Journalisten mit Migrationshintergrund gesucht

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13.07.2011 | 9:40 | Ania Haar

Mit gezielten Maßnahmen sollen nun auch Medien in den Prozess der Integration eingebunden werden. Deshalb werden auch Journalisten mit Migrationshintergrund gesucht.

Wien. „Natürlich ist es ein Unterschied, ob jemand durch eigenen Migrationshintergrund eine anderen Zugang, eine andere Sichtweise hat, die man auch den Zuschauern und Lesern mitteilen kann“, sagt Souad Mekhennet, Reporterin der „New York Times“ und des ZDF in einem Interview für das deutsche „medium magazin“. Aus diesem Grund setzen US-Medien schon seit Jahrzehnten verstärkt auf Journalisten wie sie.

Während auch in Deutschland eine kontinuierliche Öffnung der Medien zu beobachten ist, steckt die Entwicklung in Österreich in den Kinderschuhen. Dabei sei die kulturelle Kompetenz heute wichtiger denn je für den Journalistenberuf, so die Reporterin, deren Eltern aus Marokko und der Türkei stammen.

In dem am vergangenen Mittwoch vorgestellten Integrationsbericht (siehe Artikel ) wird die Förderung von Journalisten mit Migrationshintergrund explizit vorgeschlagen. Konkret finden sich die Vorschläge eines Medienpreises für Integration sowie die Etablierung von Stipendienprogrammen für Jungjournalisten. Zudem ist eine Art Selbstverpflichtung für die Medien angedacht. Mittels Code of Conduct (Verhaltenskodex) sollen Medien professioneller über Migranten berichten können. Ein Handbuch für Medienmacher soll dabei Hilfe bei Begriffsunsicherheiten, etwa in der Unterscheidung zwischen Migranten und Asylwerbern, schaffen.

Die Idee der Einbindung von Journalisten mit Migrationshintergrund ist zwar nicht neu, aber bis jetzt von politischer Seite noch nicht forciert worden. Bereits im Integrationsbericht von Ex-Innenminister Günther Platter wurde festgestellt, dass ein großer Bedarf an objektiver Information in Bezug auf Fragen der Migration und Integration gegeben ist. Vor allem die positiven Aspekte des interkulturellen Zusammenlebens und der Integrationsarbeit sollten dargestellt werden.

Im Nationalen Aktionsplan Integration von Platters Nachfolgerin Maria Fekter wurden Medien im Bezug auf die Integration am Rande angesprochen, jedoch ohne konkrete Maßnahmenvorschläge. Anders im neuen Integrationsbericht. Dort wird den Medien eine besondere Verantwortung für den Umgang verschiedener Bevölkerungsgruppen miteinander und somit für das Gelingen von Integration zugeschrieben.

0,5 Prozent Migrantenanteil

Und auch wenn es in den letzten Jahren eine Reihe von Projekten gegeben hat, die zu einem besseren Verständnis von Integration beigetragen haben, existieren kaum Förderprogramme von Journalisten mit Migrationshintergrund. Eine noch nicht veröffentlichte Studie der Universität Wien zeigt, dass lediglich 0,5 Prozent der Journalisten in Österreich Migrationshintergrund haben.

 

(ANIA HAAR, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 13.07.2011)


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