Ausstellung: „Migration on Tour“ wieder in Wien

INFO:
  • "Migration on Tour" von 3. bis 21.7.2012 in den Schaufenstern der wienXtra-jugendinfo, 1., Babenbergerstraße 1/Ecke Burgring Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi 14:00-19:00, Do, Fr, Sa 13:00-18:00
  • http://www.migrationontour.at/

09.07.2012 | 17:49 | Christina Putz

Vom 3. Juli bis 21. Juli wird in den Schaufenstern der WienXtra Jugendinfo am Burgring Migration sichtbar. Die Wanderausstellung „Migration on Tour“ wurde vom Demokatiezentrum Wien in Kooperation mit der Initiative Minderheiten entwickelt.

Wenn die Worte Migration und Einwanderung fallen, denken viele an Einwanderer die von der Türkei oder den Oststaaten nach Österreich kommen. Fakt ist aber, dass rund 740 Millionen Menschen Binnenmigranten sind, die innerhalb des regionalen Raumes wandern. Im Vergleich dazu sind nur 37 % der 214 Millionen internationalen Migranten nach Europa gewandert und weniger als 1% kommen von Afrika in den „reichen“ Norden. Und es leben ca. 214 Millionen Menschen nicht dort, wo sie geboren wurden, sondern sind migriert. Das Demokratiezentrum Wien hat gemeinsam mit der Initiative Minderheiten sowie der Unterstützung von Schülerinnen und Lehrerinnen die Ausstellung „Migration on Tour“ entwickelt. Sie ist seit 3. Juli  in den Schaufenstern der WienXtra Jugendinfo am Burgring  zu sehen. Die Ausstellung zeigt, dass Migration nichts ist das von heute auf morgen geschehen kann sondern ein fortlaufender Prozess ist. Um die Bevölkerung auf das Thema Migration aufmerksam zu machen und aufzuklären hat man auf insgesamt 14 Stationen, in Form von Plakaten, aktuelle Zuwanderertrends sowie die Geschichte der Migration in Österreich dargestellt.

Die Geschichte der Gastarbeiter

Eine dieser Stationen, nämlich die 7. Station nennt sich „Das Gastarbeitermodell – Vom Konzept zur Realität“. Doch was ist ein Gastarbeiter überhaupt? Als Gastarbeiter werden jene Menschen beschrieben, die in einem Land zwar arbeiten, aber nicht dauerhaft dort leben sollen. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den 1960er und 1970er Jahren wurden in Österreich auch mehr Arbeitskräfte benötigt. Also wurde von der Politik ein Anwerbeabkommen mit Spanien, der Türkei und Jugoslawien beschlossen. Das erste Anwerbeabkommen – Büro eröffnete 1964 in Istanbul, wo 1971 auch der erste Bustransport nach Österreich startete. Schon bald wurde der einmillionste Gastarbeiter, der Portugiese Armando Rodriguez de Sá mit einem Moped als Willkommensgeschenk in der Bundesrepublik begrüßt. Doch eben diese Arbeiterinnen und Arbeiter sollten nach einigen Jahren wieder zurück in ihre Heimatländer, da weder von Österreich noch von den Herkunftsländern eine dauerhafte Niederlassung erwünscht war. Da viele Familienangehörige nachgezogen waren, wurde aus der Gast – Arbeitermigration bald eine dauerhafte Zuwanderung. Doch besonders in den Zeiten der Wirtschaftskrise 1973, als man keine Arbeiter mehr benötigte, offenbarte sich die Problemlage. Für die Politik und die Gewerkschaft stellte die sesshaft gewordenen Migranten ein großes Problem dar.

Rassismus mündet im Ausländer-Volksbegehren

Der Alltagsrassismus wurde salonfähig. Das bekannte Kolaric-Plakat, das für Toleranz und gegen Rassismus werben sollte, wurde mit dem Satz „Tschuschen raus“ angesprayt. Immer heikler wurde die Entwicklung auch als die FPÖ 1993 ein Ausländer-Volksbegehren einbrachte. Forderungen waren etwa die Aufstockung der Polizei und die Ausweispflicht für Ausländer am Arbeitsplatz einzuführen. 416.531 Menschen stimmten dem Volksbegehren zu, aber mehr als 250.000 demonstrierten dagegen. Ein Lichtermeer am Wiener Heldenplatz repräsentierte die Ablehnung gegenüber der Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung.

Migration und Medien

Station 10 „Migration – Ein Fall für die Medien?“ beschreibt und analysiert den Umgang der Medien und Medienvertreter mit dem Thema Migration. Unter anderen werden Artikel der Kronen Zeitung analysiert. Ein prägnantes Beispiel: „Ermordeter Pole mit Türken-Szene verbandelt“. Der unbedachte Umgang mit Synonymen die Zuwanderer und Asylwerber beschreiben wird kritisiert. Durch den saloppen Schreibstil und Gebrauch demographischer oder sozialer Tatsachen werde die Objektivität nicht mehr gewährleistet. Wenn ein Artikel über Straftaten von „Österreichern“ veröffentlicht wird, bezieht man sich dagegen kaum oder nie auf Herkunft oder soziale Umstände. Es werden aber auch lobenswerte Beispiele angeführt. Medien für Migranten wie etwa das Gratismagazin „Biber“, „Glasnik“, sowie daStandard.at und die von M-MEDIA gestaltete Integrationsseite der „Presse“. Gleitet werden sie von Menschen mit Migrationshintergrund, die auch selbst dafür schreiben.

Was ist Integration?

Den vorletzten Halt macht man bei Station 13: „Integration – Ein Begriff, viele Bedeutungen“. Sowohl Soziologen und Migrationsexperten, aber auch Unterhaltungskünstler definieren den Begriff persönlich und erklären was er für sie bedeutet und warum Integration so wichtig ist. Der deutsch – türkische Comedian Kaya Yanar sagte dazu: „Wenn ein deutsch-türkischer Comedian auf die Bühne geht, ohne zu thematisieren, dass er Deutschtürke ist, ist das vollendete Integration.“


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Christina Putz