Staatsoper Solistin Kushpler sieht Migrationshintergrund als Vorteil für die Opernwelt

ukrainische Opernsängerin
EVENTS 15. Oktober 2015, 19h
  • Kassensaal der Österreichischen Nationalbank (Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien)
  • Benefizkonzert
  • Link zur Veranstaltung
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29. November 2015, 19h
  • Wiener Konzerthaus,  Schubert-Saal (Lothringerstraße 20, 1030 Wien)
  • Galakonzert zum Abschluss der Ukrainischen Kulturtage
  • Link zur Veranstaltung
Über Zoryana Kushper
  • > 1975: Geburt in Lviv (Lemberg), Ukraine
  • > 1998: Hochschule für Musik in Hamburg
  • > 2000: Stipendiuem der Oscar und Vera-Ritter Foundation
  • > 2000: Erster Preis beim ARD Musikwettbewerb in München
  • > 2004 - 2006: Ensemble des Stadttheaters Bern (Schweiz)
  • > Seit 2006 Wiener Staatsoper

24.09.2015 | 17:08 | Iuliana Matusova

Die ukrainische Mezzosopranistin Zoryana Kushpler ist Solistin der Wiener Staatsoper und lebt schon seit 8 Jahren in Österreich. Zuvor hat sie in Deutschland studiert, dann in der Schweiz gearbeitet. Trotzdem spürt sie noch immer eine große Verbundenheit zu ihrer Heimat. In einem Interview mit M-MEDIA teilte sie uns ihre Erfolgsgesichte mit und erzählte warum sie Migrationshintergrund als ein Vorteil für die Opernwelt sieht.

M-MEDIA:  Können Sie sich bitte für unsere LeserInnen vorstellen?

Zoryana Kushpler: Ich bin in einer Musikerfamilie in Lviv (Lemberg) in der Westukraine geboren. Mein Vater war Opernsänger und später mein Gesangslehrer, meine Mutter ist Pianistin und meine Zwillingschwester Olena hat dann ihren Beruf auch geerbt.

Wo haben sie Musik studiert?

Ich habe in meiner Geburtsstadt die Solomiya Krushelnytska Musikschule besucht wo ich zuerst Geige studiert habe und dann die  Mykola Lysenko Musikakademie wo ich Gesang bei meinem Vater Studiert habe. Dann ging ich zum weiteren Studium nach Hamburg.

War die deutsche Sprache für Sie in Hamburg ein Hindernis?

Nein. Damals konnte ich schon sehr gut italienisch sprechen (das war ein Pflichtfach an der Musik Akademie in Lemberg). Ich wusste wie eine Sprache funktioniert und das war natürlich eine große Hilfe.  Ich liebe Sprachen! Ich spreche selbst sechs: ukrainisch, russisch, polnisch, deutsch, englisch und italienisch und noch etwas französisch.

Muss man als Opernsänger wirklich so viele Sprachen sprechen?

Eigentlich ist es unterschiedlich. Es gibt Sänger, die sprechen nur eine Sprache aber trotzdem können sie auf andere Sprachen singen, weil  sie das von Gehör lernen.

Haben Sie damals Schwierigkeiten mit der Integration in Deutschland gehabt?

Wissen Sie, Studentenzeiten sind schon eine perfekte Zeit und ein perfektes Alter um etwas Neues auszuprobieren. Man ist jung, offen, oft nicht irgendwie gebunden, ich meine keine Familie, Kinder. Ich denke gerne an die Zeiten an der Hamburger Musikhochschule zurück. Während des Studiums ist bei uns alles sehr international gewesen, was natürlich eine zusätzliche Erleichterung ist. Ungefähr 80% der Studenten waren aus anderen Ländern. Wir haben uns gegenseitig geholfen.

Warum sind Sie nach Wien gezogen?

Ich habe gerade in Valencia gesungen und bekam einen Anruf von meinem Agenten. Die Wiener Staatsoper suchte gerade ein Mezzo Sopran. Das hat mich interessiert. Ich habe meinen Koffer gepackt und bin nach Wien geflogen. Dort habe ich vorgesungen und es hat geklappt!

Warum haben Sie beschlossen Opernsängerin zu werden?  

Das war eine „natürliche“ Entscheidung. Ich war zwei Jahre alt als ich zum ersten Mal in die Oper mit meinen Eltern ging und dort habe ich mein Herz gelassen…

Können Sie sich noch daran erinnern?  

Ich weiß es nicht mehr, aber ich glaube, es war  entweder die italienische „La Traviata“ von Verdi oder „Eugen Onegin“ von Tschaikowski. Allerdings hat da mein Vater gesungen, das ist sicher! Ich war sofort begeistert. Das werde ich nie vergessen. Diese Begeisterung von Opernkunst ist bis heute geblieben. (lach)

Haben sie damals die Oper verstanden?

Ja, also, ich weiß nicht wie das alles ein Kind aufnimmt, aber ich fand das einfach ganz-ganz toll.

Seit 8 Jahren leben Sie in Wien. Viele meinen, dass Wien eine ideale Stadt für MusikerInnen ist. Wie ist ihre Meinung dazu?

Ja, natürlich. 100 Prozent! Ich finde, dass Wien für MusikerInnen, besonders für OpernsängerInnen, wahrscheinlich einer der besten Orte der Welt ist. Die Stadt hat auch sehr viele Kultur Traditionen und bewahrt  sie sehr sorgfältig. Es gehört  zum Guten Ton in die Museen und Oper zu gehen… Und noch dazu: Wien liegt sehr mittig in Europa. Man ist in 1,5 Stunde in Paris, Brüssel, Berlin, Hamburg, in der Ukraine auch.

Wie viele Kollegen von Ihnen in der Wiener Staatsoper haben Migrationshintergrund?

Ganz viele, ich schätze mehr als 50%. Kunst war, ist und bleibt international!

Aus welchen Ländern kommen die?

Sehr viele! Zum Beispiel aus Rumänien, Amerika (USA), Russland Frankreich, Mexico, Spanien, Australien und eben Ukraine.

Spüren Sie wirklich Unterschiede zwischen Lebensansichten in der Ukraine und in Österreich?            

Wissen Sie, ich komme aus Lemberg und Lemberg hat 150 Jahre zu Österreich gehört. Ich glaube, wir Lemberger haben sehr viel von der   Österreichischen Mentalität geerbt. Wien ist mir sehr vertraut. Hier fühle ich mich absolut Zuhause.

Aber ist das mit der Zeit so geworden?

Nein, es war vom Anfang an so. Und das ist für mich schon wichtig, dass ich von meiner Stadt ein bisschen etwas hier habe zum Beispiel Architektur und nicht zuletzt die Kaffeehauskultur.

Haben Sie manchmal Heimweh?

Ja. Ich versuche so oft wie Möglich nach Hause zu fliegen. Es klappt leider nicht so oft. Ich habe beruflich viel zu tun und vor kurzem bin ich auch Mutter geworden. Aber ich hab das Glück, dass viele Freunde aus meiner Heimat mich in Wien besuchen.

Treten Sie manchmal in der Ukraine auf?

Mein letztes Konzert habe ich in Lemberg Ende August gegeben. Ich versuche mindestens ein Mal im Jahr dort aufzutreten.

Ist das für Sie etwas besonderes Zuhause Konzerte zu geben?

Immer! Ich freue mich so sehr in meiner Stadt aufzutreten und das ist für mich eine Extraverantwortung!

Wie denken Sie, dürfen sich überhaupt KünstlerInnen in die politischen Prozesse einmischen?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Es kommt darauf an wie. Das Problem ist, dass oft KünstlerInnen für Propaganda, für falsche Dinge ausgenutzt werden können.

In einem Interview für die ukrainische Online-Medien „Storinka.at“ haben Sie erwähnt, dass trotz österreichischer Staatsbürgerschaft, würden Sie gern ihren ukrainischen Pass behalten. Warum?

Ich glaube nicht, dass man seine Staatsangehörigkeit so leicht abgibt, besonders in dieser Zeit wo es ein Krieg in meinem Land gibt. Ich würde gern die ukrainische Staatsbürgerschaft behalten. Mein Sohn hat die auch.

Der Vater von Zoryana Kushpler, Igor Kushpler, war ein bekannter ukrainischer Opernsänger (Bariton) und Gesang Profesor. Im Jahre 2012 tödlich verunglückte in einem Autounfall. 

 


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