Journalisten Report übergeht interkulturelle MedienmanagerInnen

  • Der Journalisten-Report IV: Medienmanagement in Österreich
  • veröffentlicht im August 2013
  • HerausgeberInnen Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin, Daniela Kraus
  • mit Praxiskommentaren von Gerlinde Hinterleitner, Nikolaus Koller, Peter Kropsch, Hermann Petz, Claus Reitan und Alexander Wrabetz
  • Medienhaus Wien
  • Facultas, € 24,40

26.02.2014 | 13:00 | Tamara Tanasijevic

Der Journalisten-Report IV widmet seine aktuelle Ausgabe dem Bereich Medienmanagement in Österreich. Von rund 800 MedienmanagerInnen wurden 131 nach Arbeitsschwerpunkten und Tätigkeiten, Werdegang und Rollenselbstverständis, sowie nach Einschätzungen und Trends im Journalismus und in der Medienlandschaft befragt. Doch inwiefern werden interkulturelle Medienschaffende in diesem Bericht berücksichtigt? Eine Rezension von Tamara Tanasijevic.

„Noch nie gab es so viele Medienexperten (…)“ – Mit diesen erfreulichen Worten wird das Vorwort zum Journalisten-Report IV eingeleitet. Die österreichische Medienlandschaft befindet sich im permanenten Wandel und hat an Vielfalt reichlich dazugewonnen. Es haben sich nicht nur die Kommunikationswege dank Digitalisierung und Internet erweitert, sondern auch neue professionelle Medienmacher etabliert, deren Schwerpunktarbeit im interkulturellen Bereich liegt. Printmagazine wie BIBER, ZAMAN, BUM oder KOSMO leisten einen wichtigen medialen Beitrag abseits der Mainstreammedien. Deren Existenz wird im aktuellen Journalisten-Report IV aber leider nicht registriert.

Besonders interessant erscheint im Report die Trend-Analyse von Nikolaus Koller, in der Diversity als „die neue Vielfalt im Medienmanagment“ angesprochen wird. Unter diesem Begriff behandelt der Autor die Entwicklung der Medieninstitute von einem „closed shop“ (Jobdurchlässigkeit in und aus anderen Bereichen ist kaum gegeben) zu einem Sektor, der Experten aus anderen akademischen Disziplinen leichter zugängig gemacht wird. Seine Analyse beruht auf dem Standpunkt, dass sich Diversität am Medienmarkt durch sogenannte „Patchwork-Lebensläufe“ erschließen wird, die den Einstieg ins Medienmanagement vereinfachen werden. Auf dieser Veränderung beruht die Auffassung und Definition des Autors von Diversity. Dieser Umstand allein macht Diversität allerdings nicht aus.

Um das Thema Diversity im Medienmanagement vollständig zu analysieren, sollte man die Ausführung allerdings auf alle Kernbereiche (Alter, Behinderung, Ethnische Zugehörigkeit, Sexuelle Orientierung, Geschlecht, Weltanschauung) ausweiten, statt sich hier nur mit dem Genderthema auseinanderzusetzen. Die Angaben dazu lauten, dass die weibliche Beteiligung im Medienmanagement aktuell nur 25 Prozent beträgt. Laut Koller soll sich das aber ändern: Die Frauen sind am Vormarsch.

Wie ist es aber um die MedienmanagerInnen mit Migrationshintergrund bestellt? Wie lauten die Prozentzahlen? Hier werden die Defizite im Umgang mit der neuen Medienlandschaft und dem Thema Diversity deutlich. Eine kurze Bemerkung finden wir bloß in Form von zwei Sätzen, näher wird der Sachverhalt nicht erläutert. Es ist allerdings eine unbestreitbare Tatsache, dass JournalistInnen mit anderer ethnischer Zugehörigkeit genauso fixer Bestandteil der heimischen Medien sind. Sie arbeiten in allen wichtigen Pressehäusern und führen auch ihre eigenen Medienunternehmen, darunter auch als MedienmanagerInnen. Warum schenkt man Ihnen also nicht die erforderliche Aufmerksamkeit?

Diese Perspektive wird, enttäuschenderweise, im Journalisten-Report IV gänzlich ausgeblendet. Dabei wäre die Erwähnung von interkulturellen Medienexperten äußert wichtig gewesen. Stattdessen wird das Augenmerk, wie bisher üblich, nur auf die großen Mehrheitsmedienhäuser gelegt.


ein Kommentar

  • Bianca

    Sehr schade, dass die überaus positive Entwicklung der Zunahme an interkulturellen Printmedien - und damit an interkulturellen Medienschaffenden in Österreich - darin nicht die gebührende Beachtung findet. Dabei beeinflussen und bereichern sie ja erfreulicherweise (nicht nur die Print-) Medienlandschaft hierzulande immer mehr. Zu dem Thema gibt es bereits zahlreiche österr. Studien, die hier anscheinend nicht in den Bericht eingeflossen sind. Dabei sollten MedienexpertInnen diesbezüglich eigentlich am neuesten Stand sein(?). Geschrieben um 26. Februar 2014 um 15:11 Uhr Antworten

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