus dem Stadtbild der urbanen Welt nicht wegzudenken“, meint Sladko. Sie machten die Straßen von Großstädten sowohl für die Einheimischen als auch für die Touristen attraktiver. Und er leiste mit seinen Aquarellbildern und Karikaturen ebenfalls einen Beitrag dazu.

Auch die Studentin Aurelia nutzt den öffentlichen Raum für ihre Kreativität. Die Straßen von Wien sind die Bühne der Spanierin, die mit ihrer Vorliebe für Singen und Tanzen ihr Schauspielstudium in Österreich finanziert. Sie glaubt, dass der Zugang zur Kunstszene vor allem für Migranten schwierig ist. Ihr sei bewusst, dass sie aufgrund ihres Aussehens und Akzentes nur bestimmte Rollen bekommen würde. Als Straßenkünstlerin habe sie dagegen die Freiheit, ihr Programm selbst zu bestimmen. „Besonders für Künstler mit Migrationshintergrund ist Tanzen, Malen, Zeichnen und Musizieren auf öffentlichen Plätzen eine Möglichkeit, ihre Talente, aber auch die eigene Kultur sichtbar zu machen.“

Bewilligung notwendig

Künstlerische Darstellungen an öffentlichen Orten sind in Österreich bewilligungspflichtig. Die Bestimmungen für eine Platzkarte fallen in die Zuständigkeit der Gemeinden. In Wien ist die Magistratsabteilung 36 dafür zuständig. Wichtigste Regel der Straßenkunst ist, dass sie für kurze Zeit, an öffentlichen Orten, ohne bühnenmäßige Ausstattung und unentgeltlich veranstaltet werden muss. So leben die Künstler von freien Spenden. Wer, wo, was, wie lange machen darf, wird von den Gemeinden individuell geregelt.

Allerdings gelten mit Juli in Wien und Graz strengere Regeln für Straßenkunst. Neu geregelt wurden nicht nur Spielzeit und Standorte, sondern auch Lärmgrenzen. Sowohl Aurelia als auch Sladko können nachvollziehen, dass damit die Anrainer geschützt werden sollen – allerdings werde ihre Arbeit dadurch auch erschwert. Umso mehr freuen sie sich auf das Pflasterspektakel – das internationale Straßenkunstfestival in Linz findet dieses Jahr von 19.bis 21.Juli statt. Ein guter Ort, um sich und seine Kunst einem breiteren Publikum zu präsentieren.


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